CO2-Freier Nahverkehr:Bussi, Bussi für die Energiewende

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Freuen sich über die neuen Wasserstoff-Busse: Tobias Brunner (MVV), die beiden Busunternehmer Josef Ettenhuber und Martin Geldhauser, Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß, MVV-Geschäftführer Bernd Rosenbusch und Münchens Landrat Christoph Göbel (von links). (Foto: Christian Endt)

Bei den Firmen Ettenhuber in Glonn und Geldhauser in Brunnthal fährt man künftig mit Wasserstoff - zumindest ein bisschen.

Von Wieland Bögel, Glonn/Brunnthal

Kurz vor 12 in Schlacht bei Glonn. Rund um das Ettenhuber-Betriebsgelände parken einige Busse, denn der große Hof ist an diesem Freitag reserviert für den neuesten Neuzugang der Flotte - der auch auf den zweiten Blick, vielleicht abgesehen von der Lackierung, nicht viel anders aussieht als der Rest. Das Geheimnis verbirgt sich in einem unauffälligen Dachaufbau der fünf Busse, darin befinden sich die Wasserstofftanks und die Brennstoffzelle. Diese und fünf weitere sollen künftig in den Landkreisen Ebersberg und München einen Beitrag zur Energiewende leisten.

Drei neue Wasserstoffbusse werden im Juli bei der Firma Ettenhuber in Dienst gestellt, sie sollen testen, ob sich das Antriebssystem bewährt. (Foto: Christian Endt)

Bereits jetzt können die Busse "bestaunt werden", sagt Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU) in seinem Grußwort - bis die normalen Fahrgäste auch staunen können, dauert es aber noch ein bisschen. Denn für den Regelbetrieb ist auch eine regelmäßige Betankung nötig, die Anlagen auf den beiden Firmengeländen sind aktuell noch im Bau. Zum Oktober soll jene in Schlacht fertig werden, sagt Josef Ettenhuber, bei seinem Kollegen Martin Geldhauser in Hofolding ein paar Wochen eher.

Der Wasserstoff kommt aus Landshut und wird mit Strom aus Wasserkraft erzeugt

Die Tankstellen und die davon versorgten Busse sind Teil der mit 20 Millionen Euro geförderten Wasserstoffregion "HyBayern", zu der sich die Landkreise Ebersberg, München und Landshut 2019 zusammengeschlossen haben. Der Wasserstoff wird per Elektrolyse an einem Wasserkraftwerk an der Isar im Landkreis Landshut erzeugt, dann per Container nach Schlacht und Hofolding gefahren.

Josef Ettenhuber, Geschäftsführer des gleichnamigen Busunternehmens in Glonn, lobt Reichweite und Kapazität der Busse. (Foto: Christian Endt)

Wie Ettenhuber erklärt, können an den Tankstellen jeweils zehn Busse in etwa der gleichen Zeit betankt werden wie ein Dieselmodell, dann muss die Anlage wieder etwa eine Stunde Druck aufbauen. Bei voller Auslastung reicht ein Wasserstoffcontainer, ein sogenannter Trailer, etwa drei Tage. Bis es soweit ist, werden aber noch einige Jahre ins Land gehen. Laut Geldhauser wird der Großteil der Flotte - das sind insgesamt einige 100 Busse - zwischen 2026 und 2028 auf Elektroantrieb umgestellt.

Seitens der Busunternehmer steht der Favorit dabei schon fest - eben das Wasserstoff-Fahrzeug. Denn, wie Geldhauser und Ettenhuber erklären, sowohl was Reichweite wie auch Kapazität betrifft, ließen sich diese einsetzen wie die aktuellen Dieselmodelle. Dort können 35 Fahrgäste im Sitzen und 51 im Stehen mitfahren, bei den Batterie-Bussen fallen wegen des höheren Gewichts dagegen zwei Sitz- und 14 Stehplätze weg. Auch die Betankung, in dem Fall das Nachladen, sei komplizierter und dauere länger.

Bei der Elektrifizierung des Busverkehrs haben die Brennstoffzellenfahrzeuge einige Vorteile

Alles in allem, so Geldhauser, brauche man bei Umstellung auf Batteriebusse mehr Fahrzeuge - was auch bedeute: mehr Stellplätze und mehr Personal. Laut Ettenhuber macht das den Brennstoffzellenbus zumindest im Vergleich zum Batteriemodell ökonomischer: Zwar kostet derzeit ein Wasserstoffbus mit rund 600 000 Euro gut 100 000 mehr als der Akku-Bus - und gut das Doppelte, was man aktuell für einen Diesel zahle - wenn man aber die Zusatzkosten für mehr Fahrzeuge und mehr Fahrer beim Batteriemodell dazurechne, schneide dieses deutlich schlechter ab.

Dass die Frage, wie die Energiewende auf der Straße gelinge, auch eine ökonomische sei, betonte auch Tobias Brunner vom MVV: "Wir hoffen, dass es wirtschaftlich funktioniert, nur so kann es überleben." An den Vorteilen der Wasserstoffbusse im Bereich Nachhaltigkeit bestehe aber kein Zweifel - zumindest, wenn diese so genutzt würden, wie es in Schlacht und Hofolding geschehen soll.

Denn da der Wasserstoff mit erneuerbarer Energie gewonnen werde, schneide er in der Ökobilanz deutlich besser ab als etwa ein über das normale Stromnetz geladener Batterie-Bus. Was hier also von Herbst an im MVV-Gebiet unterwegs ist, seien "die grünsten Busse in Bayern" - und sie sollen noch umweltfreundlicher werden: Bis übernächstes Jahr soll auch der Transport des Wasserstoffs von Pfeffenhausen, wo der Elektrolyseur steht, an die Tankstellen nach Schlacht und Hofolding mit einem Brennstoffzellenfahrzeug erfolgen.

Dass Mobilität ein wichtiger Bestandteil der Energiewende sei, betonte Niedergesäß, und die Inbetriebnahme der neue Bussen sei "ein Meilenstein" bei der Aufgabe, den Nahverkehr CO₂-neutral zu machen. Der Ausbau des Busnetzes - laut Niedergesäß hat der Landkreis Ebersberg binnen eines Jahrzehnts sein Angebot hier in etwa verdoppelt - gehe dabei einher mit der ökologischen Umrüstung der Fahrzeuge. Sein Amts- und Parteikollege Christoph Göbel aus München lobte besonders die gute Zusammenarbeit der Landkreise, die zu einem wirklich praxistauglichen Projekt geführt hätten: "Wir wollen ja nicht nur Fördergeld ausgeben, wir wollen etwas bewegen und etwas Wertvolles für unsere Heimat tun."

Diese konnten die Landräte zusammen mit einigen anderen Gästen anschließend noch aus dem Fenster eines Wasserstoffbusses bewundern - auf einer Tour von der einen zur anderen Tankstelle.

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