Geothermie Vaterstetten:Kommt ihr?

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Auf diesem Feld südlich von Weißenfeld soll nach Erdwärme gebohrt werden, 2025 könnte es losgehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vaterstetten macht den Weg frei für das Erdwärmeprojekt. Offiziell gegründet werden soll die Gesellschaft aber erst, wenn die Nachbargemeinden entschieden haben, ob sie mitmachen wollen.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Eines der ehrgeizigsten Energiewende-Projekte der Region steht kurz vor der Umsetzung: Die Vorbereitungen für das Vaterstettener Geothermie-Projekt könnten im kommenden Jahr beginnen, die Bohrung nach warmem Tiefenwasser dann 2025. Diese Zeitschiene nannte nun Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) bei einem Pressegespräch. Offen - zumindest theoretisch - ist derzeit noch, wie viele Partner sich an dem Vorhaben beteiligen.

Bereits klar ist indes, wer nicht mitmachen wird: gewerbliche Investoren. Die Geothermie sei ein Projekt der teilnehmenden Gemeinden, bekräftigte Spitzauer - zumindest werden zunächst nur Kommunen Teilhaber in der voraussichtlich in Form einer GmbH & Co. KG gegründeten neuen Firma sein. Diese wird die Bohrung auf dem Grundstück bei Weißenfeld verantworten und im Erfolgsfall die Wärme an die Netzbetreiber der Partner verkaufen, im Fall von Vaterstetten sind das die Gemeindewerke.

Grasbrunn, Haar und Zorneding entscheiden kommende Woche über eine Teilnahme

Wer die anderen Gemeinden sind, die in die Gesellschaft einsteigen könnten, ist kein Geheimnis: In Grasbrunn, Haar und Zorneding gibt es entsprechende Pläne. Die offizielle Präsentation der neuen GmbH soll aber erst stattfinden, sagt Spitzauer, wenn in den Nachbargemeinden die Beschlüsse dazu vorliegen, ob man sich nun beteiligt oder nicht. Der nachträgliche Einstieg in die Gesellschaft ist zwar grundsätzlich möglich - aber nur, wenn sich andere Teilhaber von einigen ihrer Anteile trennen.

Die Gemeinde Haar will am kommenden Dienstag, 26. September, in öffentlicher Sitzung einen Grundsatzbeschluss zur Geothermie fassen, so steht es auf der Einladung zum Gemeinderat. Am selben Tag trifft sich auch der Grasbrunner Gemeinderat, zwei Tage später jener in Zorneding - auf deren jeweiliger Agenda steht zwar nichts zur Geothermie, allerdings hatten die Vaterstettener am Donnerstag auch einen nichtöffentlichen Punkt zu dem Projekt auf der Agenda. Dazu, wie der Gemeinderat votiert hat, sagt der Bürgermeister auf Nachfrage zwar nichts, dass das Gremium indes etwas anderes entschieden hat, als den Einstieg in die Erdwärme-GmbH, dürfte als äußerst unwahrscheinlich gelten.

Zumindest wenn man die Stimmung der Ratsmitglieder und die Informationen aus dem vorangegangenen öffentlichen Tagesordnungspunkt zur Geothermie als Maßstab nimmt. Dort hatte Klaus Dorsch von der Firma Erdwerk die bisherigen Schritte und Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst - und neue Zahlen präsentiert: Demnach liegt die erwartete Wassertemperatur bei 95,5 Grad Celsius, die förderbare Menge bei im Schnitt 114 Litern pro Sekunde und die zu erwartende thermische Leistung der Förderanlage bei 21 Megawatt. Alle Werte liegen noch ein Stück über jenen, die in der Vergangenheit vorgestellt wurden.

Die Kosten sind nicht unerheblich, aber es gibt ein großzügiges Förderprogramm

Was, wie der Bürgermeister am Freitag erklärte, allerdings auch für die Kosten gilt. So habe eine Schätzung aus dem vergangenen Jahr für den Aufbau der Anlage plus den Netzausbau in Vaterstetten Kosten von rund 80 Millionen Euro ergeben. Inzwischen rechne man für den Aufbau der Geothermie-Förderanlage alleine mit Kosten von 50 Millionen Euro, so Spitzauer. Ja nachdem wie viele Partner es am Ende werden und inklusive der Erweiterung des Nahwärmenetzes würden für den Bereich Vaterstetten zwischen 40 und 50 Millionen Euro fällig.

Allerdings gibt es neben den Gemeinden noch einen Zahler: Den Bund. Über das Förderprogramm "Effiziente Nahwärmenetze" könnten den Geothermiepartner bis zu 40 Prozent ihrer Kosten erstatten werden. In Vaterstetten ist das laut Tobias Aschwer, technischer Vorstand der Gemeindewerke und Klimaschutzmanager, bereits geschehen: Die rund eine Viertelmillion Euro teure Machbarkeitsstudie wurde aus dem Programm bezuschusst.

Diese ist Voraussetzung dafür, dass es auch für die Bohrung und den Netzausbau Fördergeld gibt. Letzterer ist unbedingt nötig, soll die Geothermie wirtschaftlich sein. Aktuell haben die Vaterstettener Gemeindewerke ein Netz von genau 13 595 Metern Länge, an diesem hängen 259 Übergabestationen. Beide Zahlen dürften bis Ende des Jahrzehnts kräftig steigen. Die von vielen Anwohnern heiß erwartete Antwort auf die Frage, wo es denn wann Nahwärme gibt, wird laut Spitzauer zwar noch etwas auf sich warten lassen, klar ist aber bereits, dass in der ersten Phase des Ausbaus zunächst die großen Verbraucher angeschlossen werden - und wer entlang der Leitung wohnt, komme eben früher dran.

Wie groß das Netz am Ende wird, ob etwa auch die Ortschaften angeschlossen werden, sei zwar noch nicht klar, so der Bürgermeister - ein möglichst großes Netz sei aber auf jeden Fall das Ziel: "Davon kann die Gemeinde finanziell profitieren, aber auch die Bürger, die Wärme zu einem vernünftigen Preis bekommen."

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