Es tut sich was auf dem Bohrplatz für das interkommunale Geothermieprojekt von Vaterstetten, Grasbrunn, Haar und Zorneding: Wer derzeit zwischen Vaterstetten und Weißenfeld unterwegs ist, kann sehen, dass dort bereits gebaggert wird. Wer nun allerdings darauf wartet, dass neben der Kreisstraße 17 bald schon heißes Tiefenwasser gefördert wird, muss sich doch noch etwas länger gedulden: Die Bagger-Arbeiten stehen zwar in Zusammenhang mit dem Geothermie-Projekt, haben mit diesem selbst aber nichts zu tun.
Wie die Gemeinde Vaterstetten mitteilt, laufen auf dem Grundstück seit Anfang der Woche archäologische Vorarbeiten. Hintergrund ist, dass dieses nicht zum ersten Mal in der Geschichte für bauliche Zwecke genutzt wird. Tatsächlich liegt auf der Fläche ein Teil eines Bodendenkmals, konkret findet man dort eine "Siedlung und verebnete Grabhügel vor- und frühgeschichtlicher Zeitstellung".
Interkommunales Geothermieprojekt:Erst Tinte, dann Tiefenwasser
Die Gemeinden Vaterstetten, Grasbrunn, Haar und Zorneding gründen eine gemeinsame Fördergesellschaft für Erdwärme. Dafür, dass diese dann in die Häuser kommt, ist jede Kommune selbst zuständig.
Laut der Karten des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege liegen diese Artefakte auf einer rund 75 000 Quadratmeter großen, annähernd quadratischen Fläche etwa 150 Meter von der Kreisstraße entfernt. Grundsätzlich kann man dort trotz der Einstufung als Bodendenkmal bauen, annähernd die komplette westliche Hälfte des Areals liegt unter dem Parkplatz der Autobahnraststätte Vaterstetten.
Eine Ausgrabung kann länger dauern, deshalb will man möglichst früh damit anfangen
Allerdings muss eben zuvor die Fläche nach möglichen archäologischen Funden abgesucht werden. Sind solche vorhanden, folgt eine Ausgrabung - und die kann durchaus länger dauern. Das ist auch der Grund, warum bereits jetzt gegraben wird. "Bevor wir in die Tiefe bohren können, müssen wir erst einmal den Oberboden nach Zeugen unserer Vergangenheit absuchen", so Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU). "Um nach einer Förderzusage des Bundes nicht noch mehr wertvolle Zeit bei der weiteren Umsetzung der Geothermie zu verlieren, möchten wir diese potenziellen Ausgrabungen bereits jetzt abschließen können."
Die Erdarbeiten werden sich auf eine Teilfläche des Bohrplatzes beschränken und innerhalb dieser Woche, noch vor Beginn der Vogelbrutzeit, wieder abgeschlossen sein. Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD), der Vorsitzende des Verwaltungsrats der Geo Energie München Ost (Gemo), freut sich über dieses erste sichtbare Zeichen des Fortschritts: "Es ist ein Signal an die Bürgerinnen und Bürger, dass die Geothermie wirklich kommt."
Die richtige Geothermie-Bohrung beginnt voraussichtlich im kommenden Jahr
Am Zeitplan, der im vergangenen November von den Bürgermeistern der vier Gemeinden vorgestellt wurde, habe sich nichts geändert, heißt es aus dem Vaterstettener Rathaus. Die Gemo will im kommenden Jahr mit der Bohrung beginnen, die bauliche Vorbereitung des Bohrplatzes könnte noch im Herbst dieses Jahres beginnen. Die Förderanträge zur Umsetzung sind nach Verzögerungen durch die Haushaltssperre des Bundes im Januar 2024 eingereicht worden. Derzeit wartet die Gesellschaft der vier Gemeinden auf einen positiven Bewilligungsbescheid durch die Fördergeldstelle des Bundes, teilten die beiden Geschäftsführer der Fördergesellschaft, Markus Porombka und Tobias Aschwer, mit.
Die Bohrung kostet wohl um die 15 Millionen Euro, zusammen mit dem Aufbau der Förderstation rechnet die Gemo mit einem Volumen von etwa 50 Millionen Euro. Nicht inklusive sind die Kosten für den Ausbau der Nahwärmenetze in den vier Gemeinden.