Biergarten in Ottersberg:Wo Martina Schwarzmanns Karriere begann

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Wegen Corona musste die Kultur draußen vor dem Ottersberger Stadl stattfinden. Hier begrüßt Hausherr Rudi Zapf gerade seine Gäste. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Kulturstadl in Ottersberg ist schwer zu finden, wer aber dort ist, will so schnell nicht wieder weg. Über einen Ort, wo einst der Satz fiel: "Aus der werd no amoi was."

Von Anja Blum, Pliening

Eigentlich ist es ja nur ein großer Bretterverschlag. Mitten im Nirgendwo zwischen zwischen Pliening und Poing. Man muss von seiner Existenz wissen, denn von alleine stolpert vermutlich kaum jemand in den Kulturstadl von Rudi Zapf. Wer dort allerdings mal angekommen ist, will eigentlich gar nicht mehr weg. Zu idyllisch ist der Ort, zu inspirierend und authentisch das Geschehen dort. Wie ein Biergarten mit echtem Mehrwehrt - mit Musik und Kabarett vom Feinsten. Kurzum: Die Spielstätte ist ein echter Geheimtipp, nicht nur für Menschen aus dem Landkreis Ebersberg. Das Stammpublikum kommt aus der ganzen Region.

Ottersberg heißt der Ort, an dem der Musiker Rudi Zapf seit 27 Jahren jeden Sommer in seinen Kulturstadl am Selmerhof einlädt - Kolleginnen und Kollegen auf die Bühne, das Publikum auf zahlreiche Bierbänke. Man kann im Stadl sitzen oder davor, je nach Gusto und Wetter. Rundherum stehen mächtige Bäume, eine wunderbare grüne Kulisse, vor der die Gäste erst ausgiebig ratschen und lecker essen können, bevor die Vorstellung beginnt. Einlass und Bewirtung ist jeweils ab 18.30 Uhr, los geht's um etwa 20 Uhr.

Als Musiker weiß Rudi Zapf ganz genau, wie schwer es die Szene in diesen pandemischen Zeiten hat

Trotz aller Probleme, trotz der Unwägbarkeiten von Corona und des Wetters, hat Zapf, Virtuose und Veranstalter in Personalunion, nun erneut beschlossen, seinen Kulturstadl in Ottersberg mit Kleinkunst zu beleben. Schließlich weiß er ganz genau, wie schwer es die Szene in diesen pandemischen Zeiten hat. Ist er doch selbst an Hackbrett und Akkordeon in verschiedenen Formationen quer durch das Land unterwegs. Auch er war betroffen von dem aufreibenden Hin und Her, vom ewigen Verschieben und Absagen in den vergangenen beiden Jahren.

So sieht er ohne Publikum aus, der Biergarten mit Mehrwert. (Foto: privat)

Als Intendant kommen dem Plieninger freilich seine vielen Kontakte entgegen. Einer seiner Freunde, Werner Meier, Liedermacher aus Ottenhofen im Landkreis Erding, sagt: "Rudi ist eigen, er schert sich nicht um Trends und große Namen, und vor allem mit der Quatsch-Comedy hat er's ja so gar nicht. Er will einfach qualitativ gutes Kabarett und hochwertige musikalische Darbietungen in seinem Stadl haben." Und in beiden Genres kenne Zapf sich bestens aus. "Mit mir, also damals mit den Meiers, stand er zehn Jahre auf den Kabarettbühnen von Limburg bis Lindau, und als Top-Musiker will er auch nur die Besten aus seiner Zunft auf seiner Heimatbühne sehen."

Martina Schwarzmann war schon als junges Madl mit ihren frechen Liedern im Kulturstadl

Außerdem habe schon so manche Kleinkunstkarriere in Ottersberg ihren Anfang genommen, erzählt Meier weiter. Zum Beispiel jene von Martina Schwarzmann, die als junges Madl ihre frechen Lieder für den Schweiger Kleinkunstpreis im Stadl vorgestellt habe. "Aus der werd no amoi was", habe Rudi Zapf, der mit Meier in der Jury saß, damals prophezeit.

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Auf dem Programm der Stadlkulturtage 2022 stehen 14 Veranstaltungen, Konzerte wie Kabarett und manchmal auch ein Mix aus beidem. Los geht's am Samstag, 18. Juni, mit Werner Meier und seinem bayerischen Musikkabarett. Der Liedermacher ist wie viele andere Künstler Stammgast im Kulturstadl - und "Wieder ganz nah dran". Viel Neues sei entstanden während der Pandemie, so Meier, Lustiges freilich, aber auch Nachdenkliches wie das Lied "Risiko Mo", in dem der Kabarettist empfiehlt, die Welt den Frauen zu überlassen. "Denn die Geschichte hat's gezeigt: die Männer ham's vergeigt." Schon etwas älter, aber erneut ganz aktuell ist das Lied vom "Verliebten Pfarrer".

Musikkabarettist Werner Meier ist ganz nah dran - am Kulturstadl wie am Publikum. (Foto: Franz Heller/oh)

Mit Hans Well und seinem Nachwuchs, den Wellbappn, geht es weiter gleich am darauffolgenden Sonntag, 19. Juni. Nach dem Ende der berühmten Biermösl Blosn begann Well, mit seinen drei Kindern aufzutreten: Sarah, Tabea und Jonas stehen ihrem Vater nämlich in Sachen Musikalität und Humor nicht nach. Das Programm mit dem schönen Titel " Didl-Dudl" bietet wieder beste Musik-Satire darüber, wie "Bayern-Insassen mit Ignoranz und Arroganz das süße Leben sauer werden lassen". Die Wellbappn - die neuen "Meister der Moritaten über das Niedertrachtentum!"

Kommen ebenfalls sehr gerne nach Ottersberg: Hans Well und seine Kinder, die "Wellbappn". (Foto: Martin Bolle/oh)

Bis Mitte August reiht sich im Ottersberger Stadl dann eine Vorstellung an die nächste. Ebenfalls eine Fachfrau fürs Bairische ist Claudia Pichler, die am Samstag, 25. Juni, ihr zweites Solo präsentiert: "eine Frau sieht weißblau". Ein Best-of wiederum hat die Monaco Bagage im Gepäck, die am Sonntag, 26. Juni, zu Gast ist: "Musicomedy der vierten Dimension. Unerreicht, einzigartig, sehenswert!"

Auch den Hausherrn selbst kann man in Aktion auf der Bühne erleben

Den Hausherrn selbst in Aktion erleben kann man am Freitag, 15. Juli, denn da spielt Zapf'nstreich auf. Rudi Zapf, Gerhard Wagner, Andreas Seifinger und Steffen Müller entzünden ein weltmusikalisches Feuerwerk mit allen nur denkbaren Klangfarben aus einem Spezial-Hackbrett, Saxofon, Klarinette, Querflöte, Gitarre, Kontrabass und Vibrandoneon. Expertinnen des Crossover wiederum sind Die drei Damen: Lisa Wahlandt, Andrea Hermenau und Anna Veit präsentieren am Samstag, 16. Juli, groovigen Jazz, fetzige Wirtshauslieder, einfühlsame Chansons, bekanntes Popgut - und das Ganze wie immer völlig überraschend arrangiert!

Endlich Sommer: Sängerin Lisa Wahlandt (Mitte), Pianistin Andrea Hermenau (links) und Anna Veit am Bass sind "Die drei Damen" - und geben ein Gastspiel in Ottersberg. (Foto: VöVeiPics/oh)

Schon fast zum Inventar des Kulturstadls gehört auch Nick Woodland. Der britische Gitarrist bringt am Freitag, 22. Juli, mit seiner Band dreckigen Blues, temperamentvollen Country und virtuosen Folk, gewürzt mit Reggae- und Surf-Rock-Anleihen auf die Bühne. "Ein Pflichttermin, nicht nur für Blues-Fans." Die Ludwig Seuss Band wiederum ist eine der interessantesten deutschen Bands im Bereich Blues-Boogie-Cajun-Zydeco. Der Pianist und Akkordeon-Virtuose Ludwig Seuss "lässt die Musik toben wie im tiefsten Sumpf Louisianas, so dass jeder davon überzeugt ist: New Orleans ist gleich um die Ecke!" In Ottersberg zu erleben am Samstag, 23. Juli.

Sogar Simon & Garfunkel und die Beatles kann man in Ottersberg hören - zumindest fast

An Authentizität kaum zu überbieten sei die Simon & Garfunkel Revival Band, heißt es in der Ankündigung für den Freitag, 29. Juli. In ihrem Programm "Feelin' Groovy" präsentiert das Quintett jedenfalls die schönsten Songs des Kult-Duos. Ihre neue CD "Walk A While" haben die Matching Ties am Samstag, 30. Juli, im Gepäck. Sie spielen eine Mischung aus irischem, englischem und schottischem Folk auf traditionellen Saiteninstrumenten, Flöten, Dudelsack, Geige und Bodhrán (irischer Trommel).

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Eine mitreißende Verbeugung vor den Pilzköpfen aus Liverpool kann man mit den Beatels erleben. Das Quintett lädt am Freitag, 5. August, zu einem "Come together". Die vier jungen Musiker von Maxjoseph hingegen verwirklichen ihre ganz eigene Vorstellung von Volksmusik: "Traditionen werden aufgeweicht, damit neue Formen und außergewöhnliche Ideen entstehen können." Das Quartett ist am Samstag, 6. August, in Ottersberg zu Gast.

Maxjoseph sind: Georg Unterholzner an der Gitarre, Andreas Winkler und Josef Steinbacher jeweils mit der Steirischen Harmonika und Florian Mayrhofer an der Tuba. (Foto: Hartmut Pöstges)

In eine ähnliche Richtung geht es am Freitag, 12. August, mit dem Tyrol Music Project: Diese Vier singen und swingen zu den Klängen der 20er Jahre - Tangos aus dem verruchten Buenos Aires, romantische Musettewalzer aus Paris, Schrammelmusik aus Wien und rhythmische Volkstänze vom Balkan, um schließlich heimzukehren zur Tiroler Volksmusik, "die sie mal authentisch, und mal geprägt von den vielen Eindrücken ihrer musikalischen Reisen darbieten". Den Abschluss der Saison am Samstag, 13. August, gestaltet wieder der Impresario selbst: Das Rudi Zapf Trio mit der Jazzgeigerin Sunny Howard und Ingrid Westermeier an der Gitarre verspricht eine Reise durch die Musik der westlichen und östlichen Welt, mischt Volksliedhaftes mit Jazz, Irish Folk mit Valse Musette, Tango mit Milonga und Klezmer mit Improvisation. Einfach "grenzenlos".

Die Stadlkulturtage seien viel besser als Oper oder Tollwood - sagt Hans Well

"Selber auf der Bühne stehen und immer wieder den mühsamen Part des Veranstalters zu übernehmen, ist wie im Fußball im Sturm zu spielen und sich gleichzeitig um die Verteidigung zu kümmern", sagt Liedermacher Meier. Insofern: "Respekt und großes Lob für Rudi Zapf, auf dessen Heimatbühne auch ich ein bisschen daheim bin." Und sein Kollege Hans Well greift sogar noch ein bisschen weiter aus: Ob Opernfestspiele in Wien, heiße Abende in der Arena von Verona oder Events beim Tollwood-Festival München: "Nichts davon kommt auch nur annähernd an die wunderbare Atmosphäre, den Schweinsbrat'n, das Bier und vor allem das hochwertige Programm heran, das die Besucher der Ottersberger Stadlkulturtage erwartet." In diesem Sinne: "Auf geht's, o Zapft is!"

Alle Infos sind zu finden auf der Internetseite www.zapf-musik.de/?page=kulturstadl . Karten gibt's nur auf Vorbestellung beim Zapf-Musikbüro, telefonisch unter (08121) 795 60 oder per Mail an info@zapf-musik.de.

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