Energiewende im Landkreis Ebersberg:Geothermie-Unternehmen soll noch heuer gegründet werden

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Seit 2021 wird im Heizkraftwerk Süd in Sendling Geothermie genutzt, von 2026 an könnte eine solche Anlage auch in Vaterstetten das Fernwärmenetz versorgen. (Foto: Florian Peljak)

Voraussichtlich im Herbst sollen die Beschlüsse fallen, wie das Erdwärmeprojekt in Vaterstetten konkret umgesetzt wird. In den kommenden Jahren ist dann Baustellenzeit im Gemeindegebiet.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Großgemeinde wird voraussichtlich noch in diesem Jahr ein Unternehmen für ihr geplantes Geothermieprojekt gründen. Diesen Zeitplan nannte nun Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) bei einem Pressegespräch. Derzeit sei man mit den Nachbargemeinden Zorneding, Haar und Grasbrunn in Gesprächen über die sogenannte Firmierung, also darüber, welche Art von Gesellschaft man zu Nutzung und Vertrieb der Erdwärme gründen soll. Wohl noch im Spätsommer könnten die politischen Gremien entsprechende Beschlüsse fassen.

Wobei, das macht der Vaterstettener Verwaltungschef auch klar, seine Gemeinde durchaus zunächst als einzige Kommune an der noch zu gründenden Geothermie-Firma beteiligt sein könnte. Diese, auch das ist schon länger bekannt, dürfte mit einiger Wahrscheinlichkeit die Rechtsform einer GmbH bekommen - was anderen Teilhabern ermöglichen würde, zu einem späteren Zeitpunkt einzusteigen. Dies könnten beispielsweise die Nachbargemeinden sein, aber auch Investoren, so man denn solche aufnehmen möchte.

Im besten Fall könnte bereits übernächstes Jahr mit der Bohrung begonnen werden

Dem Bürgermeister wäre das nicht ganz so recht, die Nachbargemeinden wären zwar sehr willkommen als Partner, aber: "Ich hoffe, dass wir ohne Investor auskommen." Denn als reines Kommunalunternehmen habe man in vielen Bereichen mehr Spielräume und mehr Einfluss - etwa bei der Preisgestaltung, da man wohl weniger Gewinn machen müsste als ein privater Investor. Im Gegensatz zu diesem sei bei rein kommunaler Trägerschaft auch die Motivation für Erhöhungen geringer, sagt der Bürgermeister: "Wenn die Preise steigen, bekomme weder ich noch sonstwer im Rathaus oder im Gemeinderat einen Euro mehr Geld." Nicht zuletzt gestalte sich die Suche nach passenden Geldgebern eher zäh, derzeit gebe es keine Interessenten, die in das Vaterstettener Geothermieprojekt investieren wollten.

Was den Zeitplan betrifft, hofft Spitzauer, dass bis 2025 mit der Bohrung auf dem Areal bei Weißenfeld nahe der Autobahn begonnen werden kann, ein Jahr darauf könnte dann bereits warmes Wasser ins Vaterstettener Netz eingespeist werden. Dieses wird in den kommenden Jahren sehr deutlich wachsen - die Frage wann und wo, die derzeit viele Leute in Vaterstetten interessiert, könne man allerdings noch nicht beantworten, so der Bürgermeister.

Die Gemeindeteile Vaterstetten und Baldham sollen komplett ans Fernwärmenetz

Aktuell warte man im Rathaus noch auf die Zusage für Fördermittel, die es zum Ausbau von Fernwärmenetzen gibt, erläutert Spitzauer. Wie es danach weitergeht, hängt vor allem davon ab, wie schnell welche Gebiete zu erschließen sind. Denn gefördert werde nur über einen Zeitraum von sechs Jahren, was auch bedeutet, für diesen Zeitraum dürften in der Kerngemeinde entlang der S-Bahn in großem Stil Straßen aufgegraben und Leitungen verlegt werden. Als Ziel formuliert Spitzauer, man wolle zumindest die Gemeindeteile Vaterstetten und Baldham möglichst komplett ans Netz bringen - ob das in sechs Jahren gelingt, hänge natürlich auch davon ab, ob man die dafür nötigen Baufirmen finde: "Wir sind sicher nicht die Einzigen, die ausbauen wollen." Auf jeden Fall aber wolle man die großen Verbraucher, etwa die Schulen, mit Fernwärme versorgen können.

Dass mit warmem Tiefenwasser aus Vaterstetten darüber hinaus auch in weiter entfernten Kommunen einmal geheizt werden könne - vor einigen Jahren gab es den Vorschlag einer Leitung bis Ebersberg - sei dagegen wohl eher unwahrscheinlich, sagt Spitzauer. Er bezieht sich etwa auf einen kürzlich im Kirchseeoner Gemeinderat gefällten Beschluss, sich nicht am Vaterstettener Geothermieprojekt zu beteiligen. Dies liege auch an den Kosten: So könne Vaterstetten vielleicht das benötigte Warmwasser liefern - abholen, sprich: eine Anschluss-Leitung zum Netz der Großgemeinde bauen, müssten die Abnehmer dann aber schon selber, und die koste gut 1000 Euro pro Meter. Was auch die gewisse Zögerlichkeit der direkten Nachbarn erkläre - denn deren Nahwärmenetz sei, wenn überhaupt vorhanden, deutlich weniger ausgebaut als in Vaterstetten.

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