Fahrradverkehr im Landkreis Ebersberg:Klingelndes Bedürfnis

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So gemütlich wie an der Münchner Straße im Westen von Ebersberg ist das Radeln nicht überall im Landkreis. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Test zur Radlfreundlichkeit: Die fünf größten Kommunen des Landkreises schneiden alle eher bescheiden ab. Manche haben sich im Vergleich zu vergangenen Untersuchungen sogar noch verschlechtert.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Im Landkreis Ebersberg radelnd unterwegs zu sein, ist abseits der schönen Freizeitradwege, etwa durch den Forst, oftmals sehr beschwerlich oder auch gefährlich. Die kürzlich vom ADFC veröffentlichten Daten zur Fahrradfreundlichkeit von Städten und Gemeinden bestätigen dies: Untersucht wurden die fünf größten Kommunen des Landkreises, also Vaterstetten, Poing, Markt Schwaben, Grafing und Ebersberg. Bis auf Poing haben alle in der Gesamtnote eine Vier vor dem Komma, in der Großgemeinde und den beiden Städten sind die Bewertungen sogar schlechter ausgefallen als 2016, als zuletzt eine solche Erhebung stattgefunden hatte.

Die Teilnehmerzahl ist zwar gering, Hinweise auf Verbesserungen ergeben sich dennoch

Abgefragt wurden 27 Kriterien, darunter etwa Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern, Zustand und Pflege der Radwege oder Verfügbarkeit von Fahrradständern bis hin zur Berichterstattung in den Medien über das örtliche Radfahren. Zwar sind die Daten wegen der geringen Teilnehmerzahl nicht repräsentativ - in Poing beantworteten 89 Personen den ADFC-Fragenkatalog, in Ebersberg 81, in Grafing 61, in Vaterstetten nur 59, lediglich in Markt Schwaben war der Rücklauf mit 202 dreistellig. Dennoch gibt die Umfrage Hinweise darauf, wo die Radler in ihren Gemeinden besonders Verbesserungsbedarf sehen.

Die Gemeinde Poing, hier der Radweg neben der Gruber Straße, wurde als fahrradfreundlichste Kommune des Landkreises bewertet. (Foto: Christian Endt)

Etwa beim Thema Sicherheit. Dem Spitzenreiter Poing attestieren die Teilnehmer auch hier den besten Wert im Landkreis mit der Note 3,5. Konflikte mit Fußgängern werden sogar mit 3,2, mit Kraftfahrzeugen allerdings nur noch mit 3,9 bewertet. In Vaterstetten, wo man in der Gesamtbewertung von 3,6 auf 4,0 abgerutscht ist, gibt es beim Sicherheitsgefühl die Note 4,1, die gleiche Zensur wurde verteilt für Konflikte mit motorisierten Verkehrsteilnehmern. Solche mit Fußgängern gibt es hier wie in Poing offenbar selten, der Wert liegt bei 3,2.

Als besonders gefährlich stufen die Teilnehmer das Radeln in der Kreisstadt ein

In Grafing wird die Fahrradfreundlichkeit insgesamt mit 4,2 bewertet, das ist 0,3 Punkte schlechter als 2016. Bei der Sicherheit gibt es sogar nur die Note 4,6, wie in den anderen Kommunen sind es weniger die Probleme mit Fußgängern - Note 3,1 - als jene mit dem Kraftverkehr, welche die Radler beschäftigen, hier gibt es nur eine 4,6. Die Gemeinde Markt Schwaben schneidet in der Gesamtbewertung mit 4,1 zwar etwas besser ab als die ungefähr gleich große Bärenstadt, bei der Sicherheit gibt es dagegen nur eine 4,7. Das Verhältnis zu Fußgängern bekommt die Note 3,6, jenes zu Auto, Lkw und Motorrad dagegen eine 4,1.

In Ebersberg, hier zu sehen die Kreuzung am Amtsgericht, haben Radler ein besonders geringes Gefühl von Sicherheit. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ganz besonders unsicher fühlen sich die Radler laut der Erhebung in der Kreisstadt. Sie erhält wie die Marktgemeinde zwar die Gesamtnote 4,1 - 3,6 lautete sie noch 2016 - beim Sicherheitsgefühl ist man in Ebersberg indes mit einer 4,8 Schlusslicht. Mit Fußgängern gibt es auch hier eher weniger Probleme, was die Note 3,7 anzeigt, eine 4,2 bekommt das Verhältnis zum Kraftverkehr.

Der Zustand der Radwege ist in immerhin vier der untersuchten fünf Kommunen befriedigend

Ebenfalls ein großes Problem, und zwar in allen untersuchten Kommunen, sehen die Teilnehmer im gemischten Verkehr, also dort, wo es keine Radwege gibt. Dieses ist offenbar in Grafing am größten, hier reicht es nur für die Note 4,9. Etwas besser, mit jeweils 4,8, schneiden Ebersberg und Markt Schwaben ab, Poing kommt auf 4,4 und Vaterstetten immerhin auf 4,1.

Auf Straßen ohne Radweg, hier die Kreisstraße EBE 12, fühlen sich viele auf dem Fahrrad unsicher. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Zustand der Radwege ist dagegen in den meisten der untersuchten Kommunen zumindest befriedigend: In Poing gibt es eine 3,4 für die Reinigung und eine 3,5 für den Winterdienst, die Oberfläche wird mit 3,7 bewertet. Genau wie in Markt Schwaben, wo es für Reinigung eine 3,6 und für Winterdienst eine 3,7 gibt. In Ebersberg scheinen die Radwege sogar besonders gangbar: jeweils eine 3,5 gibt es für den Zustand der Oberfläche und den Winterdienst, 3,6 für die Reinigung. Der Winterdienst bekommt auch in Vaterstetten mit 3,5 eine bessere Note als die Fahrradfreundlichkeit insgesamt, die Oberfläche wird mit 3,7 bewertet und die Reinigung mit 3,8. Schlusslicht beim Zustand der Radwege ist Grafing, eine 4,1 gibt es für den Winterdienst, eine 4,2 für die Oberflächen und eine 4,4 für die Reinigung.

Zu schmale Radwege und falsch parkende Autos sind überall im Landkreis ein Problem

Was in allen fünf Kommunen ein Problem zu sein scheint, ist die Breite der Radwege. Diese wird in Poing mit 4,2 bewertet, in Vaterstetten mit 4,5 sowie in Ebersberg, Grafing und Markt Schwaben lediglich mit 4,8. Und offenbar werden die Radwege mancherorts durch Falschparker noch enger. Zumindest geht das aus der Tatsache hervor, dass in Poing die entsprechenden Kontrollen nur eine 4,5 bekommen, in Ebersberg und Markt Schwaben eine 4,6, in Grafing eine 4,7 sowie in der Großgemeinde eine 4,8.

Die Breite der Radwege, hier die St 2080 in Ebersberg, wird überall als zu gering bewertet. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In einem Bereich scheint es interessanterweise eine nahezu umgekehrt proportionale Entwicklung zur allgemeinen Fahrradfreundlichkeit zu geben: beim Radlklau. Hier gibt es in Ebersberg mit der Note 3,5, in Grafing mit 3,6 und in Markt Schwaben mit 3,7 jeweils ein Ergebnis, das besser ausfällt als die Gesamtnote, in Vaterstetten steht es eine glatte Vier, was genau der allgemeinen Bewertung entspricht. In Poing dagegen wissen offenbar auch die Langfinger die gute Fahrradfreundlichkeit zu schätzen: Das Problem der geklauten Fahrräder liegt mit 3,9 deutlich unter der Gesamtnote.

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:Es kommt auf die Kommune an

Dass Poing beim ADFC-Test landkreisweit am besten abgeschnitten hat, liegt auch daran, dass hier schon vor einiger Zeit mit einem klaren Konzept Verbesserungen für den Radverkehr umgesetzt werden.

Kommentar von Wieland Bögel

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