Mauerr im Stadtpark:Grafinger Denkmal bleibt stehen

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Anders, aber nicht unbedingt schöner: Sprayer haben die umstrittene Grafinger Mauer auf ihre Art umgestaltet. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Stadtrat vertagt die Debatte über die umstrittene Betonwand. Derweil erhielt die Mauer ein weiteres Mal eine Übermalung.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Die Überplanung des umstrittenen CSU-Einheitsdenkmals im Grafinger Stadtpark ist - zumindest auf absehbare Zeit - auf Eis gelegt. Statt einer ergebnisoffenen Diskussion, wie sie ein breites Fraktionsbündnis für die Grafinger Stadtratssitzung am Dienstagabend beantragt hatte, hat das Gremium die Angelegenheit komplett vertagt. Nun soll zunächst ein Arbeitskreis einberufen werden. Derweil erhielt die Mauer ein weiteres Mal eine Übermalung.

"Die wurde jetzt nicht mehr so schön verziert", konstatierte Bürgermeister Christian Bauer (CSU) in der Stadtratssitzung. Tatsächlich hatten Unbekannte kurz vorher ein weiteres Mal zu Spraydosen und breiten Filzstiften gegriffen, um sich auf der Paneele im Stadtpark zu verewigen.

Dies jedoch geschah diesmal weniger entlang eines gestalterischen Konzepts. Vielmehr stehen jetzt sogenannte Tags im Mittelpunkt. Das sind individuelle Künstlerabkürzungen, von denen es in der Szene gilt, möglichst viele möglichst sichtbar an Wänden, Unterführungen oder Zügen anzubringen.

Auf die Stadtratsdebatte hatte der offensichtliche Strategieschwenk der Szene allerdings keine Auswirkungen. Dies mag aber auch daran gelegen haben, dass der Stadtrat seine Entscheidung zur Vertagung der Sache bereits im Vorfeld der Sitzung de facto gefällt hatte - und somit von den neuerlichen Übermalungen gewissermaßen überholt wurde.

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Diese Entscheidung war, so erläuterte Bürgermeister Bauer, bereits vergangene Woche in der Fraktionssprechersitzung gefallen. Da sie lediglich als informelles Gremium tagt, musste die Übereinkunft am Dienstag formal in einen Beschluss gegossen werden. Das Votum fiel - vor diesem Hintergrund erwartungsgemäß - ohne Gegenstimmen.

Der Beschluss sieht die Einrichtung einer Mauerdenkmal-Arbeitsgruppe vor, die einen Konsens um die Zukunft des Denkmals finden soll. Bestehen soll sie aus jeweils einem Abgesandten der Stadtratsfraktionen sowie Vertretern aus der Bürgerschaft.

Wie groß die Runde wird, blieb in der Sitzung offen. Bürgermeister Bauer rechnet offenbar mit einer "Handvoll" Interessierter. Den Aufruf zur Teilnahme an der Arbeitsgruppe soll dem Bürgermeister zufolge in der nächsten Ausgabe des städtischen Mitteilungsblatts Grafing aktuell erfolgen.

Was das konkret für den Zeitplan bedeutet, blieb in der Sitzung ebenfalls offen. Redaktions- und Anzeigenschluss der noch im November erscheinenden nächsten Ausgabe sind dem Rathaus zufolge schon vor mehr als einer Woche verstrichen.

Demnach könnte der Aufruf also erst in der einige Tage vor Weihnachten erscheinenden Dezember-Ausgabe erfolgen. Eine erste Tagung der Arbeitsgruppe erscheint somit im Januar realistisch. Eine Entscheidung des Stadtrats könnte dann in der Sitzung in der ersten Februarwoche fallen.

© SZ vom 12.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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