Gesundheit und Klimawandel:Hitze als Gesundheitsrisiko

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Der Klimawandel schlägt zu: Immer wieder gibt es neue Temperaturrekorde - zuletzt am vergangenen Wochenende, das in ganz Deutschland viel mehr an Sommer als an Anfang April erinnerte. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Bei einem Symposium in Ebersberg beleuchten Experten die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen und die daraus entstehenden gesundheitlichen Folgen für Menschen. Initiiert hat die Veranstaltung die Ortsgruppe von "Health for Future".

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Sommerliche Temperaturen jenseits von 25 Grad, mancherorts wurde sogar die 30-Grad-Marke geknackt - und das Anfang April, nachdem der vergangene März weltweit der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war: Es scheint, als ob die aktuellen Messwerte die beste Werbung für das Hitze-Symposium sind, das am Freitag, 19. April, im Ebersberger Alten Kino stattfindet. Die Ebersberger Ortsgruppe von "Health for Future" organisiert die Veranstaltung mit Unterstützung durch die Gesundheitsregion Plus sowie den Ärztlichen Kreisverband, das Ganze steht unter dem Motto: "Klimawandel und Gesundheit - wenn Hitze zum Risiko wird". Das Symposium richtet sich an alle, die sich für den Zusammenhang zwischen Klimawandel, häufiger auftretender Hitzewellen und deren Einfluss auf die menschliche Gesundheit interessieren, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

Weiter lautet es dort: "Der Klimawandel schreitet immer weiter voran, er macht auch vor dem Landkreis Ebersberg keinen Halt." Seit Jahren würden die Sommer immer heißer, und das mit Temperaturen, die Menschen belasten und krank machen würden. Klimaschutz sei unbestritten extrem wichtig zum Erhalt der menschlichen Lebensgrundlagen. "Angesichts der raschen Erderwärmung rückt aber immer mehr auch die dringend notwendige Anpassung an die Folgen des Klimawandels in den Fokus unseres Handelns." Und was heißt das konkret? "Es wird bald nicht mehr ausreichen, in den Schatten zu gehen und viel zu trinken", erklärt Marc Block am Telefon, Sprecher von "Health for Future". Das Thema sei komplexer und bedeutender - die Zusammenhänge besser zu verstehen, darum soll es beim Symposium gehen. "Hitze bedroht den menschlichen Körper stärker als lausig kalte Wintermonate."

Klimaanpassung
:Hitzeaktionsbündnis im Landkreis gegründet

Als einer der ersten Landkreise in Deutschland will Ebersberg Hitzeaktionspläne erarbeiten. Dafür haben sich Akteure aus dem Gesundheitssystem und der kommunalen Verwaltung zusammengeschlossen. Erste Ergebnisse sollen im April öffentlich werden.

Von Johanna Feckl

Anfang des Jahres haben sich mehrere Akteure im Landkreis Ebersberg auf Initiative von "Health for Future" zusammengetan und das "Ebersberger Hitzeaktionsbündnis" unter der Schirmherrschaft von Landrat Robert Niedergesäß gegründet - als eine der ersten Kommunen deutschlandweit. Laut Pressemitteilung erarbeiten hierbei Fachleute aus den Bereichen des ambulanten und stationären Gesundheitswesens mit Vertretern der Sozialplanung, Demografie, öffentlichen Sicherheit, Bau und Umwelt unter der Koordination des Klimaanpassungsmanagements Ideen und Handlungsanweisungen, die dem Schutz der Bevölkerung in heißen Zeiten dienen. Also: sogenannte Hitzeaktionspläne mit geeigneten Maßnahmen, um auf Hitzewellen reagieren zu können.

Marc Block betreibt eine Allgemeinarztpraxis, ist Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands und Sprecher der Ebersberger Ortsgruppe "Health for Future". (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die fünf Vortragenden beim Hitze-Symposium haben sich des gleichen Ziels angenommen. Den Anfang macht der habilitierte Facharzt für Anästhesiologie Christian Schulz, er ist Geschäftsführer der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit und berichtet über "Planetary Health" - ein Konzept, das die Abhängigkeit der Gesundheit der Menschen von der Gesundheit der Ökosysteme beschreibt: Nur wenn die Erde gesund ist, kann auch der Mensch gesund sein.

Danach informiert der in Zorneding als Hausarzt tätige Kardiologe und Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands in Ebersberg Marc Block über den medizinischen Zusammenhang zwischen Hitze und verschiedenen Erkrankungen: Wer ist besonders gefährdet, und wie kann man sich und andere schützen? Seine Medizinerkollegin Claudia Traidl-Hoffmann spricht sodann über den Beitrag des Gesundheitsfaktors zu klimawandelbedingter Folgeschäden - Traidl-Hoffmann ist Direktorin des Instituts für Umweltmedizin bei Helmholtz Munich, Inhaberin des Lehrstuhls für Umweltmedizin an der Universität Augsburg, 2023 ernannte sie das Bayerische Gesundheitsministerium zur Sonderbeauftragten für Klimaresilienz und Prävention, das Sachbuch "Überhitzt", das sie zusammen mit der Journalistin Katja Trippel 2021 im Dudenverlag veröffentlichte, war als "Wissensbuch des Jahres" nominiert.

Die Experten möchten das komplexe Themenfeld verständlich präsentieren

Im Vortrag "Die Klimakrise vor unserer Haustür" von Meteorologe Björn Walz geht es im Zeichen weltweit auftretender Naturkatastrophen über die einschneidenden Veränderungen, die auch den Landkreis Ebersberg treffen. Seit Juli 1984 beobachtet Walz in Grafing über eine eigene Wetterstation jeden Tag das Wetter, seit 20 Jahren ist er als Experte auf dem Gebiet tätig. Zuletzt stellt Klimaanpassungsmanager Benedikt Hehn das Klimaanpassungskonzept des Landkreises und erste Ergebnisse aus dem Hitzeaktionsbündnis vor.

"Das Besondere an diesem Symposium ist, dass Zusammenhänge des komplexen Themas Klimawandel von Experten anschaulich erläutert und lösungsorientiert vorgestellt werden", wird Marc Block in der Pressemitteilung zitiert. "Ziel ist es, eine gemeinsame Strategie für Schutzmaßnahmen gegen den Klimawandel im Landkreis zu entwickeln und alle dafür zu begeistern."

Hitze-Symposium "Klimawandel und Gesundheit - wenn Hitze zum Risiko wird" am Freitag, 19. April, von 15 bis 20 Uhr im Ebersberger Alten Kino. Der Eintritt ist frei.

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