Gesundheitsprävention:Nicht nur gut fürs Klima

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Fehlender Regen und Hitze ist nicht nur ein Problem für die Landwirtschaft, sondern letztlich auch für die menschliche Gesundheit. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Mediziner Marc Block hat mit zehn weiteren Unterstützenden eine Ebersberger Ortsgruppe des Bündnisses "Health for Future" gegründet. Mit Vorträgen und anderen Aktionen will das Team über den Zusammenhang von Klima- und Gesundheitsschutz aufklären.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Unter dem Motto "Think globally, act locally" hatte der Mediziner Marc Block Beschäftigte aus verschiedenen Gesundheitsbereichen zu einem Treffen eingeladen - einen ziemlich bunten Haufen aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Arztpraxen, Krankenhaus, Apotheken, Gesundheitsamt, Physiotherapie und Ergotherapie. Viele von ihnen sind am Dienstagabend gekommen, mit dem Ergebnis: Die Organisation "Health for Future" hat nun eine eigene Ortsgruppe im Landkreis Ebersberg.

Initiiert wurde "Health for Future" (oder abgekürzt "H4F") von "Klug", der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit, im Jahr 2019 als aktives und überparteiliches Aktionsbündnis gegründet von Menschen aus dem Gesundheitswesen, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Dabei gibt es zwei wesentliche Bereiche: Zum einen geht es um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit - das nennt man auch "Planetary Health". Zum anderen spielen Möglichkeiten eine Rolle, durch die das Gesundheitssystem klimafreundlicher gestaltet werden kann, sowie deren Umsetzung. "Klimaschutz ist Gesundheitsschutz", so das Leitbild der Gruppe. Die Ebersberger Ortsgruppe ist die 74. in Deutschland, allein in Bayern gibt es elf. Darüber hinaus drei in Österreich und jeweils eine in Belgien und der Schweiz.

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Die Idee zur Gründung einer Ortsgruppe ist Initiator Marc Block nicht über Nacht gekommen, wie er am Telefon sagt. Zunehmend sehe er in seiner hausärztlichen Praxis in Zorneding und in seiner Funktion als Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands den Zusammenhang zwischen menschengemachtem Klimawandel, Hitze und der Gesundheit von Patienten. Als er vor einiger Zeit selbst ein Symposium zum Thema Gesundheitsschäden durch Hitze der Regensburger H4F-Ortsgruppe besuchte, sei er ziemlich beeindruckt von dem Engagement des Organisationsteams gewesen. Also dachte er sich: So etwas sollte es im Landkreis Ebersberg auch geben.

Ortsgruppen-Initiator Marc Block (5. von links, hinten) hat Menschen aus verschiedenen Gesundheitsbereichen eingeladen - und hofft, dass noch viele weitere folgen werden. (Foto: privat/oh)

"Wir Leute aus dem Gesundheitswesen sollten zusammenrücken", sagt er. Denn das Thema werde immer brisanter: Allein 2022 habe es in Deutschland etwa 8000 hitzebedingte Todesfälle gegeben, im Ahrtal seien bei Starkregen 136 Menschen gestorben, schreibt Block in einer Pressemitteilung. Und weiter: "Die Notaufnahme der Klinik ist im Sommer überfüllt, viele Arztpraxen stehen angesichts zahlreicher unter der Hitze leidenden Patientinnen und Patienten unter Dauerstress."

Weil Kohlekraftwerke die Luft verschmutzen, sterben schon jetzt Hunderttausende jährlich

Beim Gründungstreffen war unter anderem Thema, dass in drei Sektoren Klimaneutralität erreicht werden müsse: Energie, Ernährung beziehungsweise Landwirtschaft sowie Mobilität. So sei beispielsweise der Ausstieg aus der Kohlenutzung eine wichtige Maßnahme für die öffentliche Gesundheitsprävention - laut Lancet Countdown Report aus dem Jahr 2020 sterben jedes Jahr weltweit mehr als eine Million Menschen infolge der Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke. Im Verkehrswesen ist Bewegungsmangel ein großer medizinischer Risikofaktor, er begünstigt schließlich Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Diabetes oder Schlaganfälle. "Ein Umstieg aufs Fahrrad verbessert also nicht nur die CO₂-Bilanz, sondern auch die eigene Gesundheit."

Außerdem wurden Vorschläge für erste Aktionen und Veranstaltungen besprochen - an Ideen mangele es nicht, wie Marc Block sagt. Das nächste Treffen soll voraussichtlich Mitte September stattfinden, ein genauer Termin wird noch bekanntgegeben. Jeder und jede an dem Zusammenhang zwischen Klima, Umwelt und Gesundheit Interessierte ist laut Block herzlich willkommen - ein Beruf im Gesundheitswesen sei keine zwingende Voraussetzung für ein Engagement in der Gruppe. Außerdem, das betont der Ärztesprecher, sei die Gruppe basisdemokratisch organisiert, "da gibt's also niemanden, der alleine den Hut aufhat".

Weitere allgemeine Infos über "Health for Future" gibt es online unter www.healthforfuture.de . Wer sich der Ebersberger Ortsgruppe anschließen möchte, meldet sich mit einer E-Mail an ebersberg@healthforfuture.de .

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