Klimaanpassung im Landkreis:Von Cyanobakterien, Kronkorken und Co.

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Der Ebersberger Klostersee ist ein gutes Beispiel für die Auswirkungen des Klimawandels. (Foto: Christian Endt)

Seit diesem Sommer ist das Klimaanpassungskonzept des Landkreises fertiggestellt. Doch was genau steht da nun eigentlich drin? Ein Besuch mit Klimaschutzmanagerin Lisa Rütgers am Ebersberger Klostersee.

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Die satten grünen Ahornblätter schaukeln sanft in den zarten Windböen hin und her, während die Wasseroberfläche des Ebersberger Klostersees in der Sonne glitzert. Am Ufer recken ein paar Frauen und Männern in Bikini und Badehosen die Köpfe dem blauen Himmel entgegen, andere ziehen gemütlich im Wasser ihre Bahnen. Und das Mitte Oktober.

Der September war der wärmste, seitdem in Deutschland flächendeckend das Wetter aufgezeichnet wird, also seit 1881. Und die erste Oktoberhälfte reihte sich in diesen Trend mit ein - die Klimakrise ist in vollem Gange. Klimaschutz, gut und schön, aber das reicht nicht mehr aus. Klimaanpassung, also Maßnahmen, damit Mensch, Tier und Natur mit den veränderten Lebensbedingungen zurecht kommen, ist ebenso wichtig. Deshalb hat der Landkreis Ebersberg ein sogenanntes Klimaanpassungskonzept in Auftrag gegeben. Verschiedene Akteure aus dem Landkreis haben unter der Projektleitung von Klimaschutzmanagerin Lisa Rütgers und in Zusammenarbeit mit der Berliner Firma Green Adapt das Konzept erarbeitet, seit diesem Sommer ist es fertig. Aber was steht da eigentlich alles drin?

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"Der Klostersee ist ein wichtiger Ort im Landkreis Ebersberg", sagt Klimaschutzmanagerin Rütgers an diesem sommerlichen Oktobertag bei einem Treffen an besagtem See. An ihm nämlich ließen sich gleich zwei ganz konkrete Aspekte des Klimawandels beobachten - nämlich was passiert, wenn die durchschnittlichen Temperaturen steigen, und wenn die Perioden der Hitze- und Sommertage, an denen die Temperaturen mehr als 30 beziehungsweise 25 Grad betragen, immer länger werden.

Das eine ist der Bereich Tourismus: Das Aufsuchen von kühlen Orten wird für Menschen zu einem wachsenden Bedürfnis. Deshalb ist davon auszugehen, dass der Andrang von Badegästen am Klostersee stetig größer wird. Rütgers nennt so etwas einen "steigenden Nutzungsdruck". Das verstärkte Baden, das für die Abkühlungssuchenden durchaus toll sein mag, bedeutet für das Gewässer und die Natur drumherum aber eine Belastung.

So ist herumliegender Müll regelmäßig ein Thema - nicht nur am Ebersberger Klostersee übrigens. Erst im Juni dieses Jahres hat die Untere Naturschutzbehörde (UNB) wiederholt Alarm geschlagen, weil Zigarettenkippen, Kronkorken, Plastiktüten und Co. eine ernstzunehmende Bedrohung für das Ökosystem am Moosacher Steinsee darstellen. Im Jahr zuvor stand deswegen sogar die Möglichkeit im Raum, die einzig frei zugängliche Badestelle, das sogenannte Moosacher Bad, zu sperren "Wirken Sie aktiv mit, dass das Moosacher Bad als offene, kostenlose und saubere Badestelle erhalten bleiben kann", lautete auch der diesjährige Appell der UNB an die Badegäste.

Nicht jeder Algenteppich, wie hier am Klostersee, ist automatisch gesundheitsgefährdend ... (Foto: Christian Endt)
... wenn es Blaualgen sind, dann jedoch schon, wie auf diesem Hinweisschild, das heuer am Klostersee zu sehen war, steht. (Foto: Christian Endt)

Das andere Problem betrifft den See als eben solchen: Der ökologische Zustand des Gewässers verändert sich in Folge der steigenden Temperaturen - und zwar zum Schlechten, wie Rütgers sagt. So stellten Blaualgen im Klostersee bereits seit einigen Jahren immer wieder ein Problem dar, sie führten teils sogar zu eingeschränktem Badebetrieb. Zuletzt hatte das Gesundheitsamt im vergangenen Juni bei einer Routineuntersuchung des Wassers einen erhöhten Wert von Cyanobakterien festgestellt, der Fachbegriff für die umgangssprachlich als Blaualgen bekannte Pflanze. Bei langem Hautkontakt oder wenn betroffenes Wasser verschluckt wird, kann das zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, wie das Landratsamt damals mitteilte. Auch für Haustiere, wie etwa Hunde, sind Blaualgen gesundheitsschädlich.

Die Klimaschutzmanagerin des Landkreises, Lisa Rütgers, hatte die Projektleitung bei der Erstellung des Klimaanpassungskonzepts inne. (Foto: Christian Endt)

Es sind unter anderem diese Umstände, die in dem nun vorliegenden Klimaanpassungskonzept des Landkreises vorgestellt und erklärt werden. Neben den Bereichen Tourismus und Oberflächengewässer sind darin noch 15 weitere Bereiche aufgeführt, in denen sich Folgen des Klimawandels einstellen werden, zum Beispiel in der Land- und Forstwirtschaft, bei der Wasserver- und -entsorgung, oder auf den Feldern Verkehr, Mobilität und Gesundheit.

Das Klimaanpassungskonzept zählt aber nicht nur auf, wie sich der Landkreis verändern wird, sondern schlägt auch konkrete Maßnahmen vor, wie damit umzugehen ist. Am Beispiel des Klostersees wird unter anderem geraten, die Bevölkerung über die Folgen des steigenden Badebetriebs aufzuklären. "Letztlich geht es darum, dass an heißen Tagen möglichst nicht alle ans Wasser gehen", sagt Rütgers. Schließlich gebe es auch noch andere kühle Orte, an denen es sich gut bei Hitze aushalten lasse, beispielsweise den Ebersberger Forst. Langfristig ist das Ziel, den Bürgerinnen und Bürgern eine Übersicht über alle geeigneten Abkühlungs-Ziele an die Hand zu geben, wie Rütgers sagt. "Destinationsmanagement" heißt das dann.

Ein Klimaanpassungsmanager wird sich um die Umsetzung der Maßnahmen kümmern

Aktuell führt das Landratsamt Gespräche mit Bewerberinnen und Bewerbern für die Stelle eines Klimaanpassungsmanagers. Dessen Aufgabe wird es sein, zunächst die zehn wichtigsten Maßnahmen zu definieren, die dann als erstes angegangen werden sollen. "Unser Ziel ist aber natürlich, langfristig alle Maßnahmen umzusetzen", betont Rütgers.

Ist das jetzt nun genug, angesichts der jetzt schon spürbaren Folgen des Klimawandels? "Natürlich würden wir uns wünschen, dass generell alles in diesem Bereich schneller vorangeht", sagt Rütgers. Doch dafür brauche es eben auch die notwendigen Ressourcen - in den Gemeinden und Städten sowie im Landkreis. "Klimaanpassung ist auf Zusammenarbeit angewiesen." Deshalb sei sie froh, dass der Ebersberger Landkreis trotz der angespannten Haushaltssituation die Notwendigkeit gesehen habe, die Stelle des Klimaanpassungsmanagers zu schaffen. "Es ist ein Anfang", sagt Rütgers.

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