Kinderbetreuung in Ebersberg:78 Kita-Kinder in Quarantäne

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Nach nur zwei Tagen Betrieb muss die Betreuungseinrichtung St. Sebastian in Ebersberg wieder schließen. Bei drei Beschäftigten wurden Coronainfektionen nachgewiesen.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Gerade einmal zwei Tage hat der normale Betrieb in der Ebersberger Kita St. Sebastian nach den Ferien gedauert: Weil bei drei Beschäftigten eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen wurde, mussten die Eltern am Donnerstagvormittag ihre Kinder vorzeitig abholen oder durften sie gar nicht erst abgeben. Das Gesundheitsamt hat die Einrichtung für 14 Tage geschlossen. Betroffen sind 81 Kinder in Kindergarten und Krippe sowie 79 Kinder im Hort. 78 Kinder, die direkten Kontakt zu den Infizierten hatten, müssen nun auch in Quarantäne.

Trägerin des Kindergartens ist die katholische Kirche. Nach Angaben eines Sprechers des Erzbischöflichen Ordinariats München wurden die Coronainfektionen im Zuge einer freiwilligen Reihentestung festgestellt. Keine der Mitarbeitenden habe zuvor Symptome gezeigt oder sei von einer Reise aus einem Risikogebiet zurückgekehrt. Mit der Übermittlung der Testergebnisse am Donnerstag sei umgehend das Gesundheitsamt darüber informiert worden, das die Einrichtung für 14 Tage geschlossen habe.

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In der Kita seien alle staatlichen Hygiene- und Schutzvorgaben eingehalten worden, so der Sprecher des Erzbistums. Die Leitung der Einrichtung stehe in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt, das alle weitere Schritte wie zum Beispiel Quarantänemaßnahmen bestimme. Bereits am Donnerstag wurden die Eltern von der Einrichtungsleitung informiert, auch das Gesundheitsamt hat noch am Donnerstag begonnen, die betroffenen Eltern anzurufen.

Der Kita fern bleiben müssen in den nächsten 14 Tagen alle Kinder, da die Einrichtung ja geschlossen ist. 78 von ihnen müssen aber auch ganz daheim bleiben, weil sie Kontaktpersonen der Kategorie 1 sind und deshalb unter Quarantäne stehen. Das gilt auch für insgesamt 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung, wie eine Sprecherin des Landratsamts mitteilt. Alle Kinder und Mitarbeiter, die als Kontaktpersonen gelten, müssen in den nächsten Tagen auch Coronatests machen lassen.

Nicht betroffen von den Quarantänemaßnahmen sind hingegen laut der Sprecherin des Landratsamts Eltern und Geschwister der Kita-Kinder. Sie dürfen sich frei bewegen, die Geschwister dürfen somit auch die Schule nächste Woche besuchen. Doch auch wenn die Eltern nicht unter Quarantäne stehen, wird die Alltagsroutine bei ihnen gleich wieder durchbrochen - denn die Kita-Kinder müssen schließlich nun daheim betreut werden. "Es ist schon schwierig, den Job und die Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. Da ist man auch ein bisschen auf den Goodwill des Arbeitgebers angewiesen", sagt eine Mutter, die aber ohnehin damit gerechnet hat, dass es zu lokalen Ausbrüchen kommen kann.

Sie habe freilich nicht gedacht, dass so etwas so schnell nach dem Kita-Start passieren werde, sagt eine andere Mutter, "eher im Herbst oder Winter". Für ihre kleine Tochter ist nach zwei Kindergartentagen schon wieder Schluss, sie darf ihre Freunde nicht treffen oder mit zum Einkaufen. Doch das Betrüblichste an der Situation ist für die Familie, dass ein Fest, das am Samstag geplant war, zum zweiten Mal verschoben werden muss: die Taufe des kleinen Sohnes. "So ein Fest macht man natürlich nicht ohne die große Schwester", sagt die Ebersbergerin, die derzeit noch in Elternzeit ist und daher immerhin keine großen Betreuungsprobleme hat.

Denen, die jetzt nicht wissen, wo sie ihre Kinder unterbringen sollen, hätte Bürgermeister Uli Proske (parteilos) sehr gern geholfen, wie er sagt. Doch die Stadt könne weder Personal noch Räume zur Verfügung stellen, und in den übrigen Kitas in der Kreisstadt gebe es keine freien Kapazitäten. "Es gibt schlicht und ergreifend für diese Situation keinen Plan B", sagt er. Für einige der Eltern sei die unerwartete Kita-Schließung sicher eine Katastrophe. Allerdings, auch das ist Proske klar, wird es Situationen wie diese mit Sicherheit in den nächsten Monaten immer wieder geben.

© SZ vom 04.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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