Ebersberg:Brilmayer-Abschied: Corona-Fall unter den Gästen

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Mit einer großen Feier hat die Stadt Ebersberg ihren Altbürgermeister verabschiedet. Auf den Rausch folgt nun der Kater der Pandemie.

Von Andreas Junkmann und Anja Blum, Ebersberg

Es war ein Abend, der an die guten alten Zeiten erinnerte: Wahlweise Handschlag oder Umarmung zur Begrüßung, dichtes Gedränge, Musik und Spaß, feuchtfröhliche Stimmung. Die Verabschiedung von Ebersbergs Altbürgermeister Walter Brilmayer Ende vergangener Woche war eine würdige Feier für einen der ganz Großen in der hiesigen Lokalpolitik - wäre da nicht immer noch diese Corona-Pandemie. Denn wie sich nun herausstellt, folgt auf den beschwingten Empfang die große Ernüchterung. Am Tag nach der Feierstunde leuchteten die Warn-Apps auf den Handys der Gäste rot auf: ein Besucher war mit dem Coronavirus infiziert.

Dabei hatte sich das Team des Alten Speichers alle Mühe gegeben, die interne Veranstaltung der Stadt Ebersberg so sicher wie möglich über die Bühne zu bringen. Es galt die 3-G-Regelung: Am Einlass waren der Impfpass oder ein Nachweis über ein negatives Testergebnis vorzuzeigen. Nur wer das tat, bekam den Stempel mit dem Buchstaben "A" auf das Handgelenk gedrückt. Wie es die geltenden Corona-Regeln vorsehen, konnten die Besuchern auf ihren Plätzen ihre Schutzmasken abnehmen, einen Abstand bei der Bestuhlung gab es nicht. Nachdem nun bekannt geworden ist, dass sich ein Infizierter unter den Gästen befand, ist die Aufregung deshalb umso größer.

So sah sich die Stadt Ebersberg veranlasst, eine Rundmail an alle Besucher zu verschicken. Die Kontakte waren bekannt, da an dem Abend nur geladene Gäste anwesend waren, rund 190 Menschen. In der Mail heißt es: Das Gesundheitsamt habe das Rathaus informiert, dass bei der Verabschiedung von Altbürgermeister Brilmayer eine positiv getestete Person anwesend gewesen sei. Und weiter: "Das Risiko, dass sich jemand angesteckt hat, wird vom Gesundheitsamt als nicht hoch eingeschätzt." Dennoch rät die Stadt, bei etwaigen Symptomen den Hausarzt auszusuchen und sich testen zu lassen.

Letzteres stellte sich an den Tagen nach der Veranstaltung aber als gar nicht so einfach dar, wie Besucher des Ebersberger Diagnostikzentrums berichten. Demnach hätten die dortigen Mitarbeiter den Gästen des Abends trotz Meldung in der Warn-App zunächst kostenfreie Schnell- und PCR-Tests verweigert. "Das Personal war nicht wirklich informiert", sagt einer der Testwilligen der SZ. Tatsächlich haben "Personen, die über die Corona-Warn-App eine Warnung mit der Statusanzeige ,erhöhtes Risiko' erhalten haben", wie das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Internetseite schreibt, einen Anspruch auf einen kostenlosen Test. Einige der Brilmayer-Gäste sollten nun aber am Ebersberger Diagnostikzentrum für ihren Nachweis zahlen.

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Laut Markus Bachmeier, Chef des Alten Speichers, kam es zu einem jener Impfdurchbrüche, vor denen leider niemand gefeit ist. "Der Betroffene war geimpft, hatte keine Symptome und laut Gesundheitsamt auch eine nur geringe Viruslast." Da allerdings dessen Corona-App am Freitag Alarm geschlagen habe, wegen eines erhöhten Risikos aus einer Begegnung vor dem Abend im Alten Speicher, habe die Person sich testen lassen - mit bekanntem Ergebnis.

Durch dieses "vorbildliche Verhalten" des Betroffenen kam also der Stein erst ins Rollen. "Das aber heißt: Ohne App hätte niemand etwas mitbekommen", so Bachmeier, der selbst via Handy gewarnt wurde. Er und sein Kollegen hätten sich dann gleich am Samstag einem PCR-Test unterzogen, alle mit negativem Ergebnis. Trotzdem sagte das Team ein für Sonntagnachmittag geplantes Chorkonzert vorsorglich ab, der Auftritt von Don Camillo wurde auf Sonntag, 7. November, verschoben. Auch wurde das Gesundheitsamt von Bachmeier über die Situation informiert.

Für den Kulturmanager ist die Geschichte trotz aller Aufregung eine positive: Sie habe gezeigt, dass das System der App funktioniere und dass die Schutzmaßnahmen griffen. "Mir ist jedenfalls bislang nicht bekannt, dass sich am Donnerstagabend im Alten Speicher irgendjemand angesteckt hat."

Brisanz erhält der Vorfall allerdings vor dem Hintergrund der rasant ansteigenden Infektionszahlen in der Region. Erstmals seit Monaten hat der Landkreis am Mittwoch die Marke von 200 bei der Sieben-Tage-Inzidenz überschritten, wie aus einer Pressemeldung des Landratsamtes hervorgeht. Demnach liegt der Wert aktuell bei 209,4. Ebenfalls immer mehr Patienten müssen wegen einer Corona-Infektion in der Ebersberger Kreisklinik behandelt werden, derzeit sind es acht. Einer davon liegt auf der Intensivstation und muss beatmet werden. Bei der Brilmayer-Verabschiedung scheinen die Gäste dagegen Glück gehabt zu haben. Bisher liegen keine Erkenntnisse über eine weitere Infizierung vor.

© SZ vom 28.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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