"Bestandsstrecke"- das scheint für viele der potenziell Betroffenen von den vier als Vorschlag im Raum stehenden Grobtrassen für den Brennernordzulauf zwischen Grafing und Ostermünchen so eine Art Zauberwort zu sein. Eine Neuplanung entlang der bereits bestehenden Gleise aber hatte die Bahn zunächst abgelehnt, unter anderem mit dem Hinweis auf die dringend benötigten weiten Radien: Nur mit sanften Kurven kann die angestrebte Geschwindigkeit von 230 Stundenkilometern gewährleistet werden.
Weiterer Grund für die Ablehnung war das FFH-Gebiet Attelleite, das gequert werden müsse. Nun aber wird wohl doch ein Trassenvorschlag untersucht, der sich an dieser Linienführung orientiert, der als blaue oder Schwäblalternative bekannt gewordene Entwurf des Brucker Bürgermeisters Josef Schwäbl.
Anfang Februar hatte er ihn vorgelegt. Nördlich von Aßling schwenkt die "Blaue" in die Grobtrasse Orange ein, führt also am Aßlinger Bahnhof entlang - geht es nach Schwäbls Vorstellungen, in einer Einhausung.
Auf die einsehbare Homepage der Bahn, www.brennernordzulauf.eu, welche den Stand der Planungen dokumentiert, hat es der Trassenvorschlag aus Bruck zwar noch nicht geschafft, "aber die sind jetzt beim Prüfen", berichtet Josef Schwäbl. "Das ist zugesagt, da verlass ich mich drauf, da mach ich jetzt keinen Druck." Ist also Blau die Farbe der Hoffnung für diejenigen, die zwischen Eisendorf und Obereichhofen, Lorenzenberg und Loitersdorf, Hohenthann und Niclasreuth mit Grausen auf die Karte mit den vier Grobtrassen schauen?
"Der Bahnhof muss erhalten bleiben"
Aßlings Bürgermeister Hans Fent, dessen Gemeindegebiet ohnehin von allen Trassen in hohem Maße betroffen ist - während nur die westlichste, die pinkfarbene, das Brucker Moos tangiert -, ist sich da nicht ganz so sicher. Es wäre gut gewesen, all die Vorschläge aus der Bevölkerung im Vorfeld zu prüfen, für sein Gemeindegebiet sei im Grunde jede Variante schrecklich, "auch entlang der Bestandstrasse leben Hunderte von Bürgerinnen und Bürgern", sagt er.
Wichtig sei für Aßling vor allem: "Der Bahnhof muss erhalten bleiben", am Ende dürfe unter keiner Lösung der Nahverkehr leiden, "das ist es, was wir hier brauchen."
Die beiden Bürgermeister betonen, sie seien in engem Kontakt miteinander. Sollte sein Vorschlag eine Chance haben, so Schwäbl, werde man sich aber ohnehin zusammensetzen müssen.