Impfpolitik im Landkreis Dachau:Das Impfen nimmt Fahrt auf

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In den Drogerien und Discountern waren die Schnelltests vergangene Woche innerhalb von Minuten vergriffen. (Foto: dpa)

Dank größerer Lieferungen hat sich die Zahl der verabreichten Dosen gegen das Coronavirus seit Januar mehr als verdoppelt. Engpässe bestehen dennoch. In den kommenden Tagen sollen Schnelltests im Landkreis erhältlich sein

Von Benjamin Emonts, Dachau

Es sind immerhin positive Tendenzen im Kampf gegen die Pandemie: Das Impfen der Landkreisbevölkerung schreitet schneller voran, seitdem es mehr Impfstoff gibt und das Vakzin von Astra Zeneca auch für Ältere zugelassen wurde. Hausärzte dürfen nun sogar bettlägerige Menschen, die älter als 80 Jahre sind, zu Hause besuchen, um sie zu immunisieren. Das Dachauer Landratsamt geht angesichts dieser positiven Entwicklungen davon aus, dass man bis Ende März allen Personen der höchsten und vielen der zweithöchsten Prioritätsstufe ein Impfangebot machen kann. Das große Warten herrscht unterdessen bei den Schnelltests, dem anderen entscheidenden Pfeiler in der Bekämpfung des Virus. Bis man sich in den umliegenden Apotheken testen lassen kann, wird es bis nächste Woche dauern. Engpässe ergeben sich zudem im Einzelhandel bei den Schnelltests zur Eigenanwendung. Sie sind entweder vergriffen oder große Lieferungen stehen noch aus.

Beim Impfen, das so holprig begonnen hat, lässt sich anhand der Zahlen tatsächlich ein leichter Aufwärtstrend erkennen. Stand Montagabend, waren 8,3 Prozent der Landkreisbevölkerung geimpft, bayernweit sind es 6,8 Prozent. Insgesamt haben bis Montag 12 747 Menschen ihre Erstimpfung erhalten, knapp 5000 bekamen bereits die zweite Dosis. Registriert für eine Impfung sind im Landkreis Dachau derzeit 30 000 Menschen.

Gemessen am Bedarf steht immer noch zu wenig Impfstoff zur Verfügung. Pro Woche bekommt der Landkreis etwa 1800 bis 2000 Dosen, dank kurzfristiger Zusatzlieferungen konnten zuletzt sogar 2500 pro Woche verabreicht werden. Im Januar lag diese Zahl noch bei etwa 1000, und dennoch ließen die Kapazitäten in den Impfzentren und Arztpraxen aktuell bis zu 3500 Impfungen pro Woche zu. Für die Hausbesuche bei Bettlägerigen stehen wöchentlich 200 Impfdosen zur Verfügung. Von den insgesamt rund 9100 über 80-Jährigen im Landkreis sind dennoch erst rund 6000 erstgeimpft worden, die zweite Dosis haben 2600 erhalten. Es wird also noch Wochen dauern, bis die jüngeren Landkreisbewohner zum Zug kommen. Das Landratsamt appelliert an alle Impfwilligen, sich zeitnah unter www.impfzentren.bayern oder telefonisch unter 116 117 zu registrieren. Bei der Telefon-Hotline, das räumt die Behörde allerdings ein, könne es immer noch zu technischen Problemen kommen. Beispielsweise würden Anrufer mit dem falschen Impfzentrum verbunden.

Schnelltests sollten hingegen zeitnah allen Altersgruppen zur Verfügung stehen. Zu unterscheiden ist zwischen Schnelltests zur Eigenverwendung und medizinischen Schnelltests, die von Fachpersonal in Apotheken oder Arztpraxen durchgeführt werden. Nach den Vorgaben der Bundesregierung soll jeder Bürger das Recht auf mindestens einen kostenlosen, medizinischen Test pro Woche bekommen. Nach einer Abfrage des Gesundheitsamts haben sich bislang sieben von 31 Apotheken im Landkreis zur Durchführung bereit erklärt. In Dachau sind dies die Flora-Apotheke, Frühlingsapotheke sowie Sternapotheke, in Odelzhausen die Vital Apotheke, in Altomünster die St. Alto Birgitten Apotheke, in Petershausen die Götz-Apotheke und in Haimhausen die Schlossapotheke. Andere prüften derweil noch die Machbarkeit.

Die Starttermine stehen vielerorts noch nicht fest, weil finale Vorbereitungen und Genehmigungen ausstehen. Die Apotheken benötigen wegen der Ansteckungsgefahr extra Räumlichkeiten mit separatem Zugang, in der sie die Bürger testen können. Es kommen Zelte, Container, Wohnwagen, Drive-In-Schalter und sogar Marktbuden infrage. Pro Tag, so schätzt der Dachauer Apothekersprecher Maximilian Lernbecher, könnten bis zu 4000 Anfragen auf Apotheker und Ärzte zukommen, "ein riesiger, logistischer Aufwand". Auch mit Zahnärzten laufen bereits Gespräche. Tests stehen laut Lernbecher ausreichend zur Verfügung im Gegensatz zum Personal, das für die Tests geschult werden muss. Außerdem sei sicherzustellen sein, dass das Personal gegen das Coronavirus geimpft ist. Das Ergebnis der medizinischen Tests, das man auch schriftlich bekommt, liegt nach zehn bis 15 Minuten vor. Vorher müsse man einen Personalbogen ausfüllen und seinen Ausweis vorzeigen. Bei den Schnelltests zur Eigenanwendung heißt es für die meisten noch: warten. Bei den Discountern Aldi Süd und Lidl waren die Corona-Selbsttests am Wochenende innerhalb weniger Minuten ausverkauft, bei Lidl brachen nach kürzester Zeit die Server zusammen. Ein Pressesprecher von Aldi Süd teilt mit, dass weitere Kontingente an die Filialen im Umkreis München bereits ausgeliefert worden seien und zum Verkauf stünden. Die Abgabemenge an der Kasse sei auf einen Test pro Person begrenzt. Die Kosten pro Stück liegen bei den Discountern bei etwa fünf Euro. In den Drogeriemärkten von dm sollen laut einer Pressemitteilung ab diesem Freitag, 12. März, Schnelltests in den Märkten und über den Online-Shop erhältlich sein. Die Abgabemenge sei zunächst auf fünf Tests pro Person begrenzt. Die Sensitivität dieser Schnelltests liege bei richtiger Anwendung bei mehr als 95 Prozent, sprich von 100 infizierten Personen werden 95 richtig erkannt. Das Ergebnis liegt nach etwa 20 Minuten vor. Über die App und online sollen sich Interessenten vorab informieren können, wie viele Tests in ihrem lokalen Markt vorrätig sind. Die Drogerieketten Rossmann und Müller wollen zeitnah nachziehen ebenso wie die Apotheken im Landkreis. Sie warten laut Sprecher Lernbecher noch auf Lieferungen, die voraussichtlich Mitte nächster Woche eintreffen werden.

Positive Nachrichten kommen aus dem Helios Amper-Klinikum in Dachau. Die Lage dort hat sich entspannt, nachdem man phasenweise nah an der Kapazitätsgrenze angelangt war. Derzeit sind nach Auskunft der Klinik vier Patienten mit Corona infiziert, einer liegt auf der Intensivstation.

© SZ vom 11.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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