SZ-Serie: Das Weltkriegsende:Ankunft in der Hölle

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Am Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau jubeln Häftlinge ihren Rettern, den US-amerikanischen Soldaten, zu.

Sie haben das Grauen überlebt: Am Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau jubeln Häftlinge ihren Rettern, den US-amerikanischen Soldaten, zu.

(Foto: dpa)

Am 29. April 1945 erreichen US-Truppen das KZ Dachau. Was die Soldaten sehen, versetzt sie in einen Schockzustand: Tausende Tote im Güterzug, ausgemergelte Häftlinge. Aber es gibt auch den überschwänglichen Jubel der Geretteten.

Von Helmut Zeller

Seit Tagen hören sie den Geschützdonner der nahenden Front. Dann nichts mehr. Es ist ungewöhnlich kalt für die Jahreszeit. Der 31 Jahre alte Arthur Haulot, ein belgischer Widerstandskämpfer, notiert am 28. April 1945 in sein geheimes Lagertagebuch: "Nichts geschieht. Der lautlose Himmel macht einen rasend. Man fühlt das Ende so nahe, so nahe." 32 000 Menschen aus ganz Europa, darunter viele Polen, Russen und Franzosen, sind im überfüllten Konzentrationslager Dachau gefangen. Seit November grassiert eine Fleckfieberepidemie. Die Toten liegen auf der Lagerstraße vor den Baracken und werden am Krematorium aufeinander gestapelt. Täglich sterben Hunderte Menschen. Es gibt keine Medikamente, die Häftlinge hungern, und die Lager-SS mordet weiter. Der Dichter Arthur Haulot arbeitet als Oberpfleger im Typhusblock. Als er vor zweieinhalb Jahren von Mauthausen nach Dachau verschleppt wurde, wog er bei einer Größe von 1,92 Metern noch 52 Kilogramm. Angst geht um. Gerüchte kursieren, dass die SS alle umbringen wird, bevor amerikanische Soldaten das Lager einnehmen.

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