Ausgangsbeschränkungen:Reiter unterstützt Söders rigoroses Vorgehen

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Per Video warnt der Oberbürgermeister vor dem Coronavirus: In drei Tagen habe sich die Zahl der Fälle in München mehr als verdoppelt. Dieter Reiter bittet um Rücksichtnahme: "Gemeinsam werden wir diese Krise meistern."

Von Heiner Effern, München

Der Oberbürgermeister schlägt zu Beginn noch kurz den großen Bogen, bevor er konkret wird. "Uns alle beschäftigt in diesen Tagen und Wochen praktisch nur ein Thema: Die rasante Verbreitung des Coronavirus weltweit und auch in München", sagt Dieter Reiter (SPD). Wie sehr das Virus das öffentliche Leben auch in München im Griff hat, zeigt sein Auftritt. Er sitzt im Großen Sitzungssaal im Rathaus alleine an der Regierungsbank, nur seine Sprecherin neben ihm, und redet in eine Videokamera, die sein Statement ins Internet überträgt. So etwas gab es wohl noch nie in München.

Keine 15 Minuten spricht Reiter von 14 Uhr an, den großen bayerischen Rahmen hatte Ministerpräsident Markus Söder um 12.30 Uhr ebenfalls per Videoschalte verkündet. Reiter verrät, dass er schon einen Tag früher den Ausgang der Münchner beschränken wollte, sich aber nach einem Telefonat mit Söder am Donnerstagnachmittag dazu entschloss, die rechtliche Prüfung und die Anordnung am Freitag für ganz Bayern abzuwarten.

Ein solch rigoroses Vorgehen sei nötig. "Wir müssen alles unternehmen, um die Verbreitung zu verlangsamen, damit die Zahl der Menschen, die intensivmedizinisch versorgt werden müssen, nicht zu schnell steigt", sagt Reiter. Das Treiben an der Isar und in den Parks, wo nicht wenige Münchner noch fahrlässig sorglos im Frühlingssonnenschein zusammensaßen und -standen, hatte schnelles Handeln nötig gemacht.

In München kommt täglich der Corona-Krisenstab zusammen, der die Lage neu bewertet. Seit drei Tagen schnellen die Infektionszahlen in der Stadt nach oben: Am Mittwoch wurden 150 neu Infizierte in den vergangenen 24 Stunden gezählt, am Donnerstag 172 und am Freitag Bereits 202. Bei einer bestätigten Gesamtzahl von 878 bedeutet das, dass sich die Fälle an den vergangenen drei Tagen alleine mehr als verdoppelt haben. "Extrem dynamisch", nennt Reiter die Entwicklung.

Die Stadt müsse in enger Abstimmung mit dem Freistaat "alles notwendige tun, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen". Dazu gehört auch, immer wieder an die Vernunft zu appellieren. "Ich bitte um Verständnis, dass es jetzt zu allererst um unser aller Gesundheit geht. Helfen Sie alle mit! Schützen Sie sich selbst und schützen Sie andere", sagte Reiter. Ihm sei bewusst, dass einige in eine existenzielle wirtschaftliche Lage geraten könnten. "Wir lassen niemand allein", verspricht er. "Gemeinsam werden wir diese Krise meistern."

© SZ vom 21.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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