Italien:Der Ahnvater des Populismus

Lesezeit: 2 min

Wer sich mit Postfaschisten verbündet, wird von ihnen rechts überholt: Silvio Berlusconi (Forza Italia) mit Giorgia Meloni (Fratelli d'Italia) im Herbst 2022. (Foto: ALBERTO PIZZOLI/AFP)

Silvio Berlusconi tat so, als sei er konservativ. In Wirklichkeit aber bekämpfte er staatliche Institutionen wie kein Zweiter. Bürgerliche Parteien können aus dieser Geschichte lernen, was es zu vermeiden gilt.

Kommentar von Kia Vahland

"L'etat, c'est moi!", soll der absolutistische französische König Ludwig XIV. gesagt haben, der Staat bin ich. Opponenten Silvio Berlusconis bezogen den Satz gerne spöttisch auf den Unternehmer in seiner Zeit als Regierungschef. Aber das stimmt nicht. Berlusconi, in dieser Woche verstorben, verwechselte sich nicht mit dem Staat. Denn das hätte ja bedeutet, diesen als schützenswert zu betrachten, als Errungenschaft. Ludwig mochte den Staat für so großartig gehalten haben wie sich selbst; Berlusconi aber war da schon weiter: Er machte gar keinen Hehl daraus, den Staat mit seinen Steuerbeamten und Richtern gering zu schätzen, einem Berlusconi nicht ebenbürtig. Der nämlich tat, was er wollte, allen Regeln zum Trotz. Ob es um Mafiakontakte in seinem immensen Imperium ging oder um Sex mit einer Minderjährigen: Seine unverhohlene Gier schien ihn nicht fragwürdig zu machen, sondern glaubwürdig, weil die Leute meinten, Typen wie ihn zu kennen.

Zur SZ-Startseite

Italien
:Silvio Berlusconi ist tot

Er war Meister der Verführung des Volkes und Modell für viele Populisten. Bleiben wird die Erinnerung an einen unglaublichen Aufstieg. Allerdings hat Berlusconi etwas versäumt.

Von Oliver Meiler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: