Podcasts des Monats November:Schatten werfen keine Schatten

Lesezeit: 3 min

(Foto: Luis Murschetz)

"This Band is Tocotronic", "50 Jahre Hip-Hop", "Krypto-Guru" und "The Riddler: Secrets in the Dark": die Podcasts des Monats November.

Von Moritz Baumstieger, Stefan Fischer, Nicolas Freund und Leonie Georg

This Band is Tocotronic

ardaudiothek.de

Natürlich hört man diesen Podcast, um sich noch einmal an der unwahrscheinlichen Heldenreise von drei Außenseitern ins Zentrum der deutschen Popmusik zu erfreuen: Am ersten Tag ihres Jurastudiums laufen sich Jan Müller und der aus Offenburg zugezogene Dirk von Lowtzow über den Weg und erkennen sich sofort: Trainingsjacke, verfilzte Haare, den Spiralblock scheinbar achtlos in einer Plastiktüte - das muss ein Geistesverwandter sein. Gemeinsam mit Müllers Jugendfreund Arne Zank gründen sie die Band Tocotronic und treffen mit ihrer Musik und ihren Texten einen Nerv. Den Aufstieg der Band erzählt die Journalistin Stefanie Groth mit einer Collage aus alten und neuen Interview-Schnipseln, Erzählungen von, ja, Zeitzeugen und natürlich viel Tocotronic-Musik - kurzweilig, aber nicht unbedingt überraschend. Mit der vierten Folge dann tut sich jedoch ein doppelter Boden auf, und Groth untersucht den Zwischenraum: Die Band erzählt von Sucht und Depressionen, von Verletzungen. "Schatten werfen keine Schatten" hieß es einmal in einem Tocotronic-Song - dem Podcast zumindest gelingt es aber, die Schattenseiten von Erfolg und Ruhm auszuleuchten. Moritz Baumstieger

50 Jahre Hip-Hop

ardaudiothek.de

"Wir werden grandios scheitern." Diese wenig selbstbewusste Prognose stellen die Hosts Alba Wilczek und Falk Schacht zu Beginn ihres Podcasts, einer Produktion des Bayerischen Rundfunks. In dem wollen sie eine Bilanz ziehen über die ersten 50 Jahre des Hip-Hop. Dabei nehmen sie sich in jeder der zehn Folgen einen Song vor, betten ihn in seine Zeitgeschichte ein und räumen mit Missverständnissen auf. Das gelingt Wilczek und Schacht trotz ihrer koketten Ankündigung ziemlich gut. Weil sie maßgebliche Gesprächspartner haben. Wie Cindy Campbell, die damals in den Siebzigerjahren mit ihrem Bruder Kool Herc die berühmte Blockparty in der Bronx geschmissen hat, die als Geburtsstunde des Hip-Hop gilt. Aber auch Begründer der deutschen Hip-Hop-Szene wie Eko Fresh und Lady Bitch Ray kommen in späteren Folgen zu Wort, um Themen wie politischen Rap und Feminismus im Hip-Hop einzuordnen. Dadurch entsteht ein differenziertes Bild der Hip-Hop-Historie. Leonie Georg

SZ Plus50 Jahre Hip-Hop
:Als die Götter geboren wurden

Wie im August 1973 bei einer kleinen Party in der Bronx der Hip-Hop erfunden wurde, der die Welt verändert hat.

Von Jakob Biazza

Krypto-Guru

spiegel.de

Es war einer der größten Finanzskandale der letzten Jahre: der Crash der Krypto-Börse FTX. Der Mann dahinter war lange auch vor allem als Buchstabenkürzel bekannt: SBF, auch genannt "Krypto-Guru" oder eben Samuel Bankman-Fried. Der Sohn zweier Stanford-Professoren und MIT-Absolvent hatte sich einen Marktplatz zum Handel mit Kryptowährungen wie Bitcoin ganz nach seinen Vorstellungen gebaut. Er inszenierte sich als eigensinniges Genie, das auch bei Podiumsdiskussionen mit ehemaligen US-Präsidenten in Cargo Shorts auftrat. Investoren warfen ihm bedenkenlos ihr Geld nach und Bankman-Fried ging damit, wie man nun weiß, ähnlich sorglos um. 2022 wurde er auf den Bahamas verhaftet, der Verdacht lautet unter anderem auf Betrug und Geldwäsche. Das Podcast-Team des Spiegel um Regina Steffens und Christoph Scheuermann hat Bankman-Fried in Kalifornien besucht und ihn im Haus seiner Eltern interviewt, wo er sich mit elektronischer Fußfessel aufhalten durfte. Sie erzählen die Geschichte einer Gruppe junger, mutmaßlich hochintelligenter Menschen, die aber wohl dachten, für sie würden keine Regeln gelten und die in einem so behüteten und elitären Umfeld aufwuchsen, dass ihnen jedes Gefühl für Risiko abging. Ein aufschlussreicher Blick in eine Welt voller Größenwahn, in der Milliarden wie Chips am Roulettetisch verschoben werden. Einzig: Obwohl es zwischen den Hauptfolgen immer wieder kurze Erklär-Episoden gibt, gelingt es auch diesem Podcast nicht, verständlich darzustellen, was eigentlich eine Kryptowährung und eine Blockchain ist. Nicolas Freund

The Riddler: Secrets in the Dark

open.spotify.com

Soweit also ist es gekommen: Der Riddler, einer der notorischen Gegenspieler von Batman, muss mit ihm gemeinsame Sache machen. Dabei hat er es im englischsprachigen Fiction-Podcast immer darauf angelegt, Batman eins auszuwischen, ihm Rätsel zu stellen, welche dieser nicht knacken kann. Kurz: seine intellektuelle Überlegenheit zu beweisen (womit er freilich immer wieder scheitert, Batman ist nun einmal auch nicht auf den Kopf gefallen). Jetzt aber marodiert ein bislang nicht identifizierter Rächer durch Gotham City, der es ganz offensichtlich darauf angelegt hat, ein paar der übelsten Schurken der Stadt umzubringen. Einen ersten Mord hat er bereits verübt. Und der Riddler sowie Batman müssen davon ausgehen, dass auch sie nach der Definition dieses zur Selbstjustiz Neigenden ebenfalls als Super-Schurken gelten. The Riddler: Secrets in the Dark ist der zweite Superhelden-Podcast der Partnerschaft zwischen Spotify und Warner Bros. sowie DC nach Batman Unburied. Und wie immer geht es, mit schön viel Süffisanz, um alles. Stefan Fischer

sz.de/podcast-tipps

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