Hochzeit von William und Kate:Kate save the Queen

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William und Kate zelebrieren ihr Liebesglück im Interview, eine ganze Nation freut sich für das frischverlobte Paar. Nun ja, beinahe. Denn für die Gegner der Monarchie ist die Hochzeit ein Debakel.

Anna-Lena Roth

Ach ja, was für ein rührendes Interview: Da saß das frischverlobte Pärchen - Prinz William neben einer strahlenden Kate Middleton - auf der Couch und plauderte vor Journalisten über die royale Beziehung: Warum Kate den Verlobungsring von Williams verstorbener Mutter Diana am Finger trug (William: "Das war meine Art, dafür zu sorgen, dass meine Mutter das heute nicht verpasst"). Wie der Antrag in Kenia lief (Kate: "Es war sehr romantisch"). Oder warum William mit seinem Antrag so lange gewartet hat (William: "Jetzt ist die richtige Zeit, wir sind beide sehr, sehr glücklich").

Die Nachricht des Tages, vielleicht des Jahres: Prinz William heiratet Kate Middleton. Einen Tag nach Verkündung ihrer Verlobung kennt die britische Presse kein anderes Thema. (Foto: AP)

Bei so viel demonstriertem Liebesglück überschlugen sich die Zeitungen mit Glückwünschen. Die BBC berichtete stundenlang über nichts anderes. Premierminister David Cameron nannte die Nachricht "unglaublich aufregend". Das Kabinett habe geschlossen applaudiert. Die Queen und ihr Mann Prinz Philip zeigten sich "entzückt", genauso wie die Eltern von Kate, Michael und Carole Middleton.

Doch während die einen frenetisch feiern, ist die Hochzeit für andere ein Grund zur Sorge. Schlimmer noch: Für die Anti-Royalisten gleicht die Verlobungsverkündigung einer Katastrophe.

In Foren, Blogs und Leserbriefen kritisieren die Nicht-Jubler die königliche Hochzeit. "Weltweit sind Menschen im Krieg, verhungern und sterben - und die BBC macht mit dieser Meldung auf", beschwert sich ein Nutzer auf der Internetseite des Senders. Ein anderer hält die Meldung schlicht für eine "Nicht-Geschichte", ein weiterer vermutet: "Jetzt werden die Steuern wohl erhöht." Ein erboster Leser der Sun schreibt: "Ich weiß überhaupt nicht, was es da zu feiern gibt. Es ist wirklich erbärmlich."

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Einen anderen Blickwinkel hat Anti-Royalist Graham Smith. Auf der Internetseite republic.org.uk, deren Anhänger eigenen Angaben zufolge die Demokratie fördern und dafür die Monarchie abschaffen wollen, prophezeit der Autor: "Für die Zeitungen werden der Jubel und die glücklichen Fans bald langweilig sein." Dann würden sie ihre Suche nach Dingen beginnen, die sie kritisieren können, das Geschwätz würde zunehmen, die kritischen Fragen auch.

Zum ersten Mal seit langer Zeit seien die Briten dazu gezwungen, sich mit den Royals und der Monarchie auseinanderzusetzen, mit dem prunkvollen Lebensstil und der Überheblichkeit der Windsors. Als Alternative stünden dann die Republikaner mit Antworten parat. "Antworten, die nicht im Interesse der Monarchie sein werden", schreibt Smith.

Dass sich eine königliche Traumhochzeit negativ auf das Ansehen der Monarchie auswirken kann, sieht Smith in Schweden belegt. Im Juni hatte dort Kronprinzessin Victoria ihren Freund Daniel geheiratet - und die republikanische Bewegung dort hätte ihr bestes Jahr seit langem gehabt, so Smith. Die Unterstützung des Volkes für die Monarchie sei auf 46 Prozent gefallen, dem geringsten Wert aller Zeiten.

Einen ähnlichen Effekt erhofft sich Smith nun auch für Britannien: "Dies ist eine Chance, auf die wir lange gewartet haben."

Doch das sehen die Windsors genauso.

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