Leipzig:Butterstück bis Schwanenmantel: Luxus-Schau in Leipzig

Lesezeit: 1 min

Leipzig (dpa) - Ein Stück Butter, ein graues Telefon mit der Nummer der Volkspolizei auf der Wählscheibe, ein leerer "Zeit-Raum" - kann das alles Luxus sein? Das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig geht in seiner neuen Ausstellung der Frage nach, was für die Menschen in Deutschland seit 1945 Luxus war oder ist. Die Schau zeigt die Unterschiede in Ost und West, nimmt aber auch die Gegenwart in den Blick, wo häufig "einfach mal Zeit haben" als Luxus empfunden wird.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Leipzig (dpa) - Ein Stück Butter, ein graues Telefon mit der Nummer der Volkspolizei auf der Wählscheibe, ein leerer „Zeit-Raum“ - kann das alles Luxus sein? Das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig geht in seiner neuen Ausstellung der Frage nach, was für die Menschen in Deutschland seit 1945 Luxus war oder ist. Die Schau zeigt die Unterschiede in Ost und West, nimmt aber auch die Gegenwart in den Blick, wo häufig „einfach mal Zeit haben“ als Luxus empfunden wird.

Rund 400 Objekte sind in der Ausstellung „Purer Luxus“ zu sehen, wie Projektleiterin Iris Benner am Dienstag sagte. „Das Thema Luxus spiegelt wie unter einem Brennglas die Konsum- und Sozialgeschichte.“

Erster Blickfang ist ein Sportwagen, mit dem sich zwei Dresdner Maschinenbaustudenten in den 1950er Jahren einen Traum erfüllten. Was aussieht wie ein Porsche 356, ist in Wahrheit ein in Handarbeit gefertigter Nachbau, inklusive eines Rückspiegels aus dem Wartburg. Das Auto sei lange vergessen gewesen, bis ein Sammler aus Wien es völlig verrostet und verrottet auf einer Messe 2011 gekauft und die Geschichte recherchiert habe, sagte Benner.

Ein anderes Prunkstück der Schau ist ein weißer Mantel aus Schwanenfedern, den Marlene Dietrich einst bei ihren großen Auftritten getragen hat. Dieser „Traum von einem fluffigen Riesenmantel“, wie Benner sagte, wird in der Ausstellung in einer Art goldenem Käfig hinter Glas - quasi unerreichbar - präsentiert.

Aufschlussreich ist die Gegenüberstellung von Ost und West in verschiedenen Räumen. Während in der Bundesrepublik in den 1980er Jahren unter den Jugendlichen der Markenwahn ausbricht, schreibt ein DDR-Bürger 1988 einen wütenden Brief an das Fernsprechamt Berlin, in dem er sich beschwert, dass er seit elf Jahren vergeblich auf einen Telefonanschluss wartet. Auch das Schreiben ist dokumentiert.

Die Ausstellung stelle viele Fragen, sagte Museumsdirektor Jürgen Reiche. Eine eindeutige Antwort, was Luxus nun eigentlich ist, könne sie aber nicht geben. „Purer Luxus“ wird vom 11. September 2019 bis zum 13. April 2020 gezeigt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: