Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Lesezeit: 4 min

Zuständig für Honig und Selbstjustiz, denn auch Rache ist süß: Jason Statham in "The Beekeeper". (Foto: Daniel Smith/dpa)

Jason Statham spielt einen Imker auf Rachefeldzug in "The Beekeeper". Und in der Sci-Fi-Komödie "Baby to Go" müssen Frauen ihre Kinder nicht mehr selbst gebären. Die Starts der Woche in Kürze.

Von Philipp Bovermann, Fritz Göttler, Kathleen Hildebrand, Doris Kuhn, Annett Scheffel, Philipp Stadelmaier, Anna Steinbauer und David Steinitz

15 Jahre

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Annett Scheffel: In der Rolle der unschuldig wegen Mordes verurteilten, hochbegabten Jenny wurde Hannah Herzsprung 2007 mit "Vier Minuten" zum Nachwuchsstar des deutschen Autorenkinos. Nach etwas mehr als 15 Jahren erzählt Regisseur Chris Kraus ihre Geschichte weiter. Wieder steht Herzsprungs feinfühlige Darstellung zwischen Zorn, Trotz und Resignation im Zentrum. Nach langen Jahren im Gefängnis sucht sie den Weg in ein neues Leben . Wie hebt man die Scherben einer zertrümmerten Existenz auf? Wieder ist ihr Klavierspiel ein flüchtiger Lichtblick - in Form einer obskuren Castingshow, in der sie den Mann (Albrecht Schuch) wiedertrifft, dessentwegen sie in Haft saß. Die Story ist ein wenig zu groß aufgebauscht. Aber Jennys Wut pocht stärker als so manche Unebenheit des Drehbuchs.

Animalia

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Philipp Bovermann: Habe ich ADHS? Oder mutiere ich in ein Mischwesen aus Mensch und Tier - und wenn ja, in was verwandele ich mich? Einen Wolf? Ein Gnu? Thomas Cailley stellt die Fragen, die Teenager wirklich interessieren. Mit der "X-Men"-Reihe im Jahr 2000, mit jungen Menschen, die mutieren und dabei übermenschliche Fähigkeiten entwickeln, hob die Ära des Superheldenkinos an. Nun, an deren sich abzeichnendem Ende, schließt sich der Bogen: Die Transformation zum Übermenschen ist vollzogen, ein junger Mann blickt in die Kamera, ganz fremd ist er der Menschenwelt geworden, dann krächzt er und fliegt davon, um zu tun, was Vögel eben so tun.

Baby To Go

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Annett Scheffel: In einer nicht allzu fernen, KI-gesteuerten Zukunft brauchen Frauen Kinder nicht mehr selbst auszutragen. Mithilfe elegant designter Plastikeier, die als künstliche Gebärmütter dienen, können Schwangerschaften ausgelagert werden. In Sophie Barthes' romantischer Science-Fiction-Komödie erwartet ein New Yorker Paar (Emilia Clarke und Chiwetel Ejiofor) ein solches Pod-Baby. Das hätte herrlich grotesk sein können - oder eine intime Erkundung moderner Beziehungen. Leider bleibt die Prämisse das Interessanteste. Das satirische Potenzial säuft auf halber Strecke ab. Antworten auf die drängenden Fragen zum Verhältnis von Mensch und Technik, Privilegien und Gleichberechtigung gibt es keine.

Im letzten Sommer

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Philipp Stadelmaier: Catherine Breillats neuer Film ist absolut sublim. Weil Léa Drucker und Samuel Kirchner grandios sind als Stiefmutter und Stiefsohn, die eines idyllischen Sommers auf dem französischen Land eine Affäre beginnen: zärtliche Monstren, die das Publikum gleich mitverführen. Weil die Szenen aufeinander zurasen wie schwingende Kugeln, ohne dass es für die Zuschauer einen Ruhepol gäbe. Und weil Breillat jenen Moralismus verachtet, der viele Filme heute so unerträglich langweilig macht.

Mami Wata

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Anna Steinbauer: Zwischen Vodoo und Fortschritt: In dem kleinen guinesischen Dorf Iyi wird die Wassergöttin Mami Wata verehrt. Deren Vermittlerin ist Mama Efe, doch als ein kleiner Junge stirbt, werden ihre Kräfte von der Gemeinschaft angezweifelt. Wie es mit der Nachfolge weitergeht, ist nicht klar, denn nicht nur Efes Töchter Zinwe und Prisca haben unterschiedliche Vorstellungen von Tradition und Wandel. In der Schwarz-Weiß-Ästhetik des Films wirken die Protagonisten mit ihrer leuchtend weißen Gesichtsbemalung, den kunstvollen Frisuren und den gemusterten Outfits fast wie Figuren in einem antiken Drama. Dem nigerianischen Regisseur C. J. Obasi gelingt eine äußert sehenswerte mythische Parabel, die die Zerrissenheit eines westafrikanischen Dorfes zwischen spirituellem Kult und Moderne, Matriarchat und Patriarchat in betörend magische Bilder packt.

Night To Be Gone

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Doris Kuhn: Ein Afrikaner und eine Französin zocken in Berlin Leute beim Poolbillard ab. Mit ihnen bekommt man eine Tour durch lokale Kneipen aller Art, visuell bestechend, da schwarz-weiß, nachts, im Regen, so noir, wie man die Stadt nicht oft sieht. Was Loren Marsh bei der ganzen Düsternis allerdings vergisst, ist die Raffinesse, die einem Betrug innewohnt. Er zeigt hauptsächlich durchschaubare Tricks in steter Wiederholung, wodurch er die Spannung auf ein Minimum reduziert, im Spiel wie in der Liebe.

Orca

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Kathleen Hildebrand: Elham Asghari wurde von ihrem Mann fast totgeschlagen. Aus der Depression, die darauf folgte, schwamm sie sich hinaus, brach Rekorde auf dem offenen Meer, die das iranische Regime nie anerkannte: Frauen dürfen dort keine Sportschwimmerinnen sein, weil das als unziemlich gilt. Taraneh Alidoosti spielt Asghari ernst und verschlossen, die Regisseurin Sahar Mosayebi fängt die Selbstbefreiung der jungen Frau in tollen Bildern ein, vom Bleigrau der stürmischen See bis zum sonnigen Golf von Oman. Aber weil sie die Hindernisse und Kämpfe nur als Konfrontation von Individuen zeigt, die noch dazu wenig sprechen, schwimmt "Orca" letztlich doch nur an der Oberfläche.

Sonntagskind - Die Schriftstellerin Helga Schubert

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Fritz Göttler: Gedichte schreiben, das wär's, hat Helga Schubert, Jahrgang 1940, sich in den Sechzigern gesagt. Dann aber hat sie doch vor allem Erzählungen geschrieben und wurde eine der eigenwilligsten Schriftstellerinnen der DDR, dem System gegenüber stets kritisch ("Umklammerung der Gartenzwerge"). Sarah Kirsch und Christa Wolf waren Freundinnen und haben sie unterstützt. Der Film von Jörg Herrmann hat eben die Klarheit und natürliche Schönheit wie das Leben und Werk der Frau, von der er erzählt: "Nichts darf zufällig sein." Mit achtzig noch pflegt sie ihren kranken Mann, den Psychologieprofessor und Maler Johannes Helm. 1980 wurde sie zum Bachmann-Wettbewerb nach Klagenfurt eingeladen, das ließen die Kulturfunktionäre der DDR nicht zu - schon deshalb, weil den Juryvorsitz damals der Antikommunist Reich-Ranicki hatte. 2020, nach der Wende und während Covid, gab es eine erneute Einladung. Sie nahm teil und gewann.

The Beekeeper

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David Steinitz: Ein Film für Fans von Honig und Selbstjustiz, denn auch Rache ist ja bekanntermaßen süß. Der mürrische Imker Adam (Jason Statham) will Vergeltung für seine nette Nachbarin, die von ein paar Internet-Yuppies in den Tod getrieben wird. Weil der Imker ein ehemaliger Spezialagent aus dem Geheimprogramm der "Beekeeper" ist, fällt ihm das Schießen und Prügeln nicht schwer. Durch diesen obskuren Versuchsaufbau arbeitet sich Regisseur David Ayer mit einer fast schon bewundernswerten Schamlosigkeit.

The Royal Hotel

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Fritz Göttler: In Sydney zischt, auf einer Bootparty, die große Sause ab mit internationalem jungem Volk. Dann geht Hanna und Liv, zwei jungen Backpackern aus Kanada, das Geld aus, und sie verdingen sich in einer Kneipe weit draußen im Outback. Das "Royal Hotel" blendet außen mit australischem Kolonialstil, innen ist es ein dunkles Loch. Auch der Wirt und die Trinker sind wüste, finstere Gestalten. Sie kippen Bier in sich rein, aus der Dose oder der Flasche, reden die Mädchen mit cunt an, aber immer wieder lässt Kitty Green in den rauen Machos eine verborgene Sensibilität, eine unwegsame Einsamkeit, ein hilfloses Bedürfnis nach Kommunikation aufblitzen. Zwischen Toby Wallace und Julia Garner entwickelt sich verstörend und bewegend eine fragile Lebe.

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Für den Regisseur von "Oppenheimer" gibt es echte Filmkunst nur mit analoger Kamera und großer Leinwand. Klingt aus der Zeit gefallen? Nicht für jemanden, der mit der Geschichte eines Physikers eine Milliarde und einen Golden Globe einspielt.

Von David Steinitz

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