Weitere Briefe:Extrem teures Museum, extrem rechte AfD

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Soll endlich generalsaniert werden: das Münchner Stadtmuseum. (Foto: Auer Weber | Visualisierung: Jonas Bloch)

Drei Warnungen der Leser: vorm Umbau des Stadtmuseums München, vor der AfD und vor Söders Lehrer-Plänen.

Zu teures Museumsprojekt

"Alles Neu" in der Wochenendausgabe der SZ vom 5/6/7. Januar:

Ist die Generalsanierung des Münchner Stadtmuseums eine falsche Investition zur falschen Zeit? Es ist mir unerklärlich, wie man bei den aktuellen Missständen in München und gleichzeitig knappen Kassen 271 Millionen Euro in ein rückwärtsgewandtes Museum investieren kann. Gerade ein rot-grüner Stadtrat könnte hier ein Zeichen setzen, einen Planungs- und Baustopp verkünden und die frei werdenden Summen in zukunftsorientierte Problemlösungen für Kindergärten/Ganztagesbetreuung, Schulen, sozialen Wohnungsbau, Betreuung und Unterbringung von Migranten und Digitalisierung der Stadtverwaltung ausgeben, um nur ein paar offenkundige Probleme zu nennen.

Die betroffene Bevölkerung würde sicher anerkennend applaudieren.

Der Startschuss für die Generalsanierung des Münchner Stadtmuseums wurde 2013 gegeben. Stimmt zehn Jahre später noch der reale Bedarf für diesen Umbau, oder lassen heute, nach Corona und während der noch tobenden Kriege, die aktuellen Besucherzahlen und jetzt mögliche dezentralisierte und kleinere Lösungen diese gigantische Investition als Irrweg erscheinen?

Dr.-Ing. Bernhard Rauscher, Holzkirchen

Lebensfremder Lehrer-Plan

"Eindämmung von Lehrer-Teilzeit" vom 15. Januar:

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder möchte Lehrer öfter in Voll- und nicht in Teilzeitanstellungen bringen, insbesondere werde überlegt, Familienarbeitszeit an das Alter der Kinder zu knüpfen. Seine Begründung im Zitat: "Der Trend geht zu immer weniger Arbeit, mehr Teilzeit und Work-Life-Balance." Das geht - wie so oft in der Politik üblich - an der Lebensrealität vorbei.

Ich möchte hier nicht auf den Beruf des Lehrers an sich eingehen, mit diesen Anforderungen möchte kaum jemand tauschen, geschweige denn, sich darauf in Voll- oder Teilzeit einzulassen, wie man an den deutlich rückläufigen Studienzahlen erkennen kann. Vielmehr sind in allen Berufszweigen Arbeitnehmer - meist Frauen - oft gezwungen, sich nach der Erziehung der Kinder um die Pflege von Eltern und/oder Schwiegereltern zu kümmern. Und wie soll die Rückkehr zur Vollzeit an das Alter der Kinder geknüpft werden, wenn zum Beispiel keine Großeltern zur Unterstützung vor Ort zur Verfügung stehen? Bedeutet dies dann Ganztagsschule für alle Kinder? Bekanntlich fehlen hier die Ressourcen, aber Herr Söder möchte laut Koalitionsvertrag bis 2028 im Schulbereich 9000 neue Stellen schaffen.

Man darf gespannt sein, Versprechungen aus dem Wahlkampf oder dem Koalitionsvertrag dienen bekanntlich in der Politik eher dem eigenen Machterhalt.

Andrea Schlegel, Mühldorf am Inn

Extremismus in der AfD

"Ich bin kein Obernazi" und "Kampfkandidatur um Vorsitz: Streit über Halemba", beides vom 12. Januar:

Ein 22-Jähriger versucht, im Vollrausch eine Synagoge anzuzünden. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass ihm rechtsradikales und antisemitisches Gedankengut bestens vertraut sind. Er versucht noch, dies in der Berufungsverhandlung zu bagatellisieren, aber der Chatverlauf in seinem Handy ist eindeutig.

Blättert man nur eine SZ-Seite zurück, wird berichtet, dass es keineswegs sicher ist, dass Daniel Halemba die AfD oder den Landtag verlassen wird. Ein gesicherter Rechtsextremer, dem vergleichbare Chats und vermutlich viele weitere bestens vertraut sind. Der sich schon mutmaßlich nicht mehr scheut, nationalsozialistisches Gedankengut in der Öffentlichkeit zu verbreiten.

Zwei Tage vorher liest man über eine Zusammenkunft von AfD-Politikern, Mitgliedern der "Werte-Union" mit prominenten Vertretern der rechtsextremen Szene zur "Remigration" von Millionen Menschen aus Deutschland. Auch dieses Treffen riecht aus jeder Mauerfuge nach alten nationalsozialistischen und neuen rechtsradikalen Ideen zum Umbau der Bundesrepublik Deutschland und unserer Demokratie. Selbst bei der "Werte-Union" fehlt es offensichtlich zunehmend am Willen zur Abgrenzung zur AfD.

Nur scheinbar sind dies drei Einzelfälle, vielmehr hängen sie unmittelbar zusammen. Der braune Boden wird bereitet, auf dem Politiker 90 Jahre nach der Machtergreifung der Nazis aktiv werden. Und es ist nicht das erste Mal, dass sich eine Person zu antisemitischen Straftaten bemüßigt fühlt.

Niemand von der angeblich bürgerlichen Mitte, der damit sympathisiert, sollte sich täuschen - hinter der AfD steckt ein ganz klares Ziel des Systemumsturzes. Wer sich trifft mit Nazis, redet wie Nazis, handelt wie Nazis, der stellt sich auf die gleiche Stufe. Ignorieren kann das niemand mehr.

Ulrich Weidauer, Neubiberg

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