Weitere Leserbriefe:Wenn Kirche und Denkmalschutz zu wenig aufpassen

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Pflaster oder Pflanztröge? Das historische Pflaster ist denkmalgeschützt - dennoch gibt es Begrünungspläne in München. (Foto: Imago/Westend61)

Katzenjammer nach einer Nürnberger Kunst-Querele, noch immer Ärger mit Aiwanger-Worten - und auch mit der Gestaltung des Münchner Opern-Vorplatzes.

Denkmal und Dilettantismus

"Unmut über ,Bäume in Vasen'", 13. Juli:

Mit Staunen vermerkt man die Haltung der Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer, die das "Totschlag-Argument" der Administration aus dem Hut zieht: Das Rondell sei "im heutigen Zustand nicht verkehrssicher", man stehe "kurz davor, dass wir das Ding sperren müssen". Tatsache ist, dass diese Pflasterung mit Isarkieseln bereits 1835 eingebracht wurde und die Zeitläufte überstanden hat. Diese Pflasterung ist Bestandteil der Denkmalanlage. Zur von der Baureferentin beabsichtigten "Gefahrenbeseitigung" durch Entfernung des historischen Pflasters bedarf es sicher einer denkmalschutzrechtlichen Erlaubnis. Andrerseits: In unmittelbarer Nachbarschaft ist der historische Münzhof, das Herz des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD), ebenfalls mit Isarkiesel kunstvoll gepflastert. Dort hat das BLfD offenbar eine "Reparatur" der historischen Pflasterung vorgenommen - ein herausragendes Zeugnis des dilettantischen Umgangs mit der überlieferten Pflasterkunst in der Isar-Metropole München. Hat das BLfD für diese "Reparatur" die denkmalrechtliche Genehmigung bei sich selbst eingeholt oder existiert im eigenen Haus des BLfD rechtsfreier Raum für Verunstaltung? Hoffentlich ist das nicht das "Vorbild" für die Sanierung des Kieselpflasters des Max-Joseph-Platzes.

Klaus Bäumler, München

Da hat die Kirche geschlafen

"Heftige Kritik an queerer Kunst" vom 26. Juli:

Die Evangelische Gemeinde Egidien in Nürnberg ist offenbar vor empörter Kritik an ihrer Ausstellung "Jesus liebt" so erschrocken, dass sie sich nicht mehr anders zu helfen weiß, als die zu schließen und nach eigenen Worten in "einen Prozess der Klärung" einzutreten. War dafür vorher keine Zeit? Wollten die Verantwortlichen einmal zeigen, wie fortschrittlich und auf der Höhe der Zeit Kirche ist? Allerdings hat man der eigenen Courage doch nicht ganz getraut, sonst hätte man einige Bilder nicht hinter einen Vorhang gehängt, hinter den nur Erwachsene schauen dürfen. Das hat wirklich etwas von einer Peep-Show. Wer im Vorfeld einer Ausstellung in Kirchenräumen, bei der es um ein heikles Thema geht, den "Prozess der Klärung" vor lauter Aktionismus und eigener Begeisterung vergisst, darf sich über harsche Kritik nicht wundern.

Irmtraud Bohn, München

Aiwangers üble Annäherung

"Aiwanger stimmt Partei auf Wahlkampf ein" vom 24. Juli:

Die Generalsekretärin der Freien Wähler verteidigt Aiwangers Rede in Erding. "Er ist derjenige, der ganz klar die Sprache der Bürger spricht." Seit seiner Rede in Erding ist mir klar, wo noch die wahren Störer unserer Demokratie sitzen. Ich bin Jahrgang 1943, mein Vater ist im Januar 1945 für "Führer, Volk und Vaterland gefallen", wie es so schön hieß. Seit circa 60 Jahren beschäftige ich mich mit dem Verbrecherregime der Nazis, kämpfe, wann und wo es geht und sein muss, gegen rechtsradikale Entwicklungen bei uns. Ich möchte, dass so etwas nie mehr passieren kann. Da muss sich aber jeder klar und deutlich für unsere Demokratie einsetzen.

Was sich Herr Aiwanger in Erding geleistet hat, war nicht nur das Überschreiten einer roten Linie, sondern klar und deutlich Annäherung an den Braunbereich. Die Rede hätte auch von einem AfD-ler sein können, was der starke Beifall gezeigt hat. Ich kann und will dazu nicht schweigen.

Herr Aiwanger ist bisher sehr gut weggekommen. Seine Wutrede in Erding war kein Ausrutscher, da brach der wahre Aiwanger durch, der Aufwiegler, der Demagoge, der Populist und König der Stammtische. Wenn das die Sprache der Bürger wäre, dann gute Nacht, Demokratie. Als örtlicher Vertreter einer Ampelpartei weise ich Beschimpfungen, wie "Chaoten in Berlin, die zurücktreten sollen" und die "den Arsch offen haben", vehement zurück.

Die Demokratie, die Aiwanger sich zurückholen will, möchte ich nicht. Ich bin seit 47 Jahren SPD-Mitglied und setze mich für unsere bestehende Demokratie ein. Und zwar schon so lange, da hat Herr Aiwanger, um in seinem Sprachgebrauch zu bleiben, noch in die Windeln gesch..... . So lange ich noch klar in der Birne bin, werde ich weiterhin gegen Rechtsradikalismus, Demokratiefeinde und Populisten kämpfen. Wehret den Anfängen!

Klaus Reichel, Moosburg

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