Weitere Briefe:Wirt jammert, Kirche jammert

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Der Schweinsbraten wird zum Rechenexempel für die Wirte der Münchner Region. (Foto: Robert Haas/Robert Haas)

Gastronomen ringen um Preise, um die Existenz und die Mehrwertsteuer, die katholische Universität Eichstätt um weiteres Geld vom Staat.

Schweinsbraten-Mathematik

"Wer zahlt 25 Euro für Schweinsbraten" vom 20. Dezember:

Zur Abwehr der Angleichung an den gesetzlichen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent (und damit der schon längst angekündigten Aufhebung der zeitlich begrenzten Reduktion) reagieren die Wirte des Münchner Umlands mit dem nicht unüblichen Jammern. Nach Beginn von Corona wurde zwar der Mehrwertsteuersatz reduziert, trotzdem gab es aber eine durchschnittliche Preiserhöhung seit Januar 2021 von circa 20 Prozent durch die Wirte - laut Aussage von Carla Krolage vom Münchner ifo-Institut. Nun kommt die eigentlich nur 11,3-prozentige Erhöhung (7 Prozent Mehrwertsteuer waren es während der Reduktion) durch die Aufhebung der befristeten Mehrwertsteuer-Reduktion hinzu. Nach Ansicht der Dehoga sterben deshalb fast alle Wirtschaften, wenn es nicht gar der Untergang des Abendlandes ist.

Neben Jammern beherrschen die Wirte auch die besondere Art des Rechnens mit den Mathekenntnissen des berühmten Milchmädchens. So berechnet etwa im Artikel Frau Petra Otto aus dem bisherigen Schweinsbratenpreis ihres Lokals von 18,00 Euro auf wundersame Weise einen Preis von 25,00 Euro (etwa 29 Prozent Erhöhung) nach der Mehrwertsteuer-Anpassung. Korrekt wären 20,03 Euro. Nun wundert es auch nicht, dass Politiker sich diesen Vorwürfen an die Regierung anschließen. Erscheinen in der Presse ist immer gut, selbst wenn man sich falscher Argumente bedient, und Berlinbashing ist gerade für die Opposition ein Muss.

Bei genauerer Betrachtung befindet sich nach Frau Krolage die Gastronomie seit 2019 in Großstädten - und wahrscheinlich auch im Münchner Umland - im Aufwind bei satten Preissteigerungen ohne Berücksichtigung der Mehrwertsteuer-Anpassung. So ist die ganze Empörung eine gespielte Empörung und dient wohl hauptsächlich einer unsachlichen Herabsetzung der aktuellen Bundesregierung.

Bedenklich ich dabei aber auch das bayerische Bildungssystem, da die Wirtschaft tragenden Wirte in der Schule im Mathematikunterricht anscheinend nicht besonders aufgepasst haben und die Grundrechenarten nicht so recht beherrschen.

Peter Ehrensperger, München

Eine Anmaßung der Bischöfe

"Streit über katholische Universität" vom 12. Dezember:

Beim Lesen des genannten Artikels musste ich spontan den Kalender überprüfen, um sicherzugehen, dass nicht der 1. April ist. Zunächst schon die Aussage, dass die "sogenannte Katholische Universität" sich so nennen kann, obwohl 85 Prozent der Kosten von den Steuerzahlern in Bayern bezahlt werden (Trennung von Staat und Kirche?). Ich nenne das Etikettenschwindel. Dass die Verhandler der Kirche sehr gerne davon ausgehen, dass die Gespräche weiterlaufen, verwundert bei diesem Sachverhalt nicht. Die Begründung der bayerischen Bischöfe, die Zahlungen "wegen sinkender Einnahmen bei der Kirchensteuer herunterzufahren und vor allem am Personal zu sparen", finde ich - höflich formuliert - anmaßend und völlig inakzeptabel. Haben die Verantwortlichen immer noch nicht verstanden, weshalb die Einnahmen aus der Kirchensteuer sinken? Das haben sie sich ganz alleine zuzuschreiben wegen der fortgesetzten (und lange vertuschten!) schweren Missbrauchshandlungen an Kindern unter anderem durch katholische Priester. Deshalb laufen die Schäflein in Scharen davon! Für die Folgen dieser Straftaten sollen jetzt die Steuerzahler aufkommen?

Unsere bayerischen Politiker wären gut beraten, den Engel Aloisius um Hilfe anzurufen. Sie sollten darüber nachdenken, die Zuzahlungen ganz einzustellen oder falls das nicht möglich sein sollte, wenigstens stark einzuschränken. Auch eine Namensänderung wäre doch in Betracht zu ziehen! Nur durch konsequentes Handeln könnte vermieden werden, dass die Menschen im Lande nach dem Verlust des Glaubens an die Kirche auch noch den Glauben an die Vernunft der Politik verlieren.

Elisabeth von Mahs, Niederseeon-Moosach

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