Studie Out im Office?:Ob Herr oder Frau Süßenguth - Hauptsache, sie rettet Rechner

Das übernahm sie schließlich selbst: Sie würde ab sofort als Frau Andrea Süßenguth Technikprobleme beheben, schrieb sie ihren 1200 Kollegen in einem offenen Brief im Mitarbeitermagazin und bat auch um Toleranz. "Ich habe in jeder Beziehung Glück gehabt", sagt sie.

Viele Kolleginnen stellten neugierig Fragen und beglückwünschten sie. Die Männer im Büro nahmen es einfach hin. Pauschale Schlüsse will sie daraus aber nicht ziehen: "In einem klassischen Männerberuf, zum Beispiel als Bauarbeiter, hätte ich mich das wahrscheinlich nicht getraut", sagt sie.

Wie passt das zu einem Land, in dem begeistert Regenbogenfahnen geschwenkt werden? Beate Küpper geht dieser Frage an der Hochschule Niederrhein wissenschaftlich nach. Ihre Untersuchungen zur Homophobie in der Mehrheitsbevölkerung zeigen: Ein Großteil der Bevölkerung lehnt die Diskriminierung und offene Abwertung von homo- und bisexuellen Personen ab.

"Fragt man allerdings ein bisschen subtiler, dann sagen 44 Prozent der Bevölkerung, Homosexuelle sollen aufhören, so einen Wirbel um ihre Sexualität zu machen", sagt Küpper. Mehr als ein Viertel der Befragten wollte mit dem Thema Homosexualität möglichst wenig in Berührung kommen.

Eine offene Betriebskultur hilft auch den Unternehmen

Auch wenn diese Haltung nur subtil vermittelt wird, bekommen schwule, lesbische und bisexuelle Kollegen sie zu spüren. "Wenn Sie sagen, Sie kommen mit Ihrem heterosexuellen Partner zur Betriebsfeier, wird das eher als etwas Positives wahrgenommen", sagt Küpper. "Wenn Sie mit Ihrer lesbischen Partnerin kommen wollen, wird Ihnen signalisiert, Sie sollten nicht so viel Aufhebens um Ihr Sexualleben machen." Persönlich kennt Küpper lesbische Frauen, die Angst hatten, eine Lebenspartnerschaft und einen anderen Namen anzunehmen - weil sie sich dadurch verraten würden. So viel zum Thema Ehe für Alle.

Unter dieser Situation leiden aber nicht nur die Menschen, die Angst vor Diskriminierung haben müssen. "Je selbstverständlicher die Beschäftigten mit ihrer sexuellen Identität umgehen können, desto höher sind die Arbeitszufriedenheit und die Verbundenheit mit dem Unternehmen", sagt der wissenschaftliche IDA-Leiter Dominic Frohn. Arbeitgeber würden deshalb profitieren, wenn sie Diskriminierung ahndeten und eine offene Unternehmenskultur förderten.

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