Finanzen kompakt:UniCredit: Rampl wankt, aber steht

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UniCredit-Chefkontrolleur Rampl hat im Machtkampf bei dem Institut zwar einen fürchterlichen Hieb eingesteckt, doch er will nicht zu Boden gehen. Außerdem: Die Bundesbank kritisiert Chinas Wechselkurspolitik. Alles Wichtige in Kürze.

Unicredit-Verwaltungsratschef Dieter Rampl hat zwar einen Machtkampf verloren, entgegen anderslautenden Medienberichten will er die italienische Großbank aber nicht vorzeitig verlassen. "Soweit ich betroffen bin, bin ich bis April 2012 gewählt", sagte Rampl zu Journalisten.

UniCredit-Verwaltungsrat Dieter Rampl: "Soweit ich betroffen bin, bin ich bis April 2012 gewählt." (Foto: Getty Images)

Auch der neue Unicredit-Chef Federico Ghizzoni stellte in Abrede, dass der Deutsche die Hypo-Vereinsbank-Mutter verlassen könnte.

Seit Wochen wird Italiens größte Bank von internen Machtkämpfen gelähmt. Der langjährige Vorstandschef Alessandro Profumo, der aus einem Zusammenschluss italienischer Sparkassen mit zahlreichen Übernahmen eines der größten Geldhäuser Europas formte, musste seinen Posten im September nach einem Streit mit einigen Eigentümern und auch Rampl räumen.

Zuletzt warf zudem Top-Manager Sergio Ermotti das Handtuch. Er hatte die Verantwortung für das Investmentbanking und das Geschäft mit großen Firmenkunden.

Eigentlich sollte Ermotti zu einem von zwei Generaldirektoren, den starken Männern hinter Bankchef Ghizzoni, gewählt werden. Doch am Ende wurde nur Privatkundenvorstand Roberto Nicastro in das Amt des Generaldirektors gehoben. Ermotti ging leer aus.

Damit verschiebt sich auch das Machtgefüge innerhalb der Bank. Gestärkt ist die Italien-Fraktion und das Privatkundengeschäft.

Das Nachsehen haben indes die Befürworter einer internationalen Ausrichtung und des Investmentbankings. Hierzu zählt auch Rampl, der daher als geschwächt gilt.

Die Corriere della Sera berichtete nun, Rampl erwäge einen Rückzug. Als möglicher Nachfolger für Ermotti gilt seit längerem Hypovereinsbank-Chef Theodor Weimer. Bei der Münchner Tochter ist das Investmentbanking gebündelt.

Weimer gilt als kompetent, als Deutscher könnte er aber auf Widerstände stoßen. In der italienischen Politik und teilweise auch im Eigentümerkreis von Unicredit wird ein zu starker Einfluss Deutschlands gefürchtet.

Der frühere Vorstand der HSH Nordbank, Frank Roth, geht in die Offensive. Nach seinem jüngsten juristischen Erfolg gegen die Bank will er von seinem früheren Arbeitgeber jetzt Schadenersatz. "Zunächst erwarte ich eine Entschuldigung, dann die Erfüllung meiner Ansprüche aus meinem Vertrag und Schadenersatz", sagte Roth der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Details nannte er nicht.

Roth war 2009 wegen angeblichen Verrats von Geschäftsgeheimnissen entlassen worden. Die Kieler Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen gegen ihn jedoch wegen mangelnden Tatverdachts ein. Die Beschwerde der Bank dagegen wurde verworfen.

Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt mittlerweile gegen Verantwortliche der Bank wegen des Verdachts der falschen Verdächtigung.

Neben dem wirtschaftlichen Schaden habe seine Reputation erheblich gelitten, erläuterte Roth in der Zeitung. Um welche Summen es geht, wollte ein Sprecher Roths nicht sagen. Die Restlaufzeit des Vertrages von Roth betrage mehr als zwei Jahre, erläuterte der Sprecher. Die Bank äußerte sich nicht zur Ankündigung Roths.

Der Fall Roth gehört zu einer Reihe von skandalumwitterten Vorgängen, die den umstrittenen HSH-Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher und den Aufsichtsratsvorsitzenden Hilmar Kopper unter Druck setzen.

Es ist eine schlechte Nachricht, die aber einen guten Kern hat: Die deutschen Hausratversicherer haben 2009 mehr Geld als je zuvor für Einbruch- und Diebstahlschäden ausgezahlt. Gestohlene Gegenstände, aufgebrochene Fenster und Türen verursachten Kosten von 460 Millionen Euro, ein Plus von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit. Allerdings lag diese Zunahme in erster Linie am wachsenden Wohlstand - für die Täter gibt es in deutschen Heimen einfach immer mehr zu holen.

In den zunehmend wertvoller ausgestatteten Wohnungen seien häufig Laptops, Smartphones, Flachbild-Fernseher oder Blu-ray-Spieler aufzufinden, erläuterte der Verband. Die Kosten eines durchschnittlichen Einbruchs stiegen so um elf Prozent auf 1.224 Euro.

Die Zahl der bei den Versicherungen gemeldeten Einbrüche sei in den vergangenen Jahren allerdings zurück gegangen. Nach 390.000 Einbrüchen im Jahr 2008 sank sie 2009 auf 370.000 Fälle, erklärte der GDV.

"Zur Jahrtausendwende lag die Anzahl der Einbrüche mit rund einer halben Million Fälle noch deutlich höher", sagte der GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg von Fürstenwerth. Einen Anstieg der Prämien müssen Versicherungskunden laut Verband nicht befürchten. "Ursache hierfür ist der starke Wettbewerb zwischen den Unternehmen", sagte der Manager.

Ohrfeige für China: Bundesbankpräsident Axel Weber hat die Wechselkurspolitik des fernöstlichen Landes und die Anhäufung von Devisenreserven kritisiert. Damit trage China "dazu bei, dass die Weltwirtschaft anfälliger für Schocks wird", sagte Weber in Eltville (Rheingau).

"Die Leistungsbilanzüberschüsse einiger großer Schwellenländer sind zu einem guten Teil das Ergebnis einer Wechselkurspolitik, die das Wachstum der Ausfuhren gestützt hat", erklärte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB). China häufe Dollarreserven an, statt seine finanziellen Überschüsse im Inland zu investieren. Die jüngste Aufwertung des Renminbi sei aber als Schritt zu einer angemesseneren Bewertung zu begrüßen.

Der chinesische Leistungsbilanzüberschuss dürfte im laufenden Jahr auf 4,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sinken, bis 2015 jedoch wieder auf acht Prozent steigen.

© sueddeutsche.de/Reuters/DAPD/dpa/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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