Toter Ziegenbock in Berchtesgaden:Heiß auf die Hörner

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Eine Walliser Schwarzhalsziege mit imposanten Hörnern. (Foto: imago)

In der Königsseer Ache liegt ein toter Ziegenbock mit einem Schnitt durch die Kehle. Rund um Berchtesgaden glauben seither viele zu ahnen, warum dem Kadaver auch die Hörner fehlen.

Von Matthias Köpf, Schönau am Königssee

Es soll ja abgelegene Weltgegenden geben, wo Tiere wegen ihrer Hörner getötet werden. Von zermahlenen Nashornhörnern zum Beispiel verspricht man sich da und dort angeblich Heilung oder wenigstens eine etwas erhöhte Männlichkeit. Und im bayerischen Staatswald zahlen ohnehin schon zahlende Jagdgäste einen Aufschlag für das Gehörn sogenannter Trophäenträger. Der aktuelle Richtpreis der Staatsforsten für Rothirschgeweihe liegt zum Beispiel bei 80 bis 90 Euro pro Kilogramm Geweihgewicht zum Quadrat. Dafür muss der betreffende Trophäenträger dann aber auch waidgerecht um die Ecke gebracht werden.

Einfach die Gurgel durchschneiden wie vor ein paar Tagen bei diesem Ziegenbock am Königssee geht jedenfalls nicht. Aber dessen Hörner könnten ja auch in ganz anderen traditionellen Ritualen eine Rolle spielen.

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Der Kadaver, den ein Einheimischer in Schönau ein Stück unterhalb des Königssees aus der Königsseer Ache gezogen hat, wies jedenfalls mindestens drei Schnitte auf. Einen durch die Kehle und zwei weitere, offenbar mit einer Säge ausgeführte an den Ansätzen der Hörner. Dem toten Tier fehlte auch noch die Ohrmarke, weshalb die Berchtesgadener Polizei den Halter nach eigenen Angaben auch am Dienstagnachmittag noch nicht ermittelt hatte. Das Tier selbst erwies sich aber schnell als Walliser Ziegenbock, und seither kursieren im Berchtesgadener Talkessel und in den damit befassten Teilen des Internets die Spekulationen über ein mögliches Motiv.

Denn diese Walliser Ziegenböcke erfreuen sich rund um Berchtesgaden einer gewissen Beliebtheit, weil sie mit der Zeit überaus lange Hörner entwickeln - genau solche, wie sie sich besonders gut auf den handgeschnitzten Larven für all die traditionellen Perchten, Krampein, Ganggerln und Buttenmandln machen. Echte Prachtstücke können eine Larve locker um einen Tausender teurer machen als eine Larve mit Imitaten aus Kunststoff.

Die ganzen grusligen Gestalten sollten ursprünglich wohl den Winter austreiben, wurden aber längst zu grimmigen Begleitern des Heiligen Nikolaus zurechtchristianisiert. Als solche haben sie zwar bald wieder Saison, drüben in Salzburg gibt es demnächst die ersten Läufe. Dass da so schnell ein Maskierter mit den neuen Trophäen vom gerade getöteten Ziegenbock herumgeistert, ist trotzdem unwahrscheinlich. Falls doch: Vielleicht hat er dann auch gleich die fehlende Ohrmarke dran.

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