Mitten in Nürnberg:"Schwierigkeiten, wenn es zu fränkisch wird"

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Bei der Landesausstellung 2022 mit dem Titel "Typisch Franken?" hat der Mittelfranke Markus Söder mal einen Mimik-Vorschlag gemacht. Stimmen muss das aber nicht. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die Sparkasse Nürnberg setzt im Kundenservice auf eine digitale Sprachassistentin. Allerdings hat die Probleme bei Anrufern mit Dialekt, was bei Kunden für Empörung sorgt.

Glosse von Max Weinhold, Nürnberg

Wer mit dem Kundenservice der Sparkasse Nürnberg sprechen möchte und die dazugehörige Telefonnummer wählt, der wird freilich auf fränggisch begrüßt. Sollte man meinen. Und zumindest dann, wenn sich nicht gerade alle Mitarbeiter im Gespräch befinden, ist dies auch der Fall. Wenn aber niemand verfügbar ist, übernimmt eine etwas hölzern hochdeutsch sprechende Frauenstimme, die sich als Anna vorstellt und einem zuallererst einmal versichert, man könne "ganz normal" mit ihr sprechen. Beste Voraussetzung also für eine schnelle Problemlösung. Eigentlich.

Allerdings drängt sich, je nach Zungenschlag des Anrufers, schnell die Frage auf: Was ist schon normal? Denn die hölzerne Frauenstimme, die einer digitalen Sprachassistentin gehört, hat, was mancher Altbayer nur zu gut kennt: Probleme mit Franken. Oder, wie die Sprecherin der Sparkasse in einem Zeitungsbericht sagt: "Schwierigkeiten, wenn es zu fränkisch wird." Was fei ungünstig ist, weil Nürnberg nach aktuellen geografischen Erkenntnissen genau dort liegt: mitten in Franken.

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Und damit nicht genug: Mehr als 130 Anliegen "im natürlich-sprachlichen Dialog" soll Anna erkennen und übernehmen, heißt es auf der Internetseite der Bank. Was ja, konsequent weitergedacht, im Falle des Nicht-Funktionierens den Ausschluss des Fränkischen aus seinem natürlichen sprachlichen Raum bedeuten würde. Allmächd!

Jedenfalls sorgt es bei manchem Kunden für Unverständnis, dass Anna keine Franken-Versteherin ist. Zum Beispiel bei dem Mann, der kürzlich unfreiwillig mit ihr ins Gespräch kam, nachdem er per E-Mail eine Betrugswarnung erhalten hatte. Gleich mehrfach habe ihn die Frauenstimme nach seinem Geburtsdatum gefragt, berichtete er verständnislos den Nürnberger Nachrichten. "Das hat Anna aber mehrfach falsch verstanden. Dann wollte sie meine Kontonummer wissen. Doch auch die hat sie nicht verstanden." Was wiederum der Mann nicht verstand, der sogleich einen empörten Brief an den Bankvorstand aufsetzte.

Vielleicht hätte er sich aber auch einfach an Annas Chatbot-Kollegin Linda wenden sollen. Fragt man diese, ob sie fränkisch spreche, folgt nämlich sogleich eine verständnisvolle Antwort: "Worum genau geht es denn?" Aha. Geht doch.

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