Raumfahrt:Söder greift nach dem Mond

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Bayerns Ministerpräsident stellte am Mittwoch seine Pläne für ein Mondkontrollzentrum vor. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

In Oberpfaffenhofen, dem "bayerischen Houston", soll ein Mondkontrollzentrum entstehen. Bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung träumt der Ministerpräsident von spektakulären Missionen.

Von Andreas Glas

Die Band spielt Frank Sinatras "Fly Me To The Moon", und immerhin performt Markus Söder (CSU) nicht selbst, wie neulich, beim Besuch des Abba -Museums in Stockholm. Das Lied ist eigentlich kein Lied über den Mond, sondern über die Liebe, in einer Zeile heißt es: "In other words, please be true", bitte, sei ehrlich! Und manche fragen sich auch bei Söder und seinen Raumfahrtplänen, ob das ernst ist oder eine große Show.

An Show-Elementen mangelt es auch an diesem Mittwoch nicht, beim Pressetermin in München. Die Band, die meterlange Hintergrundwand mit einer Aufnahme des Mondes, davor der Ministerpräsident, der jetzt selbst ein bisschen aussieht wie der Mann im Mond. Hier geht es um ein geplantes Mondkontrollzentrum in Oberpfaffenhofen, dem "bayerischen Houston", sagt Söder. Der Ministerpräsident möchte in neue Dimensionen vorstoßen, da dürfen auch die Vergleiche etwas überdimensioniert ausfallen. Und bei der Nasa in Houston dürfte Oberpfaffenhofen durchaus ein Begriff sein. Eine halbe Autostunde westlich von München kontrollieren Wissenschaftlerinnen und Ingenieure die europäischen Aktivitäten auf der Raumstation ISS. Und bald den Mond?

Das ist der Plan, deshalb unterzeichnet Söder zusammen mit Josef Aschbacher, Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation Esa, und Anke Pagels-Kerp, Bereichsvorstandsmitglied Raumfahrt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), am Mittwoch die Absichtserklärung für das Kontrollzentrum. Es soll eine Rolle spielen bei den Vorbereitungen künftiger Mondmissionen im Rahmen des Artemis-Programms, mit dem die Nasa in wenigen Jahren wieder Astronauten auf den Mond bringen möchte. Die Esa ihrerseits setzt darauf, dass dann erstmals auch eine Europäerin oder ein Europäer mitfliegen kann. Es gehe darum, "Infrastruktur auf dem Mond" aufzubauen, sagt Söder, für die Forschung und als Zwischenetappe für künftige Marsmissionen. 33 Millionen Euro lässt sich Bayern das kosten. Esa-Direktor Aschbacher bedankt sich mit einem Kompliment, das Söder natürlich gefällt: Bayern sei eine "Weltraummacht".

Wieder einmal erinnert Söder daran, dass er "Hohn und Spott" kassiert habe, als er 2018 sein Raumfahrtprogramm "Bavaria One" an der Technischen Universität München (TUM) ausrief. So ganz verklungen ist dieser Spott zwar nicht, aber spätestens seit auch die Bundesregierung 2023 eine neue Weltraumstrategie beschlossen hat, fällt es der bayerischen Opposition nicht mehr so leicht, sich über Söder lustig zu machen. Solche Programme schaffen ja auch Arbeitsplätze und mit Satelliten lassen sich Erkenntnisse gewinnen über den fortschreitenden Klimawandel.

Die Raumfahrt sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, den man nicht anderen Ländern überlassen sollte, sagt Markus Söder am Mittwoch. Und das Mondkontrollzentrum sei der Beweis, dass man "Bavaria One" ernst nehmen müsse. "Der Mond ist sexy wie nie", sagt er dann noch. Esa-Direktor Aschbacher attestiert ihm ökonomische Weitsicht und "Mut". Er selbst, versichert Söder, werde aber nicht zum Mond fliegen.

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