Idee aus Rosenheim:Mit dem Bierfilzl gegen die Klimakrise

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Auf herkömmlichen Bierdeckeln kann man die bereits verzehrten Getränke ablesen. Eine Initiative aus Rosenheim will darauf auch über die Klimakrise informieren. (Foto: Robert Haas)

Eine Energie-Initiative aus Rosenheim serviert auf Bierdeckeln Tipps zur Einsparung von Treibhausgasen. Doch ein ganz einfacher Vorschlag fehlt.

Glosse von Matthias Köpf

Gedacht war das Bierfilzl anfangs ja rein rezeptiv: Überquellenden Schaum soll es aufsaugen, überschwappendes Bier binden, herabperlendes Kondenswasser absorbieren, und auch den einen oder anderen Strich mit dem Kugelschreiber nimmt es in seiner faserfeuchten Schwammigkeit ebenso hin wie einst den Vorschlag von Friedrich Merz, das Filzl als Formatvorlage für die Steuererklärung zu nehmen. Vor allem aber ertrug es am Stammtisch stets stoisch das nach diesem benannte Niveau.

Nun aber soll das Bierfilzl endlich mitreden - nicht im Wortsinn natürlich und auch nicht im Sinne all der naheliegenden Bierwerbung, die seinen rezeptiven Charakter ja auch schon lang verdorben hat. In Rosenheim soll das Bierfilzl jetzt vielmehr zu einem Medium mit einer echten Message werden: zur Diskussionsgrundlage für Stammtischdebatten über die Klimakrise.

Auch am Stammtisch übers Klima zu reden, kann schon mal nicht schaden. Denn wer immer sich hierzulande dazusetzt, hat jedenfalls rein klimamäßig schon längst viel mehr Striche am Deckel, als es die Erde eigentlich vertragen würde. Das mag aber nicht jeder Dimpfl wissen, und so gibt es "immer wieder Mythen und Falschmeldungen zur Klimakrise", wie es Dominikus Bücker von der Technischen Hochschule Rosenheim ausdrückt.

"Wertvolle Hinweise zur persönlichen Einsparung von Treibhausgasen"

Bücker leitet die "Initiative Energiezukunft Rosenheim", die nun insgesamt 140 000 Bierfilzl in zehn Versionen mit allerlei Informationen zur Klimakrise und zum Energiesparen hat drucken lassen - als "faktenbasierte Argumentationshilfen für eine sachliche Klimadiskussion", wie Bücker erklärt. Auch Rosenheims Landrat lobt die von zwei örtlichen Brauereien unterstützte Aktion, denn die gebe "wertvolle Hinweise zur persönlichen Einsparung von Treibhausgasen".

Der Tipp, einfach mal eine Halbe weniger zu trinken, ist allerdings nicht dabei, obwohl vielleicht auch das was helfen würde. Schließlich braucht das Brauen viel Energie zum Erhitzen des Suds und zum Herunterkühlen des Biers. Auch weil Energie momentan ziemlich teuer ist, fordern Bayerns mittelständische Brauer gerade ganz dringend einen Steuerrabatt vom Bund. Ein Strich weniger auf dem Deckel könnte da also durchaus was ausmachen - in welchem Promillebereich, hängt von der absoluten Zahl der Striche ab. Aber wer wollte da schon Wasser predigen - auf einem Bierfilzl?

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