Ärger um Inntalautobahn:Auge um Auge, Stau um Stau

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Lastwagenstau auf der Autobahn 8 bei Rosenheim. Grund dafür sind unter anderem dauernde Lkw-Blockabfertigungen der Tiroler. (Foto: Josef Reisner/dpa)

Die Freien Wähler im Landkreis Rosenheim wollten es den Tirolern wegen deren dauernden Blockabfertigungen auf der Inntalautobahn mal so richtig heimzahlen. Stattdessen müssen sie zum Demonstrieren jetzt selber bis nach Innsbruck.

Glosse von Matthias Köpf, Kiefersfelden

Mit einem alttestamentarischen "Auge um Auge, Zahn um Zahn" ist es natürlich kaum je getan. Schließlich kommt da schon im Alten Testament - je nach Textstelle und Übersetzung - noch "Hand um Hand" und "Fuß um Fuß" dazu. Ferner finden Freunde des Alttestamentarischen, dass das mit dem einen Auge und dem einen Zahn ein echter Fortschritt war im Vergleich zu jenen Racheexzessen, in denen für ein Auge im Gegenzug gleich fünf oder zehn Augen zuzüglich zahlreicher Zähne fällig wurden.

Nur von "Stau um Stau" steht leider wieder nichts im Alten Testament. Doch was weiß die Bibel schon von Bayern, Tirol und diesen dauernden Lkw-Blockabfertigungen auf der Inntalautobahn?

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Die Freien Wähler im Landkreis Rosenheim wissen da aber schon Bescheid, und statt auch noch die andere Wange hinzuhalten, wie es im Neuen Testament mal prominent gefordert wird, wollten sie es den Tirolern lieber richtig heimzahlen wegen dieser Blockabfertigung, die in Bayern oft einen Lkw-Stau bis weit übers Inntaldreieck zur Folge hat. Warum also nicht selber mal die rechte Spur dichtmachen, fragten sich die Freien Wähler. Vier Sperrstunden bei Kiefersfelden hätten nach ihrer Kalkulation schon gereicht, damit sich die Laster drüben bis Innsbruck stauen, nur mal so zur Demonstration.

Erst hätte das alles an einem Samstag stattfinden sollen, doch am Wochenende ist in Tirol ja Lkw-Fahrverbot. Da hätte sich's an einem Freitag also weit besser gestaut, doch da spielen jetzt die bayerischen Behörden nicht mit. Und bei genauer Auslegung der Gesetze sei so eine Blockade wohl wirklich nicht zulässig, räumt der Rosenheimer FW-Kreisrat Sepp Lausch ein. Doch die Plakate sind gedruckt, weshalb die Freien Wähler zum Demonstrieren jetzt ersatzweise selber bis nach Innsbruck fahren wollen, um sie dem Tiroler Landeshauptmann vor Augen zu führen. Und bei der Rückreise werden sie dann hoffentlich nicht im Stau stehen wegen der deutschen Grenzkontrollen.

Grenzkontrollen kennt das Alte Testament übrigens schon: Sie sollten mal "Schibbolet" sagen, sollen die Gileaditer an einer Furt des Jordan die Grenzgänger aufgefordert haben. Wer da nicht dialektsicher war und als Efraimiter auffiel, ging auf ganz andere Weise über den Jordan. Aber wie dieses Schibbolet genau gesprochen gehörte, davon weiß man wiederum in Kiefersfelden, in Kufstein und im ganzen Schengenraum so gut wie nichts.

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