Nürnberg:Was braucht es, damit Wasserstoff alle Energiesorgen löst?

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Die Anlage in Wunsiedel ist eine der größten in Deutschland, sie kann bis zu 1350 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr herstellen. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Darüber diskutieren beim "Hydrogen Dialogue" Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Eins ist vielen klar: Bayern ist spät dran mit dem flächendeckenden Einsatz von Wasserstoff.

Von Maximilian Gerl, Nürnberg

Wenn es nach den Rednerinnen und Rednern geht, die sich am Mittwoch nacheinander aufs Podium in der Messe Nürnberg begeben, dann ist das Ende aller Energiesorgen fern am Horizont zu erahnen - und das nur dank eines Gases, das im Periodensystem an erster Stelle steht. Es werde höchste Zeit für "eine starke Wasserstoffwirtschaft", findet etwa Messe-Chef Roland Fleck. "Wasserstoff wird eine der Säulen sein", sagt Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas über die Zukunft seiner Stadt und der Region. Und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) hält das Element gar für "eine eierlegende Wollmilchsau" und will beobachtet haben: "Plötzlich glaubt jeder an Wasserstoff."

Für viele Menschen außerhalb des Messegeländes dagegen dürfte dieser Glaube bislang eher theoretischer Natur sein. Während in Nürnberg noch bis diesen Donnerstag Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf dem "Hydrogen Dialogue" diskutieren, wie sich die Wasserstoffwirtschaft international besser ins Laufen bringen lässt, fehlt es auch in Bayern hierzu an sichtbaren Resultaten.

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Zwar gibt es inzwischen mehrere Projekte zu dem Thema: Vergangene Woche beispielsweise ging in Wunsiedel die bislang größte bayerische Elektrolyseanlage in Betrieb, sie soll aus Wind- und Solarstrom zunächst bis zu 1350 Tonnen Wasserstoff jährlich für die Region produzieren. Bis das Element aber flächendeckend seinen Hoffnungen als Energieträger in Industrie und Verkehr gerecht werden kann, liegt vor der Zukunft viel Arbeit.

Dabei drängt die Zeit. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine und den steigenden Energiepreisen sind Alternativen zu Gas und Öl gefragter denn je. Entsprechend groß sind die Fragezeichen, mit denen sich die Messe und ihre Teilnehmer beschäftigen. Etwa, was Wasserstoff geopolitisch für die Energieversorgung in Europa bedeuten könnte - und wie man dazu das Element dorthin bekommt, wo es gebraucht wird.

So bekräftigt auf der Messe eine Vertreterin der kolumbianischen Regierung, ihr Land könne sich Wasserstoffexporte von 2030 an nach Europa gut vorstellen. Nur wie das Element von den Häfen dann zum Beispiel nach Bayern gelangen würde, ist eine der offenen Fragen. Und die Elektrolyseure, die Aiwanger in jedem Landkreis aufstellen will, dürften alleine den Bedarf kaum stillen. Die Staatsregierung ist daher besorgt, bei der Versorgung mit Wasserstoff ins Hintertreffen zu geraten, noch bevor sie richtig begonnen hat. Erst am Montag forderte sie den Bund einmal mehr auf, die Planungen für die bislang fehlenden Wasserstoffpipelines zu beschleunigen. "Wir akzeptieren nicht, dass Bayern erst ab 2032 an das nationale und europäische Wasserstoffnetz angebunden werden soll", heißt es in einer Mitteilung.

Immerhin bietet die aktuelle Energienot die Chance, der vagen Zukunft schneller als bisher Konturen zu verleihen. So sehen das auch manche auf der Wasserstoffmesse. "Die Krise bremst nicht nur", sagt etwa die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, Professorin an der Uni Erlangen-Nürnberg und Vorständin des Bayerischen Wasserstoffbündnisses. Um Fortschritte zu erzielen, müsse man aber nun international und lokal die Anstrengungen forcieren - auch wenn das nicht immer einfach sei.

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