Reichsparteitagsgelände:Neue Heimat für die Oper

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Die Ausweichspielstätte der Nürnberger Oper soll an der nordwestlichen Innenseite des Kongresshallen-Torsos entstehen. (Foto: HILMER SATTLER ARCHITEKTEN AHLERS ALBRECHT)

Die Stadt Nürnberg hat sich 2022 entschieden, wo genau ihre Ausweichspielstätte auf kontaminiertem Gelände gebaut werden soll.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Wenn die Stadt Nürnberg den Richard-Wagner-Saal im "Le Meridien Grand Hotel" für eine Jurysitzung anmietet (sechs Kronleuchter, Felix-Krull-Ambiente), so ist zu ahnen, dass es dort nicht um die Mühen der Ebene gehen soll. Tatsächlich erging im Juni eine Empfehlung, die in der Kulturgeschichte Bayerns einen Platz einnehmen wird. Zwar hatte der Stadtrat bereits im Dezember 2021 entschieden, dass die Oper 2025 für etwa zehn Jahre aufs ehemalige Reichsparteitagsgelände umziehen wird - an die Kongresshalle. Wohin aber genau, hatte man wohlweislich offen gelassen.

Was wie eine Detailfrage anmuten mag, barg Sprengkraft. Die Stadt wird von einer schwarz-roten Mehrheit regiert, die aber lag in dieser Frage über Kreuz. Die SPD hatte erkennen lassen, dass sie - wie Historiker vom Dokuzentrum Reichsparteitagsgelände und dem Verein "Geschichte für alle" - einen Bau im Innenhof des NS-Hufeisens für nicht erstrebenswert hält, nicht zuletzt aus Denkmalschutzgründen. Die CSU dagegen sah das ganz anders und hätte notfalls mit den (ebenfalls mit dem Innenhof sympathisierenden) Grünen eine Stadtratsmehrheit jenseits ihres Kooperationspartners SPD organisieren können.

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Zum großen Clash aber kam es nicht. Stattdessen einigte man sich darauf, das Votum eines Expertengremiums anzuerkennen. Dieses einigte sich im Wagner-Saal darauf, "den Ergänzungsbau - der Bühnenraum, Orchestergraben, Zuschauerraum und Nebenraum umfasst - an der nordwestlichen Innenseite des Kongresshallen- Torsos zu verorten". Dieser Platz, so das Gremium, habe das Potenzial, den "historisch kontaminierten Ort wahrzunehmen" und "im demokratisch künstlerischen Sinn zu nutzen". Nachdem die SPD diesen Juryvorschlag akzeptiert hat, ist nun etwas Ruhe in die Debatte eingekehrt. Zwist hatte die Stadt aber offenbar ohnehin einkalkuliert. Das ehemalige NS-Gelände brauche "dauerhaften Streit", erklärte Baureferent Daniel Ulrich im SZ-Interview: "Wenn sich da mal alle einig wären, dann ist etwas schiefgelaufen."

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