Nürnberg:"Ich will Leader sein, nicht Follower"

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Marcus König, Oberbürgermeister von Nürnberg, präferiert eigenen Angaben zufolge "Intelligenz statt Ideologie". (Foto: Christine Dierenbach/Stadt Nürnberg)

Nach drei Jahren Amtszeit zieht Oberbürgermeister Marcus König Bilanz. Der CSU-Mann betont seine Führungsrolle - gibt aber auch zu, bei einem gescheiterten Pionierprojekt von falschen Annahmen ausgegangen zu sein.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Eine Großstadt mit Burg hat das Problem, dass man sich für den Blick über die Stadt - oder den Blick auf die Burg entscheiden muss. Oder aber den Bau öffentlich zugänglicher Hochhäuser zulässt, wo sich das verbinden lässt. Letzteres, zugängliche Hochhäuser in Altstadtnähe, gibt's inzwischen in Nürnberg. Und Oberbürgermeister Marcus König (CSU) wäre nur unzureichend in die PR-Lehre eines ebenfalls aus Nürnberg stammenden Ministerpräsidenten gegangen, wenn er sich für eine Halbzeitbilanz den Blick aus dem Fenster eines solchen Hauses entgehen ließe.

Man schaut also auf Nürnberg plus Kaiserburg - und König sagt: "Dafür lohnt es sich, jeden Tag aufzustehen." Warum eine Bilanz am 29. März 2023? Vor exakt drei Jahren gewann der CSU-Mann die OB-Stichwahl in Nürnberg und erinnert sich an den Anruf seines Amtsvorgängers Ulrich Maly (SPD), der ihm herzlich gratuliert und beim Verabschieden noch ein schnelles "Also morgen, FüGK" zugeworfen hat. Das Kürzel sagte König nichts. Es steht für Führungsgruppe Katastrophenschutz.

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Amtsantritt inmitten einer Pandemie darf als bedingt vergnügungssteuerpflichtig gelten. Ähnliches gilt für eine Bilanz exakt zwei Tage, nachdem das wohl ehrgeizigste Nachkriegs-Kulturprojekt der Stadt - der Interimsumzug der Oper aufs frühere Reichsparteitagsgelände - noch vor Baubeginn um mindestens 18 Monate verschoben werden musste. Stadträte sparen seither nicht mit Kritik. König erwidert, es sei "sensationell", nach Jahren ohne konkrete Perspektive exakt zu wissen, wo man hinwolle mit der Ersatzspielstätte: "Da kommt es auf anderthalb Jahre überhaupt nicht an."

Nicht nur in Sachen Fotomotive, auch in Sachen Schlagwortintensität kann König mit anderen CSU-Führungskräften aus Nürnberg einigermaßen mithalten. Die Erweiterung der "größten Fußgängerzone Europas" falle in seine Amtszeit, es gelte "Intelligenz statt Ideologie". Dem Grün in der Stadt habe er sich verschrieben, sein Versprechen "Pro Baby ein Baum" eingehalten, die "urbane Gartenschau" in die Wege geleitet: "Wir wollen eine Wohlfühlstadt sein." Nicht nur beim Ziel Klimaneutralität werde er weiter vorangehen: "Ich will Leader sein, nicht Follower."

Das neue ICE-Werk, das womöglich doch nicht im Ballungsraum Nürnberg einen Platz findet? Es sei eben schwierig, genug Fläche zu finden, er hoffe aber weiter darauf. Seine Ankündigung, Nürnberg werde als erste deutsche Großstadt mit 365-Euro-Ticket Geschichte schreiben? "Da war ich forsch", sagt König. Er habe gehofft, er gehe voraus und alle in der Region würden ihm folgen: "Das ist jetzt nicht ganz eingetreten." Dergleichen sei ein "Lernprozess". König hatte versprochen, die Stadt werde von 2023 an ein solches Ticket für alle einführen. Vor einem Jahr war der Plan begraben worden.

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