Mitten in Nürnberg:PCR-Test für Sonderlinge

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Die Knoblauchkröte mag noch so gut getarnt sein, der PCR-Test entdeckt sie zuverlässig. (Foto: Hermann Bösche/dpa)

Das Testverfahren galt in der Corona-Pandemie als Goldstandard beim Feststellen einer Virusinfektion. In Nürnberg hilft der PCR-Nachweis jetzt auch bei der Suche nach der sehr speziell riechenden Knoblauchkröte.

Glosse von Max Weinhold, Nürnberg

Der PCR-Test galt in der Corona-Pandemie als Nonplusultra beim Nachweis einer Virusinfektion. Er bestach hinsichtlich der Sensitivität (Was war das noch gleich?) und der Spezifität (Auch schon wieder vergessen. . .). Er war also besonders präzise. Was man noch lernte: Positiv ist kein Grund zur Freude. Anders verhält es sich auf einem anderen Anwendungsgebiet des für Menschen wahlweise kitzelnden und schmerzenden Testverfahrens.

Kürzlich vermeldete die Stadt Nürnberg, man sei per PCR-Test der Knoblauchkröte "auf den Fersen". Nun heißen diese bei Amphibien eigentlich Fersenhöcker, aber das ist geschenkt. Viel wichtiger ist, was weiter hinten steht in der Mitteilung: "An zwei der 20 Probestellen konnten Knoblauchkröten nachgewiesen werden." Uneingeschränkt positiv sind die positiven Ergebnisse aus zwei städtischen Tümpeln in Katzwang und einem Biotop des Bundes Naturschutz im Marienbergpark jedoch auch nicht, waren die Kröten doch zuvor noch in elf Gewässern nachweisbar gewesen. Angesichts dieser Gefährdungslage möchte man ausnahmsweise mal Unken (also die Tiere, nicht das Verb).

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Immerhin: Noch leben Knoblauchkröten in Nürnberg, so viel ist bekannt. Und das, obwohl die als stark gefährdet geltenden Tiere schwer nachzuweisen sind: selten zu sehen, weil nachtaktiv und tagsüber unter der Erde. Und selten zu hören, weil nur unter Wasser quakend. Der Nürnberger Nachweis gelang indes nicht mit dem Stab in der Krötennase, denn dies wäre wohl höchstens bei den in Mittelamerika beheimateten Nasenkröten möglich gewesen. Sondern mittels sogenannter eDNA. Also Erbgut, das in der Umwelt, in diesem Fall im Wasser feststellbar ist.

Weil sich die Knoblauchkröte tagsüber so rar macht (und aus weiteren Gründen), nennt der Naturschutzbund sie in einem eigens verfassten Porträt einen "Sonderling unter den heimischen Amphibien". Überhaupt, dieser Name. Mancher unkt schon, er tauge als neue Beleidigung ("Du Knoblauchkröte!"). Namensgebend ist übrigens ein Exkret mit entsprechendem Odeur, das die Tiere in Stresssituationen absondern. Und damit nicht genug. Ihr Nachwuchs nimmt für Kröten-Verhältnisse richtiggehend beeindruckende Ausmaße an: Bis zu 22 Zentimeter lang werden die Kaulquappen - also ungefähr so lang wie ein PCR-Teststäbchen.

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