Bayerischer Landtag:Suche Wohnung, biete Abgeordneten

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Am 8. Oktober können die Menschen ihre Stimmen abgeben, wer in den Bayerischen Landtag einziehen soll. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Auf den eh schon hart umkämpften Münchner Mietmarkt drängen weitere Bewerber: Der Landtag sucht für Mandatsträger aktuell 15 Appartements - möglichst nah am Maximilianeum. Was steckt dahinter?

Glosse von Johann Osel

Wer sich suchend auf den überhitzten Münchner Wohnungsmarkt begibt, der wirbt anscheinend gerne mit dem Argument: Bin praktisch eh nie daheim! Ein unkomplizierter Mieter also, immer auf Achse. Zumindest fällt einem das beim Streifzug durch Annoncen im Netz auf. Ein "sportliches Paar" etwa, das gern eine Drei-Zimmer-Wohnung haben möchte, betont: "Unsere Freizeit verbringen wir so viel wie möglich in der Natur mit verschiedenen Sportgeräten unter den Füßen." Eine Managerin legt nahe, sie sei quasi ständig auf Geschäftsreise.

Der Idealtypus des Selten-da-Bewohners - Vermieter aufgepasst! - müssten indes Abgeordnete sein, darf er oder sie schließlich im Stimmkreis kein Fest, keine Scheckübergabe, keinen Spatenstich verpassen. Und Sitzungswochen bestehen aus Plenum, Ausschüssen und Fraktionssitzungen. Mit ein bisschen Schlaf oder einer Dusche dazwischen, okay.

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Insofern sticht dieser Tage ein "Anmietgesuch für 15 Appartements" ins Auge, für Abgeordnete des Bayerischen Landtags: "Kombinierter Wohn-/Arbeitsraum mit separater Nasszelle (Dusche, WC, Waschtisch) und Küchenzeile (2 Herdplatten, Spüle, Kühlschrank, Oberschrank)" - bitte fußläufig zur Arbeit, ein Kilometer Radius ums Maximilianeum. Eine Kostengrenze gibt's auch, angelehnt an den Mietspiegel der Landeshauptstadt. Klingt sportlich, auch ohne Sportgeräte an den Füßen.

Was dahinter steckt, erklärt das Landtagsamt auf Nachfrage der SZ. Ein Anspruch für Abgeordnete auf Zuteilung einer Wohnung bestehe nicht, auch aktuell könnten nicht alle Wünsche erfüllt werden. Die Verteilung "der begrenzt zur Verfügung stehenden" Einheiten müssen die Fraktionen selbst ausbaldowern, etwa die Entfernung zur Heimat kann da relevant sein. Wer dann Untermieter des Landtags wird, bezahlt das selbst; einen Büroanteil der Bude darf man aber herausrechnen.

Auffällig ist der gewünschte Mietbeginn, im Oktober. Wie der Bundestag droht auch der Landtag weiter anzuschwellen, schon jetzt sind es wegen Überhang- und Ausgleichsmandaten 205 Abgeordnete. Bei Sollstärke 180. Die FDP machte zuletzt gegen den "XXL-Landtag" mobil. Das Landtagsamt stellt aber klar: Die Annonce sei "ganz bewusst" kein Aufstocken der Kapazitäten, sondern man brauche Ersatz-Unterkünfte unter anderem wegen Sanierungen und Wegfalls von Appartements. "Der Bestand an Liegenschaften muss ausreichen", Engpässe müssten notfalls durch Home-Office oder kluge Arbeitsmodelle ausgeglichen werden - selbst wenn der Landtag weiter wachsen sollte nach dem 8. Oktober. Und offen sei, ob "überhaupt" 15 wirtschaftlich angemessene Mietverträge für Appartements zustande kommen. Anders gesagt: Politiker haben auch mal die Sorgen ganz normaler Bürgerinnen und Bürger.

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