Mitten in Mindelheim:Achtung vor dem Kennzeichen MN

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Malerisch: Die Stadt Mindelheim mit ihrem Wahrzeichen, der Mindelburg. Dort sollen die schlechtesten Autofahrer der Republik unterwegs sein. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Schlechte Autofahrer, das sind meist die anderen. Blöd nur, wenn sich plötzlich alle auf einen einigen - und so darf sich Mindelheim nun mit einem fragwürdigen Titel schmücken.

Glosse von Maximilian Gerl

Bevor es darum geht, ob sich Mindelheim diesen Titel verdient hat, schadet ein Blick ins Unfallarchiv nicht. Ein Auszug der vergangenen Wochen: "Betonmischer prallt in Mindelheim in ein Auto", notierte die Augsburger Allgemeine am 13. August. Oder: "Missverständnis führt zu Unfall zwischen Auto und Radler in Mindelheim", vom 17. August. Oder: "Fehler beim Einscheren: 8000 Euro bei Unfall auf der A 96", so geschehen am 20. August, nicht in Mindelheim, aber knapp davor, bei Kammlach.

Und damit zur Frage aller Fragen: Sind Autofahrerinnen und Autofahrer aus Mindelheim und dem Unterallgäu womöglich die schlechtesten Deutschlands? Nein, würde die Antwort normalerweise lauten, ein Archivblick aufs Geratewohl ist methodisch fragwürdig. Dennoch ließe sich sagen: ja - laut des Online-Portals Fahrerbewertung.de. Autofahrer können dort die Künste anderer Autofahrer bewerten. Dabei schnitten jene mit einem MN-Kennzeichen zuletzt bundesweit am schlechtesten ab, mit einer Durchschnittsnote von 5,2. Mindelheim, mangelhaft. Ganz oben dagegen: TIR wie Tirschenreuth, WEN wie Weiden, und NEW wie Neustadt an der Waldnaab. Die Noten: einmal 2,1 und zweimal 2,2, gut.

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Nun ist es mit Bewertungen so eine Sache: Beschwerden werden im Netz häufiger geteilt als Loblieder, woraus sich Unschärfen ergeben können. Für den Straßenverkehr darf dies noch mehr gelten, denn bekanntlich sind immer die anderen Teilnehmer die dümmeren. In Vor-Online-Zeiten fragte man deshalb das Gegenüber gerne, ob es die Fahrerlaubnis in der Lotterie erworben habe. Warum hier just dem Unterallgäu das Glück mehr lachen sollte als der Oberpfalz, wäre wahlweise auf der nächsten Statistiktagung oder am Stammtisch zu diskutieren.

Für Mindelheim ist es freilich blöd, wenn sich die anderen trotzdem so auf einen einigen können. Immerhin kennt das Unfallarchiv eine Art Ehrenrettung. Im Juli beobachtete in Mindelheim ein Mann einen anderen dabei, wie dieser mit Schnapsflasche in der Hand auf sein Auto zutorkelte. Der Aufforderung, das Fahren besser zu unterlassen, kam der Alkoholisierte nicht nach. Also parkte der nüchterne Autofahrer den betrunkenen ein und verhinderte so womöglich Schlimmeres. Mindelheim, vorbildlich reagiert! Note Eins, weiterfahren.

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