Mitten in Nürnberg:Alles super, alles Söder

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Mit ihrer Magnetschwebetechnik will die Firma Bögl den Verkehr revolutionieren. Im Landkreis München aber wird sie nicht zum Einsatz kommen. (Foto: Firmengruppe Max Bögl)

Umsteigen statt Durchfahren? Egal: Hauptsache Schwebebahn. Nur die Kleingeister verstehen die Visionen des bayerischen Ministerpräsidenten wieder nicht.

Glosse von Olaf Przybilla

Man muss das dem Nürnberger Bürger Markus S. einfach mal lassen. Und neidlos anerkennen: Regierungserklärung - und zack, anschließend rotieren sie alle in ihren Redaktionsstuben. Was, wie, wo?

Ja, doch: Magnetschwebebahn in Nürnberg-Süd, supersmart und superlässig. Nicht gewusst? Hätte man aber drauf kommen können: Soll künftig die coolste, futuristischste, einfach södermäßigste Universität unter der Sonne anbinden. Die Technisches Universität Nürnberg, die neue TUN, Superbegriff übrigens. TUN wie: machen.

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Gleich mal für alle Nachmacher: Über das Große darf man in so einer Regierungserklärung höchstens drei, vier Sätze sagen. Einfach fett muss es sein, richtig fett. Der Rest ist Kopfkino. Danach sollen dann die von der Schattenseite übernehmen, die Korinthenkacker und Bedenkenträger. Gerade in Nürnberg gibt's davon genug, ist ja bekannt. Franken halt.

Und natürlich nerven die jetzt schon wieder mit ihrem Detailquatsch. Wenn doch längst eine Trambahn vom Stadtzentrum über die TUN, die Messe bis zum Südklinikum geplant ist, und zwar hübsch durchgängig, wie sich das halt so gehört für eine Tram - was exakt noch mal soll dann der Vorteil davon sein, auf halber Strecke für die verbleibenden vier Kilometer in eine Schwebebahn umsteigen zu müssen? Und woran exakt soll überhaupt die neue Super-TUN angebunden werden? Ans Südklinikum?

Kleingeister, war nicht anders zu erwarten. Und die ganz Schlauen bringen natürlich schon wieder eine ganz andere Strecke ins Spiel, auf der eine Schwebebahn in Nürnberg sogar Sinn ergeben könnte: vom Nordostbahnhof auf der historischen, für Personenverkehr nicht genutzten Ringbahn südlich vom Knoblauchsland entlang nach Fürth. Diese Strecke wäre nicht lediglich vier Kilometer lang, sogar Bedarf gäbe es. Und Umsteigen statt Durchfahren wäre dort nicht der hervorstechendste Vorteil.

Fliegenbeinzähler, wie gesagt. Soll der Ministerpräsident allen Ernstes in seiner Regierungserklärung nach dem Superwahlsieg mit den Begriffen Nordostbahnhof, Knoblauchsland und, horribile dictu, Fürth daherkommen - statt die Franconian University of Artificial Intelligence schwebend an ein Großklinikum anzubinden? Es gibt Leute, die werden's nie lernen.

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