Corona-Pandemie:Söder will die Krankenhausampel regionalisieren

Lesezeit: 3 min

Die Maske könnte bald wieder Pflicht werden in den Klassenzimmer. Darüber muss noch das Kabinett entscheiden. (Foto: Michael Weber/imago)

In Bayern liegt die Inzidenz wieder über 200 - und die Infektionszahlen steigen weiter. Nun kündigt die Staatsregierung erneute Verschärfungen der Corona-Maßnahmen an, die besonders Ungeimpfte betreffen könnten.

Von Andreas Glas, München

Die Staatsregierung will nun doch rasch auf die steigenden Corona-Infektionen im Freistaat reagieren. "Die Krankenhäuser laufen zunehmend voll", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Donnerstag - und stellte schärfere Maßnahmen in Aussicht. Demnach müssen Schülerinnen und Schüler nach Ende der Herbstferien am 8. November auch im Unterricht wieder Masken tragen, jedenfalls für einen befristeten Zeitraum. Zudem sollen für Ungeimpfte im öffentlichen Leben strengere Regeln gelten und die sogenannte Krankenhausampel soll möglichst schnell mit konkreten Einschränkungen verknüpft werden. Die Details, sagte Söder, werde das Kabinett in der kommenden Woche in einer Sondersitzung festlegen.

Weil sich die Infektionslage in einigen Regionen des Freistaats besonders zuspitzt, will Söder die Krankenhausampel regionalisieren. Derzeit kennt die Ampel nur einen landesweiten Effekt. Befinden sich in Bayern binnen sieben Tagen mehr als 1200 Menschen mit einer Corona-Erkrankung in Kliniken, schaltet die Ampel demnach auf Gelb. Liegen in diesem Zeitraum mehr als 600 Personen wegen Covid-19 auf Intensivstationen, springt sie auf Rot. Weil es Regionen gibt, in denen die Kliniken bereits überlastet und die Intensivbetten voll belegt sind, will die Staatsregierung nun wieder auf Lösungen in Hotspots setzen. "Ein Hotspot ist dort, wo ein Krankenhaus auf Dauer voll ist", sagte Söder. In Hotspot-Regionen könnten also bald strengere Regeln gelten als in Landkreisen oder kreisfreien Städten, in denen die Lage an den Kliniken vergleichsweise entspannt ist.

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Konkret kann sich Söder vorstellen, dass überall dort die 3-G-Plus-Regel zum Tragen kommt, wo derzeit die weniger strenge 3-G-Regel gilt. Das heißt, dass neben Genesenen und vollständig Geimpften nur noch Menschen mit einem negativen PCR-Test Zugang bekommen könnten. Ein negativer Antigen-Schnelltest würde dann nicht mehr ausreichen. Wo derzeit noch 3-G-Plus gilt, könnte wiederum bald 2G gelten. Was dann bedeuten würde, dass etwa in Clubs, Diskotheken oder Bordellen nur Einlass bekäme, wer geimpft oder genesen ist. Auch ein negativer PCR-Test wäre dann keine Eintrittskarte mehr. Darüber hinaus kündigte Söder an, die Regeln für 3G, 3-G-Plus und 2G in Hotspots noch stärker zu kontrollieren. Einen generellen Lockdown schloss er erneut aus.

"Dort wo die Zahlen am höchsten sind, sind die Impfquoten am niedrigsten."

Um die Impfquote weiter nach oben zu treiben, brauche es einen "Impf-Ruck", sagte Söder. Mit Blick auf die Debatte um den nicht geimpften Joshua Kimmich vom FC Bayern München, sagte Söder, es wäre ein "gutes Signal, wenn Personen des öffentlichen Lebens, auch Fußballspieler, noch mal ein klares Signal fürs Impfen setzen". Söder plädierte zudem für die Überlegung, eine Drittimpfung unabhängig vom Alter zu empfehlen. Über die teils sehr hohen Inzidenzen im Süden und Südosten Bayerns sagte er: "Dort, wo die Zahlen am höchsten sind, sind die Impfquoten am niedrigsten." Es gebe "einen direkten Zusammenhang, den man sehen kann".

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Ähnlich wie Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) dies bereits am Mittwoch getan hatte, kritisierte Söder den Plan der Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP im Bund, die "epidemische Lage von nationaler Tragweite" Ende November auslaufen zu lassen und durch weniger umfassende Vorgaben für Corona-Beschränkungen zu ersetzen, die am 20. März 2022 endgültig enden sollen. "Absurd", sagte Söder, schließlich könne heute niemand sagen, wie die Lage bis dahin aussehe. Er halte es für "sinnvoll, dass wir möglichst bald zwischen Bund und Ländern zusammenkommen und beratschlagen, wie es weitergeht", auch bei der Steuerung der Belastung in den Kliniken.

Zum ersten Mal seit Dezember 2020 lag die bayernweite Sieben-Tage-Inzidenz laut Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag wieder über der 200er-Marke - bei 208,7 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Im deutschlandweiten Vergleich ist dieser Wert nur in Thüringen und Sachsen höher. Im besonders betroffenen Landkreis Mühldorf am Inn liegt die Sieben-Tage-Inzidenz laut RKI inzwischen bei 621,5, im Landkreis Traunstein bei 509,9. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen steigen die Zahlen rasant.

Eine Regionalisierung der Krankenhausampel forderten deshalb auch die Landrätinnen und Landräte in Bayern, die sich am Donnerstag zu einer Konferenz in Dachau trafen. Es müsse vor Ort möglich sein, FFP2-Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen und 3-G-Plus-Regel in Kraft zu setzen, sagte Christian Bernreiter (CSU), Präsident des Bayerischen Landkreistags. Nachdem das Kabinett am Dienstag noch auf neue Corona-Beschlüsse verzichtet hat, kommt die Staatsregierung diesem Wunsch nun offenbar nach.

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