Kulturpolitik in Bayern:Sanierungsstau vor einem Nadelöhr

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Eines der maroden Kulturgebäude, das in absehbarer Zeit saniert werden soll, ist das Residenztheater. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Kunstminister Markus Blume stellt im Landtag die nächsten Schritte seiner geplanten Kulturkaskade vor. Was das Prinzregententheater dabei für eine Rolle spielt.

Von Susanne Hermanski

Ja, es gebe da "ein Nadelöhr" auf dem Weg zur Auflösung des Sanierungsstaus der Münchner Kulturbauten, räumt Markus Blume ein. Und dieses manifestiere sich in der Frage der Interimsstätte für Musikhochschule, Residenztheater und Bayerische Staatsoper, um bloß die dicksten Kamele aufzuzählen, die auf dieser Straße Schlange stehen - und im Bild des Kunstministers zu bleiben. Zum Teil ist die marode Substanz dieser für ganz Bayern zentralen Kulturgebäude schon seit Jahrzehnten als Problem erkannt. Markus Blume (CSU) hat nach seiner Betrauung mit dem Ministeramt in der vergangenen Legislaturperiode deswegen eine von ihm so getaufte "Kulturkaskade" ausgerufen. Sie sieht vor, die Sanierungen in einer festgelegten, logischen und nach Dringlichkeit gestaffelten Reihenfolge abzuarbeiten.

Auf den ersten Plätzen stehen da die Musikhochschule, die sich im ehemaligen Führerbau aus der NS-Zeit befindet, und das Residenztheater. Beide Häuser verfügen über veraltete technische Anlagen. Im Fall der Musikhochschule kommt es deswegen regelmäßig zu Wasserschäden, Stromversorgungsproblemen und in der Folge zu Unterrichtsausfällen. Die Frequenz der Vorfälle steigt - wie schnell, das lässt sich statistisch errechnen. Für viele Anlagen gibt es keine Ersatzteile mehr, geschweige denn gültige Wartungsverträge, Ähnliches gilt für das Residenztheater.

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Schließt man diese Häuser zur Generalsanierung, müssen aber nicht nur Ausweichstätten für die Aufführungssäle - die spielen auch für angehende Musiker zum Erwerb von Aufführungspraxis eine wesentliche Rolle und nicht nur für Staatsschauspieler -, sondern etwa auch für Büros beziehungsweise Werkstätten und Probebühnen oder Probenräume gefunden werden. Schon in der Vergangenheit gab es deswegen Konflikte zwischen der Musikhochschule und dem Residenztheater, die sich in Giesing, in der Frankenthaler Straße, das Areal einer ehemaligen Bettenfabrik teilen, wohin jeweils bestimmte Bereiche ausgelagert sind. Um an dieser Stelle Abhilfe zu schaffen, wird gerade das neue Proben- und Werkstättenzentrum für das Residenztheater an der Hohenlindener Straße gebaut.

Das Prinzregententheater soll als Ausweichstätte dienen - für so manches

Doch weder dorthin noch nach Giesing werden nach Schließung der Haupthäuser Theater- oder Konzertbesucher strömen können, um sich einen schönen Abend zu machen. Vielmehr dürfte das Prinzregententheater nach Aussage von Markus Blume zum wichtigsten Ausweichort für die künstlerischen Darbietungen werden. Doch dort wiederum hat die August Everding Akademie ihren Stammsitz, und deren Schüler sorgen an Dutzenden Abenden im Jahr ebenfalls für volles Programm auf der großen Bühne. Zudem nützen viele private Konzertveranstalter das Theater, an den meisten Abenden des Jahres ist es deshalb jetzt schon ausgebucht. Konflikte sind programmiert, so man sich nicht rechtzeitig um Lösungen kümmert.

Als Zeithorizont für den Sanierungsbeginn des Residenztheaters nennt Markus Blume 2029. Als frühestmöglichen Termin der sich anschließenden Generalsanierung des Nationaltheaters, in dem die Bayerische Staatsoper und das Bayerische Staatsballett beheimatet sind, 2034. Wohin die Oper dann ziehen soll, die idealerweise eine viel größere Bühne bräuchte, als sie das Prinzregententheater bietet - auch wegen ihres international renommierten, großen Orchesters -, steht ebenfalls noch in den Sternen. Die Paketposthalle und das dort vom Bauunternehmer Ralf Büschl angepeilte Musiktheater-Bühnenprojekt waren dafür in der Vergangenheit schon im Gespräch, allerdings nie offiziell.

Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume bei der Eröffnung der Opernfestspiele 2023. (Foto: Florian Peljak/Florian Peljak)

Wie es mit Büschls privatwirtschaftlichem Projekt in Zeiten angespannter Konjunktur und höherer Zinsen weitergeht, steht freilich ebenso in den Sternen wie die Zukunft eines anderen staatlichen Vorhabens: des Konzerthauses im Werksviertel. Ob es fertig werden könnte, noch bevor die Oper schließen muss? Die Frage stellt im Landtag an diesem Mittwoch niemand so konkret. Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Sanne Kurz, hat unterdessen schon vor geraumer Zeit beklagt, "wer fragt eigentlich einmal übergreifend ab, welche Bedarfe welche der betroffenen Kulturinstitutionen in dieser Kaskade wirklich hat?" Nach der Zahl der Referatsleiter aus dem Ministerium zu urteilen, die Blume zu diesem Termin in den Landtag begleitet haben, dürfte aber auch dies mittlerweile geschehen.

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