Potschamperl
Für das Nachthaferl ist früher das bezaubernde Wort Potschamperl (Potschamberl, Botschamperl) verwendet worden. Vor wenigen Tagen hat diese sprachhistorische Perle diverse Reaktionen in der Leserschaft ausgelöst. Auf den München-Seiten der SZ war nämlich die Schreibform Bodschambal zu lesen, die zwar mit Blick auf die Aussprache passen mag, aber ansonsten als unpassend aufgefasst wurde. Entsprechend seiner Herkunft sei bei diesem Wort eher die Schreibweise Potschamperl angebracht, wurde argumentiert. Das leuchtet durchaus ein, denn der Begriff stammt aus dem Französischen, wo der Nachttopf pot de chambre genannt wird. Im 19. Jahrhundert wurde dieses Wort ins Bairische entlehnt und erfreute sich hier - nicht zuletzt wegen seines wohligen und vornehmen Klangs - einer großen Beliebtheit. Überdies ließ sich damit in der gehobene Konversation die derbe einheimische Version Brunzkachel vermeiden. Das Potschamperl kam erst wieder aus der Mode, als Klosetts mit Wasserspülung populär wurden. In Häusern ohne Toilette stand das Potschamperl meistens unter dem Bett und wurde bei Bedarf einfach am Henkel hervorgezogen. Einmal soll ein boshafter Mann in das Potschamperl seiner Schwiegermutter einen Kaktus hineingesetzt haben. Im Münchner Valentin-Musäum gibt es sogar ein Winter-Potschamperl, das mit Pelz verbrämt ist (im Sinne von Karl Valentin natürlich innen).
Kontoristin
Laut der täglich veröffentlichten Bestattungsliste der Stadt München sind am vergangenen Mittwoch zwei Frauen zu Grabe getragen worden, die weit über 90 Jahre alt wurden. Interessant war deren Berufsbezeichnung, beide Frauen waren nämlich Kontoristinnen. Dieses schöne Wort ist nicht mehr oft zu hören. Ein Blick ins Lexikon verrät, dass eine Kontoristin eine Angestellte in einem kaufmännischen Betrieb ist, die dort Büro- und Verwaltungsaufgaben erledigt. Der Name leitet sich von dem Wort Kontor ab, das nach Ansicht der Etymologen aus dem französischen comptoir entlehnt ist und Geschäftszimmer, Schreibstube sowie Zahltisch bedeutet (compter, rechnen). Das Wort Kontor kommt in vielen Schriften des 19. und frühen 20. Jahrhunderts vor, nicht zuletzt bei Franz Kafka und bei Ludwig Thoma. Am Beginn von dessen 1919 erschienenem Roman "Münchnerinnen" ist zu lesen: "Viel beschäftigt schien nur Herr Benno Globerger zu sein, der im anstoßenden offenen Kontor hinter einem Pulte stand."