Mitten in Bayern:Wie eine Bierwerbung einige Allgäuer verärgert

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Die Brauerei Hacker-Pschorr wirbt mit diesem Plakat, auf dem im Hintergrund der Forggensee zu sehen ist, fürs bayerische Lebensgefühl. (Foto: Hacker-Pschorr/PR)

Eine Münchner Brauerei wirbt mit einem Bild vom Forggensee. Auf den sind die Allgäuer stolz, das schon. Aber wie die Werbeleute ihren See darstellen, das gefällt längst nicht allen.

Glosse von Florian Fuchs

Wer schon einmal zugesehen hat, wie eine große Münchner Brauerei für Werbeaufnahmen mit einem noch größeren Münchner Fußballverein mit Hilfe eines Bausatzes aus dem Chemie-Unterricht den Schaum in Weißbiergläsern so hindrapiert, dass sie auf Fotos und Plakaten perfekt eingeschenkt wirken, hat Werbung längst durchschaut. Energydrinks verleihen keine Flügel, lila Kühe finden sich nicht auf Bergen. Insofern ist es nicht anstößig, dass eine andere große Münchner Brauerei die Konsumenten im "Himmel der Bayern" willkommen heißt und dazu den Forggensee vor den Allgäuer Alpen zeigt, im Vordergrund mit einem Bauernhof und einer Viehtränke, in der zwei Menschen hocken und den Feierabend genießen.

Im Allgäu sind manche nun trotzdem ganz aufgeregt, "wo es doch in der Region ohnehin schon schön ist", wie die Allgäuer Zeitung schreibt. Ein Bild vom Forggensee muss man nicht auch noch retuschieren, soll das heißen. Die Redaktion zeigt penibel auf, dass der Bauernhof und auch die Badewanne an der Stelle gar nicht zu finden sind, von der die Aufnahme stammt. Fake an Deutschlands größtem künstlichen Stausee geht also gar nicht, nicht einmal in der Werbung, so viel Regionalstolz muss sein.

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Dabei ist es eigentlich müßig, so ein Fass aufzumachen, siehe Weißbierschaum und viele andere Werbefotos. Die PR-Abteilung hätte zum Beispiel auch den Watzmann im Hintergrund zeigen können, so etwas wie Bayerns berühmtester Werbefotoexport. Wäre imposant gewesen. Der Watzmann hat schon bis in die Schweiz Irritationen ausgelöst. Ein Suppenhersteller hat einst mit dem Stolz der bayerischen Tourismusbehörde die schweizerische Heimatkulisse beworben, da war was los. Das Bild für den Schweizer Markt hat der Mutterkonzern bald ausgetauscht, das ein oder andere Gebirgsmassiv haben sie dort ja selbst. Ein Discounter und ein Chiphersteller, selbst die Grünliberale Partei Schweiz, sie alle haben den Watzmann schon ins Nachbarland versetzt.

Da trifft es das Allgäu mit dem Forggensee ungleich besser, ein falscher Bauernhof und eine falsche Viehtränke mit zwei glücklichen Menschen lassen sich aushalten, wenn hinten im Bild sogar das Bergpanorama stimmt. Das Allgäu als "Himmel der Bayern": Was gibt es denn da zu meckern?

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