Bayern-SPD:Florian von Brunn kann sich an der Spitze halten

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Im Anschluss an seine Wiederwahl zum Vorsitzenden der bayerischen SPD-Landtagsfraktion nimmt Florian von Brunn an einer Pressekonferenz teil. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die 17 Landtagsabgeordneten der SPD wählen ihn erneut zum Fraktionsvorsitzenden. Der als möglicher Gegenkandidat gehandelte Volkmar Halbleib tritt nicht an.

Von Andreas Glas und Johann Osel, München

Im Steinernen Saal im Landtag haben sie Mikrofone vor einer SPD-Leinwand aufgebaut. Doch am Mittwoch dauert und dauert es, bis jemand erscheint. Offensichtlich herrscht Redebedarf bei den Sozialdemokraten. Dann kommt Florian von Brunn um die Ecke und damit steht fest: Der SPD-Landeschef bleibt Vorsitzender der Fraktion. Oder anders formuliert: Er kann sich nach der Niederlage bei der Landtagswahl (8,4 Prozent) an der Spitze halten. Von den 17 Abgeordneten der neuen Fraktion stimmten zwölf für ihn, vier dagegen, bei einer Enthaltung. Es habe eine "längere, ehrliche Aussprache" gegeben, "ohne falsche Rücksichtnahme", sagt Brunn. Dass gut 30 Prozent in der Fraktion nicht für ihn stimmten, sieht Brunn anscheinend nicht als Schwächung. Er müsse damit "umgehen" und wolle versuchen, "noch stärker im Team zusammenzuarbeiten".

Im Laufe des Tages war eine mögliche Gegenkandidatur des Abgeordneten Volkmar Halbleib nach außen gedrungen, weniger strategisch organisiert, mehr als Zeichen des Unmuts gegen Brunn, wie in Parteikreisen zu hören war. Halbleib hatte jedoch am Ende zurückgezogen, wie Brunn selbst vor der Presse mitteilte. Der Jurist aus Unterfranken sitzt seit 2008 im Parlament, hatte schon viele Positionen im Hohen Haus und in der Fraktion inne. Nach dem Wahlergebnis jetzt und der Situation mit zuletzt zwei divergierenden Lager in der Fraktion habe er Halbleibs Überlegung für "erklärbar" gehalten, sagt Brunn noch.

Sieben Abgeordnete sind neu in der Fraktion, ein personeller Umbruch. Erwartet wurde, dass sich ein oder mehrere Neulinge als Signal des Neustarts in der Führung verankern können. Insgesamt hat Brunn nun fünf Stellvertreter, darunter Halbleib. Fünf sind ungewöhnlich viel für 17 Mitglieder Gesamtstärke; manch versprochener Posten könnte womöglich Brunns Wiederwahl gesichert haben. Er selbst sagte dazu, damit würden Neue eingebunden und "Brücken geschlagen", zudem der Frauenanteil berücksichtigt.

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Brunn hatte trotz der Wahlschlappe am 8. Oktober früh seinen Anspruch verkündet, weiterhin die Fraktion anzuführen. "Das wird keine Trauerveranstaltung", hatte er bereits vergangene Woche laut Medienberichten zur ersten konstituierenden Sitzung gesagt. Innerhalb der Fraktion habe er auch keine große Kritik an seiner Person wahrgenommen - die Beratung und Vorsitzwahl fiel indes nun doch etwas anders aus als gedacht. Unmut war nach dem Wahlsonntag vor allem aus der Partei heraus zu vernehmen, weniger aus der Fraktion: Gerügt wurde unter anderem der Zuschnitt der Wahlkampagne auf den Spitzenkandidaten ("Bayern braucht von Brunn"), sogar mit dem utopischen Regierungsanspruch als Ministerpräsident.

Dass die SPD mit ihren Themen - Fokus auf soziale Gerechtigkeit - im Wahlkampf nicht durchgedrungen sei, lastet Brunn auf Nachfrage auch sich selbst an. Man werde prüfen, wie "der Markenkern für Bayern besser in die Kommunikation kommt". Und auch eine Strategie für Wähler, die zum Rechtspopulismus neigen, solle es geben. Während Brunn im Steinernen Saal spricht, schwillt plötzlich ein Lärmpegel an, der seine Worte dimmt. Die neue, stark gewachsene AfD-Fraktion mit vielen fröhlich plaudernden Männern macht gerade einen Rundgang im Parlament.

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