Ärger im Buchheim-Museum Bernried:Schreiber und Lamas Cornejo gehen vor Gericht

Lesezeit: 3 min

Verlassen mussten Daniel J. Schreiber und Claudia Lamas Cornejo ihre Posten im Buchheim-Museum. (Foto: Nila Thiel)

Der bisherige Direktor des Buchheim-Museums Daniel J. Schreiber und seine Kommunikationschefin Claudia Lamas Cornejo wehren sich gegen ihre fristlose Entlassung.

Von Sabine Reithmaier, Bernried

Daniel J. Schreiber, bis vor wenigen Tagen Direktor des Buchheim-Museums, wehrt sich gegen seine fristlose Entlassung. Gemeinsam mit Claudia Lamas Cornejo, der ebenfalls gekündigten Kommunikationschefin des Hauses, hat er eine Kündigungsschutzklage eingereicht mit dem Ziel auf "Feststellung des Fortbestehens des Arbeitsverhältnisses". Das teilte Schreiber an diesem Freitag in einem schriftlichen Statement mit. Und fügt hinzu: "Wir sind traurig, dass wir unsere geliebte Arbeit derzeit nicht fortsetzen können und hoffen auf eine baldige Aufklärung der Situation."

Daniel J. Schreiber vermisst einen konkreten Anlass für seine Kündigung. (Foto: Georgine Treybal)

Der überraschenden Trennung war die Süddeutsche Zeitung vergangene Woche auf die Spur gekommen, als bei einem Anruf im Museum lapidar mitgeteilt wurde, Schreiber arbeite nicht mehr hier. Auf Nachfrage teilte die Buchheim Stiftung als Trägerin des Museums mit, dass sich das Museum von Direktor und Pressereferentin zum 11. August getrennt habe. "Der Schritt war unvermeidbar", hieß es, aus personenschutzrechtlichen Gründen erteile man keine weiteren Auskünfte.

Doch inzwischen hat Walter Schön, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, den Kündigungsgrund in einer schriftlichen Stellungnahme präzisiert. Schreiber habe das Museum der Phantasie in zehn Jahren mit viel Erfolg weiterentwickelt. "Wir wären deshalb gerne weiter mit ihm in die Zukunft gegangen; umso mehr bedauern wir, dass eine Trennung wegen gravierendem Fehlverhaltens insbesondere in der Führung der Mitarbeiter unvermeidlich war." Doch die Ungleichbehandlung von Mitarbeitern aus persönlichen Gründen sei pflichtwidrig gewesen und habe zu einer erheblichen Störung des Betriebsfriedens geführt. "Das konnten wir im Interesse aller Mitarbeiter nicht hinnehmen." Dies habe man Schreiber auch mitgeteilt.

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Schreibers Darstellung dagegen erweckt den Eindruck, als habe ihn die Kündigung an seinem 58. Geburtstag wie ein Blitz aus heiterem Himmel ereilt. Er sei am 11. August von Schön und Stephan Römer, einem Mitglied des Vorstands, fristlos entlassen worden, berichtet er. Unmittelbar nach seiner folgte die Entlassung der Pressereferentin. In den Kündigungsschreiben würden keine Gründe für die Entlassungen genannt. "Auch auf wiederholte Anfragen des von mir beauftragten Anwalts wurden bis heute keine Gründe genannt", schreibt der ehemalige Direktor. Schön dagegen teilt in seiner Stellungnahme mit, die Anwälte hätten sich dazu ausgetauscht.

Schreiber hat seiner eigenen Darstellung nach aus der Zeitung und über Dritte erfahren, dass der Vorstand angebe, seine Entlassung sei wegen einer Störung des Betriebsfriedens unvermeidbar gewesen. Er versichert, dass dieser von seiner Seite aus nicht gestört worden sei. "Mir sind kollegialer und wertschätzender Umgang sehr wichtig." Auch sonst habe es keinen Grund für eine Kündigung gegeben. Auf die Frage, ob es nicht vor der eigentlichen Kündigung Gespräche mit ihm zum Thema Betriebsfrieden gegeben habe, reagiert Schreiber allerdings nicht, während Schön bestätigt, dass Gespräche stattgefunden hätten

Auch Pressesprecherin Claudia Lamas Cornejo, die unter anderem Yoga und Kunst vereinen wollte, musste gehen. (Foto: Georgine Treybal)

Was Claudia Lamas Cornejo betrifft, die sich selbst persönlich gegenüber der SZ bislang nicht äußerte: Nach Schreibers Ansicht hat sie durch ihre freundliche, offene Art das Betriebsklima erheblich verbessert. Durch ihre Arbeit habe sie bereits in ihrem ersten Dienstjahr für beträchtliche Steigerungen der Sichtbarkeit des Buchheim Museums in Presse und Sozialen Medien gesorgt. "Ein großer Teil des Erfolgs unserer Ausstellungen sind ihrer engagierten PR-Arbeit zu verdanken", findet Schreiber.

Er selbst blickt einstweilen mit Stolz auf das von ihm Geleistete. "Es ist unserem Team in meiner Dienstzeit gelungen, den Besucherzuspruch auf nahezu verdoppeltem Niveau stabil zu halten." Als Grund dafür nennt er die gemeinsam mit dem Vorstand erreichte Öffnung des Hauses für den Austausch mit anderen Sammlungen und Museen, der bis zu seinem Amtsantritt im Jahr 2013 nicht möglich gewesen war.

Gerade auch in letzter Zeit profitiere das Museum von seinen Initiativen, meint Schreiber. Er verweist auf die Ausstellung "Brücke + Blauer Reiter", mit der das Museum 2022 das Besucherniveau von vor der Corona-Krise übertroffen habe. Im September eröffne mit den "Musical Swings" der kanadischen Künstlerinnengruppe "Daily tous les jours" der erste Meilenstein der "Wunderwelt Bernried", eines Gemeinschaftsprojekts mit der Gemeinde Bernried. Und dank der von ihm zu Wege gebrachten Ott o-Waalkes-Ausstellung zähle das Jahr 2023 zu den erfolgreichsten des Museums.

Doch jetzt müssen Schreiber und Claudia Lamas Cornejo erst einmal abwarten. Bis über die Kündigungsschutzklage in einem Prozess vor dem Arbeitsgericht entschieden ist, betreut Erich Schneider, Mitglied des Stiftungsrats und bis 2020 Direktor des Museums für Franken in Würzburg, das Haus am Starnberger See.

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