Zum 75. Geburtstag:Otto ist wieder da

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So geht ottonormal: Hände wie Pfötchen vor den Körper halten, hasenzähniges Grinsen aufsetzen, loshoppeln und dabei "Holladahiti" jodeln. (Foto: Georgine Treybal)

Otto Waalkes, Deutschlands berühmtester Blödelbarde, präsentiert im Buchheim-Museum in einer Geburtstagsschau einen Querschnitt durch sein künstlerisches Lebenswerk - natürlich mit reichlich Ottifanten-Motiven.

Von Katja Sebald, Bernried

Kunst von Weltrang hängt an den Wänden des Buchheim-Museums, berühmte Persönlichkeiten waren dort zu Gast. Einen solchen Medienrummel aber haben sie hier seit der Eröffnung im Jahr 2001 nicht erlebt: Wie ein Rockstar ließ sich Otto Waalkes beim Pressetermin am Freitagvormittag in Bernried empfangen. Deutschlands bekanntester Ostfriese feiert seinen 75. Geburtstag in Bayern. Von diesem Samstag an zeigt das Buchheim-Museum "Otto - Die Ausstellung", zwischen 11 und 13 Uhr wird sich der Jubilar am Eröffnungstag selbst unter die Besucher mischen.

Museumsdirektor Daniel J. Schreiber wird nicht müde, die schöne Anekdote zu erzählen, dass Otto Waalkes im vergangenen Jahr an der Museumskasse abgewiesen wurde, weil er einen Tag zu früh für die Ausstellung seines Kollegen Rudi Hurzlmeier angereist war. Nach diesem missglückten ersten Besuch sei man jedoch ins Gespräch gekommen und habe die Jubiläums-Ausstellung zu Ottos 75. Geburtstag in diesem Jahr vereinbart. Jetzt ist es soweit: Otto ist wieder da. Und mit ihm ein Querschnitt durch sein Lebenswerk. Die große Geburtstagsschau umfasst rund 200 Gemälde und Zeichnungen, ergänzt durch Anschauungsmaterial aus Ottos Universum: Plattencover, Filmplakate, Originalrequisiten.

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Sogar ein krummer Nachbau von "Dat Otto Huus" aus Emden und eine Art Atelier sind im großen Ausstellungssaal zu sehen, in dem normalerweise die Kunst von Weltrang hängt. "Ich fühle mich hier schon fast wie zu Hause", sagte denn auch der "Lachmann der Nation", wie der Spiegel einst titelte, in die Kameras. Keine Fotopose war ihm zu albern, keine Reporterfrage zu blöd. Fast keine: "Das geht Sie gar nichts an", konterte er auf: "Was geht beim Malen in Ihnen vor?"

Und was erwartet nun den Ausstellungsbesucher - abgesehen von Plüsch-Ottifanten an der Museumskasse und Filmmitschnitten mit Ottos legendären, aber doch mittlerweile etwas aus der Zeit gefallenen Auftritten von "Susi Sorglos" bis "Harry Hirsch"? Man dürfe sich auf einen "Ritt auf dem Rücken des Ottifanten durch die Kunstgeschichte" freuen, versprach Museumsdirektor Schreiber. Das sieht dann so aus: Aus Michelangelos berühmtem Fresko von der "Erschaffung Adams" ist ein niedlicher Ottifant geworden, der sein Rüsselchen dem Gottesfinger entgegenstreckt.

Ottos "Creation of the Ottifant". (Foto: Georgine Treybal)
Otto präsentiert seine ganz eigenen Bilder - so wie das Gemälde "Teestunde". (Foto: Georgine Treybal)
Die "Hommage an Keith III". (Foto: Georgine Treybal)

Anstatt Caspar David Friedrichs "Wanderer über dem Nebelmeer" hat Otto sich selbst und einen Ottifanten als Rückenfiguren gemalt. Sogar an Vermeers wunderbares Bild von der "Dienstmagd mit Milchkrug" hat er sich gewagt. Er zeigt seinen "Turm der blauen Elefanten" anstatt Franz Marcs "Turm der blauen Pferde". Und anstelle von Edward Hoppers berühmten "Nighthawks" sitzen nun an der nächtlichen Bar eben Ottifanten. Dieser gemalte Finden-Sie-den-Fehler-Reigen gipfelt in dem Gemälde vom "Schlafenden Otto" im Liegestuhl, der es sogar direkt neben das Original von Erich Heckel mit dem "Schlafenden Pechstein" geschafft hat.

Man muss Otto Waalkes zugute halten, dass er ein durchaus versierter Maler ist. In den 1970er-Jahren studierte er an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Und wenn ihm nicht eine Karriere als Deutschlands berühmtester Blödelbarde dazwischen gekommen wäre, dann wäre aus Otto Waalkes vermutlich ein lustiger Kunsterzieher geworden. Zugute halten muss man Otto als Maler auch, dass er recht virtuos zwischen fast altmeisterlicher Malweise und Pop-Art wechselt. Und wenn er nicht gerade einen Vermeer oder ein Lenbach-Porträt nachmalen will, dann gelingt ihm vieles auf seinen mit Ostfriesentee grundierten Leinwänden doch erstaunlich gut.

Ein Edward-Hopper-Bild in der Waalkes-Interpretation. (Foto: Georgine Treybal)
Ostfriesisches Stillleben: Ottos Bild "Flaute". (Foto: Georgine Treybal)

Und nicht zuletzt muss man Otto zugute halten, dass er sich gründlich auf die Eroberung Bayerns vorbereitet hat: Wie der siegreiche Napoleon auf dem Gemälde von Jacques-Louis David hoch zu Ross die Alpen überschreitet, so reitet auch Otto auf dem Ausstellungsplakat mit wehendem Mantel auf dem Ottifanten in Richtung Zugspitze. Er hat sich nicht nur intensiv mit Buchheims Sammlung beschäftigt, er hat sogar König Ludwig II. in seinem Prunkschlitten gemalt - und ihm natürlich einen Ottifanten auf den Schoß gesetzt.

Am Ende bleibt aber doch die Frage, mit welchem Gewinn der Museumsbesucher diese Ausstellung verlässt, außer vielleicht mit einem Selfie vor dem goldenen Kuss zwischen Otto und einem Ottifanten oder mit einem Plüschottifanten von der Museumskasse.

"Otto - Die Ausstellung" ist bis zum 11. November 2023 zu sehen.

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