Bereits gleich nach den Osterfeiertagen werden erste Bauarbeiten für das geplante BMW-Werk in den niederbayerischen Gemeinden Straßkirchen und Irlbach im Landkreis Straubing-Bogen starten. Das zuständige Landratsamt in Straubing hat einem entsprechenden Antrag auf vorzeitigen Beginn durch den Autokonzern zugestimmt.
Wie ein Sprecher des Landratsamts auf Nachfrage der SZ bestätigte, ist der Bescheid am Mittwoch ergangen, theoretisch könnten damit "ab sofort" Arbeiten auf dem Gelände beginnen. Zuvor hatte BR24 darüber berichtet. Demnach soll es nach Ostern losgehen, die jetzt erteilte Genehmigung betrifft etwa den Abtrag von Erde auf dem Baufeld oder Vorbereitungen zur Einrichtung der Großbaustelle.
Die eigentliche Bewilligung des Fabrikbaus steht noch aus, der Zeithorizont dürfte angesichts zahlreicher Einwendungen nicht in kurzfristiger Zukunft liegen. Die Vorab-Genehmigung ist kein ungewöhnlicher Schritt, läuft laut dem Sprecher "völlig unabhängig" vom Projekt an sich.
Sollte BMW überraschend doch das neue Werk nicht errichten dürfen, könnten die schon getätigten Maßnahmen auf Kosten des Konzerns rückgängig gemacht werden.
Der Autokonzern errichtet auf einem 105 Hektar großen Areal in den Gemeinden Straßkirchen und Irlbach ein Montagewerk für Batterien für Elektroautos. Diese Hochvolt-Speicher, nach Plänen vom Jahr 2026 an pro Jahr 600 000 Stück, sollen dann unter anderem in den Werken Regensburg und Dingolfing in BMW-Produkte verbaut werden. In einem ersten Abschnitt sollen etwa 60 Hektar bebaut werden, für die verbleibenden 45 Hektar gibt es Ausbauszenarien; zugleich hat sich BMW das Vorkaufsrecht für weitere 36 Hektar Ackerland gesichert.
Seit zum Jahresbeginn 2023 die Pläne für das Werk publik wurden, sind diese auch umstritten. Es gab zum Beispiel einen von Kritikern initiierten Bürgerentscheid, der jedoch mehrheitlich eine Zustimmung für das Werk zum Ergebnis hatte.
Die Wahlberechtigten im hauptsächlich betroffenen Straßkirchen hatten im September vergangenen Jahres mit Dreiviertelmehrheit den Weg für das neue Batteriewerk des Autobauers in ihrer Gemeinde freigemacht. 24,7 Prozent lehnten es ab. Ein Bürgerbegehren gegen die Batteriefabrik, das die Initiative "Lebenswerter Gäuboden" gleichzeitig zur Abstimmung gestellt hatte, bekam nur 29,6 Prozent Ja-Stimmen, 70,4 Prozent der Abstimmenden lehnten es ab. Die Wahlbeteiligung lag bei 76,9 Prozent. Zuvor hatte sich der Straßkirchner Gemeinderat klar hinter die Ansiedlung gestellt, durch die einmal bis zu 3200 Arbeitsplätze entstehen sollen.
In den Augen von BMW zeigte das klare Votum, "dass viele Bürgerinnen und Bürger Investitionen in zukunftsfreundliche Technologien und Arbeitsplätze befürworten". Gleichzeitig könne man sehen, "dass mit guten Lösungsansätzen, einem transparenten Prozess und offenem Dialog belastbare Entscheidungen für eine gemeinsame Zukunft getroffen werden können".
Freude herrschte damals bis in die Staatsregierung hinein. "Das Ergebnis ist ein gutes Signal für die Region und den Wirtschaftsstandort Bayern", schrieb Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf der Plattform X. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) dankte den Bürgern dafür, dass sie "die richtige Wahl getroffen haben". Damit bleibe Bayern "ein autofreundliches Land".
Autoindustrie:Acker oder Akkus
Im niederbayerischen Straßkirchen haben sie einen der besten Böden der Welt. Am Sonntag entscheiden die Bürger, ob BMW dort seine Batteriefabrik bauen darf. Es geht um Klima und Heimat und nebenbei um die wirtschaftliche Zukunft Bayerns.
Die Gegner sorgen sich um den zunehmenden Flächenfraß, der Gäuboden als äußerst fruchtbarer Boden für die Produktion von Lebensmittel müsse erhalten bleiben. Zudem würden die kleinen Gemeinden durch das Projekt überfordert, etwa wegen des zu erwartenden Zuzugs und Verkehrs. Der Bund Naturschutz, der ein solches Batteriewerk an sich goutiert, hatte der Staatsregierung vorgeworfen, nicht nach dem bestmöglichen Standort gesucht zu haben: "Mithilfe von Wirtschaftsminister Aiwanger wurde BMW der rote Teppich zur Betonierung von bestem Ackerboden ausgerollt".
BMW begleitet das Projekt mit Informationsmaßnahmen in der Region. Die soll es laut BR24-Bericht nun auch zu den ersten Arbeiten auf dem Gelände geben, mit einer Postwurfsendung. Darin heißt es, die Erdarbeiten werden bis zum Spätsommer dauern. Man habe spezielle Fahrwege mit Logistikbetrieben vereinbart, um die Verkehrsbelastung etwa auf der Fahrt zu regionalen Kiesgruben möglichst gleichmäßig zu verteilen.
Maßnahmen sollen Wiesenbrüter wie Feldlerche und Kiebitz davon abhalten, auf dem Areal Nester zu bauen, es gibt Ausgleichsflächen. In dem Info-Schreiben erklärt BMW laut dem Bericht außerdem, dass man das neue Werk an den Schienenverkehr anbinden wolle. Es gebe bereits Gespräche mit der Infra GO AG (ehemals DB Netz), den Gemeinden Straßkirchen und Irlbach sowie Grundstückseigentümern.