Verkehrspolitik:Zurück auf die rechte Spur

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Am 25. Juli war erstmalig die Abfahrt des Transit-Schwerlastverkehrs von den Autobahnen A8 und A93 zur Umgehung des Staus an der deutsch-österreichischen Grenze verboten worden. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Bayern reagiert auf die dauernden Tiroler Lkw-Blockabfertigungen seinerseits mit Straßensperren für Lastwagen. Am Montag haben mehr als 50 Polizisten über 60 Transit-Lkw an den Ausfahrten gleich wieder auf die Autobahn geschickt.

Von Matthias Köpf, Rosenheim

Nicht einmal eine Stunde, nachdem die Tiroler am Montag um fünf Uhr früh wieder mit ihrer gewohnten Lkw-Blockabfertigung bei Kufstein begonnen hatten, passierte wieder einmal das, wovor man auf bayerischer Seite der Grenze immer wieder gewarnt hatte. Die Lastwagen, die auf der rechten Spur der Inntalautobahn auf die Einfahrt nach Österreich warteten, stauten sich schon bis hinter Oberaudorf zurück, doch der Fahrer eines Kleintransporters erkannte das zu spät und fuhr auf einen langsamen Lastzug auf.

Nach diesem schweren Unfall sperrte die bayerische Polizei die Autobahn Richtung Innsbruck und leitete alle Pkw durch die Orte Brannenburg und Oberaudorf um. Die Lastwagen allerdings mussten dieses Mal auf der Autobahn bleiben, denn während der Blockabfertigung am Montag galten erstmals die neuen bayerischen Fahrverbote für Transit-Lkw abseits der Autobahnen A 93 und A 8.

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Die Staatsregierung hatte diese Durchfahrverbote erst am Freitag vorgestellt, die entlang der A 8 von Holzkirchen nahe München bis zur Grenze nach Salzburg reichen. Sie gelten ausschließlich für Lkw über 7,5 Tonnen und auch nur dann, wenn die Tiroler alle Laster, die nach ihren diversen Wochenend- und Nachtfahrverboten auf die Einreise warten, nur verzögert ins Land lassen, weil sonst ihr Straßennetz überlastet sei. Überlastet waren dafür dann bisher vor allem die Straßen im bayerischen Inntal, wo manche Lkw-Fahrer nach Schleichwegen suchten und meistens doch nur den nächsten Stau fanden. In dem standen dann aber auch Pendler, Schulbusse, Pflegedienste und schlimmstenfalls sogar Rettungswagen.

27 Kilometer Stau

Weil die Autobahngesellschaft des Bundes so schnell keine Ausfahrten dicht machen wollte, musste stattdessen nun eine ganze Reihe von Landratsämtern die umliegenden Staats- und Kreisstraßen für Lkw Richtung Österreich sperren. Am Montagfrüh machte noch die kreisfreie Stadt Rosenheim eine letzte Lücke dicht. Inszeniert wurde die Maßnahme allgemein so, als ob man es den Tirolern im jahrelangen Transitstreit nun mal so richtig heimzahlen werde. Die Nachbarn wiederum zeigen sich aber eher erfreut, dass es die Bayern jetzt auch kapiert hätten und ebenfalls auf Lkw-Fahrverbote setzten.

Zu Premiere am Montag stauten sich die Laster in Bayern in der Spitze von Kiefersfelden über 27 Kilometer bis auf die A8 bei Rosenheim-West zurück. Das war gegen 11 Uhr, als die Tiroler Blockabfertigung schon wieder eine Stunde beendet war. Der Stau löste sich dementsprechend bis zum Mittag wieder auf. Die bayerische Polizei kontrollierte an den Ausfahrten nach eigenen Angaben mit mehr als 50 Beamten mehr als 600 Lkw und schickte rund ein Zehntel davon wieder auf die Autobahn zurück, weil das Ziel ausweislich der Frachtpapiere eben nicht irgendwo in den Orten an der A8 und der A93 lag, sondern drüben in Österreich oder noch weiter südlich jenseits des Brenners.

Gleich den ganzen Tag über galt am Montag ein Fahrverbot für Transit-Lkw, welches das Landratsamt in Bad Reichenhall für das sogenannte Kleine deutsche Eck erlassen hatte. Diese kürzeste Verbindung zwischen Salzburg und dem Salzburger Pinzgau sowie Teilen Tirols führ quer durch den Landkreis Berchtesgadener Land, Anwohner in Bad Reichenhall und Schneizlreuth haben sich zuletzt immer wieder darüber beklagt, dass ein Lkw-Nachtfahrverbot für das Kleine deutsche Eck oft ignoriert und auch kaum kontrolliert werde. Die nächste Blockabfertigung und damit die nächsten bayerischen Straßensperrungen wird es laut dem aktuellen "Dosierkalender" der Tiroler Landesregierung am 4. Oktober geben.

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