Zugausfälle im Allgäu:Wenn Biber planen

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Der Biber baut mitunter Dämme und Burgen an Orten, wo der Mensch sie als höchst hinderlich erachtet. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

In Bayern arbeiten die geschützten Tiere aktiv bei der Landschaftsgestaltung mit. Zwei von ihnen haben es sogar zu Berühmtheit im Internet gebracht.

Glosse von Felix Hamann

Bei der Deutschen Bahn fallen Züge aus. So weit, so alltäglich. Diesmal trifft es auch Reisende auf dem Weg nach Oberstdorf im Allgäu. Der Grund dafür ist ein Schaden auf der Strecke nach Immenstadt. Auch das klingt eher wenig überraschend angesichts des maroden Bahnnetzes. Doch um fair zu bleiben: die Bahn trifft diesmal keine Schuld. Verantwortlich dafür sind nämlich Biber.

Die Tiere haben den Bahndamm ramponiert. Ein Gutachter soll nun prüfen, wie hoch der Schaden ist und ob die Bauherren dort überhaupt noch anzutreffen sind. Schließlich sind Biber viel beschäftigt, ständig gibt es etwas zu tun: Bäume abholzen, Bäche stauen, Burgen bauen.

In Kirchseeon im Landkreis Ebersberg haben sie sogar einen ehrenamtlichen Job als Landschaftspfleger. Hier plant die Gemeinde, das vertrocknete Moos mittels Spundwänden naturnäher zu gestalten. Eine kleine Population von Bibern ist aber schon ganz unbürokratisch aktiv geworden und hat mit eigenen Stauarbeiten begonnen, kostenlos.

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Biber - von ihnen gibt es inzwischen wieder 22 000 Exemplare in Bayern - sind eigenwillige Tiere. Sie verfolgen Pläne, die den Menschen und speziell den Landwirten nicht immer plausibel erscheinen. Welcher Baum weg muss, das entscheiden sie nach Lust und Laune. Vor ein paar Jahren machten sie in Bayern und darüber hinaus mit zwei Videos Furore: eines zeigt einen schwäbischen Biber, der durch die nächtliche Augsburger Innenstadt spaziert. Trotz Corona-Ausgangssperre. Dass die Ampel auf Rot war, kümmerte ihn nicht, normalerweise werden dafür fünf Euro Bußgeld fällig.

Ein niederbayerischer Artgenosse schleppte Ende 2019 in der Nachtschicht einen Ast über die Straße. Der Beifahrer eines Autos stieg aus und half ihm dabei. Der Kommentar des Fahrers ( "I scheiß ma in d'Hosn") machte aus dem Clip ein bleibendes Video-Kunstwerk.

Vom Biber am Bahndamm auf der Strecke nach Immenstadt war bisher nichts zu sehen, was schade ist. Ob er einen Beitrag zum Hochwasserschutz leisten wollte, ist nicht bekannt. Vielleicht verfolgt er an einer anderen Stelle bereits wieder ein neues Kreativ-Projekt.

Bis Ende Oktober bleibt der Touristenort jedenfalls vom Bahnverkehr abgeschnitten.

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