Traunstein:Gestohlenes Papst-Brustkreuz war nur durch Plexiglas gesichert

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Das Brustkreuz, das der verstorbene Papst Benedikt XVI. der Kirchengemeinde in seiner Heimatstadt Traunstein geschenkt hatte, bleibt verschwunden. Den mutmaßlichen Dieb hat die Polizei nun aber gefasst. (Foto: Wolfgang Radtke/KNA)

Noch immer fehlt von Benedikts Schmuckstück jede Spur, nun wird aber klar: Der oder die Täter hatten bei ihrem Einbruch in eine Traunsteiner Kirche leichtes Spiel.

Von Matthias Köpf, Traunstein

Das Brustkreuz von Benedikt XVI., das am Montagnachmittag aus der Stadtkirche St. Oswald in Traunstein gestohlen wurde, mag vielleicht nicht das prunkvollste Stück im päpstlichen Schmuckkästchen gewesen sein. Auf vielen Fotos im Internet, die derzeit auch von den Kunstfahndern des Landeskriminalamts eifrig angeklickt werden, hängt es meistens über Benedikts weißer Soutane, also quasi über dem alltäglichen Blaumann eines einfachen Arbeiters im Weinberg des Herrn, als den sich Benedikt selbst bezeichnet hat. Zum liturgischen Gala-Gewand kamen dagegen eher prächtigere Pektorale zum Einsatz. Für die Pfarrei St. Oswald ist das Kreuz, das ihr der emeritierte Papst 2016 geschenkt hat, trotzdem von unschätzbarem Wert. Womöglich hätte sie es dann aber nicht hinter schlichtem Plexiglas verwahren sollen.

Aus diesem Material bestand nämlich die Scheibe jener Vitrine im Mauerwerk von St. Oswald, in der das Kreuz seit Abschluss der Kirchenrenovierung 2020 ausgestellt war. So war es jedenfalls am Donnerstag vom LKA zu erfahren. Ein bisschen dicker war die Kunststoffscheibe demnach zwar schon, aber eben eindeutig nicht so fest, dass sie dem offenkundigen Gewaltakt des oder der Täter widerstanden hätte. Dass es keine Alarmanlage oder sonstige Sicherungen gab, hatte das LKA schon zuvor mitgeteilt.

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Auch für dessen Ermittler ist der Wert des Kreuzes weiterhin unschätzbar, weil sie bisher weder in Traunstein noch im Ordinariat in München noch im Vatikan wen aufgetrieben haben, der ihnen sagen könnte, wer das Kreuz woraus gefertigt und in der Mitte mit welchem Stein versehen hat - und wie es dann dem Papst zukam. Von einer gewissen Qualität der Arbeit gehen die Fahnder dabei schon aus. Denn wer wird Benedikt, der im Gegensatz zu seinem Nachfolger noch gesteigerten Wert auf kirchliche Prachtentfaltung gelegt hat, schon irgendwelchen Tand anhängen wollen? Womöglich noch aus Plastik, so wie die Vitrine.

Man nehme derzeit an, dass das Kreuz nicht aus massivem Gold, sondern wohl nur vergoldet war, heißt es vom LKA, dessen Kunstfahnder sich am Donnerstag in Traunstein selbst ein Bild machen und Zeugen vernehmen wollten. Aus den Überschriften in mehreren Medien (auch der SZ), wonach "das Brustkreuz von Papst Benedikt gestohlen" wurde, lassen sich dagegen keine sachdienlichen Hinweise ziehen. Sollte aber der Ende 2022 gestorbene Benedikt tatsächlich selbst der Täter gewesen sein, so hieße dies vor allem eins: Dass der katholischen Kirche die Wunder einfach nicht ausgehen.

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