Katholische Kirche:Brustkreuz von Papst Benedikt aus Traunsteiner Kirche gestohlen

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Am Montag wurde das Brustkreuz des toten Papstes Benedikt aus der Traunsteiner Stadtkirche gestohlen. (Foto: Uli Deck/dpa)

Kurz vor dem Zivilprozess am Landgericht Traunstein gegen die katholische Kirche wird ein wertvolles Schmuckstück des ehemaligen Papstes entwendet. Nun ist die Frage, ob da ein Zusammenhang besteht.

Von Matthias Köpf, Traunstein

Das Prunkstück hatte seinen Ehrenplatz gleich in der Nähe des Hauptportals von St. Oswald, direkt neben dem Ständer mit den Mitteilungsblättern, den Informationsheftchen und den kirchlichen Zeitschriften. Die Kasse mit dem Kleingeld für all diese Zeitschriften war auch aufgebrochen am Montagabend, vor allem aber war die Glasscheibe der Vitrine zerstört, die dort hochkant in die Mauer eingelassen ist. Und aus dieser Vitrine fehlt seither etwas, das nicht nur für die katholische Pfarrei St. Oswald in Traunstein von unschätzbarer Bedeutung ist: Das päpstliche Brustkreuz von Benedikt XVI., das dieser seiner Heimatpfarrei im Februar 2016 geschenkt hatte, drei Jahre nach seinem überraschenden Rückzug aus dem höchsten katholischen Kirchenamt.

Es ist nicht der erste Diebstahl aus St. Oswald in der jüngeren Vergangenheit. Vor einigen Wochen soll der historische Opferstock verschwunden sein. Diese Kasse für die Spenden der Gläubigen und Kirchenbesucher wurde später wieder gefunden. Das goldene Brustkreuz des Papstes, an Wert wohl kaum je mit Spenden im Opferstock aufzuwiegen, bleibt verschwunden.

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Am Montag irgendwann zwischen dem späten Vormittag und dem späten Nachmittag muss die Vitrine aufgebrochen oder aufgehebelt worden sein. Dies teilte das bayerische Landeskriminalamt am Dienstagmittag mit, just während am nur wenige hundert Meter vom Stadtplatz und St. Oswald entfernten Traunsteiner Landgericht jener mit Spannung erwartete Prozess begann, in dem ursprünglich auch der emeritierte Papst Benedikt eine Hauptrolle spielen sollte.

Ein ehemaliger Ministrant aus Garching an der Alz will mit dem Prozess Schadenersatz einklagen von der Erzdiözese München-Freising, dem früheren Garchinger Pfarrer und den eventuellen Erben des Ende vergangenen Jahres gestorbenen Papstes. Der nachmalige Benedikt XVI. hatte einst als Münchner Erzbischof Joseph Ratzinger Verantwortung getragen für die Versetzung dieses Pfarrers nach Garching, obwohl dieser ein verurteilter Missbrauchstäter gewesen ist und seinen Kirchenoberen auch als solcher bekannt war. Weil es bisher keine Erben gibt, die an Benedikts Stelle Schadenersatz leisten könnten, hat das Gericht diesen Teil des Verfahrens am Montag abgetrennt.

Das Brustkreuz, das der verstorbene Papst Benedikt XVI. oft bei besonderen Anlässen trug, bleibt verschwunden. (Foto: -/dpa)

Ob der Diebstahl des päpstlichen Brustkreuzes mit dem Prozess zusammenhängen könnte, war schnell Gegenstand zahlreicher Mutmaßungen. Weder Kirchenvertreter noch Polizei oder Staatsanwaltschaft machen dazu irgendwelche Angaben. Das LKA hält sich mit näheren Information ohnehin zurück, "aus ermittlungstaktischen Gründen", wie es heißt. Selbst den rein materiellen Wert des Diebesguts konnte am Dienstag niemand auch nur annähernd beziffern. So wusste auch das LKA noch nicht zu sagen, ob das Brustkreuz aus massivem Gold oder lediglich vergoldet ist und ob der grüne Stein in der Mitte ein echter Smaragd ist oder nicht. Wie widerstandsfähig das Glas der Vitrine war, sei ebenfalls unklar. Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie eine Alarmanlage habe es nicht gegeben.

Sicher ist nach Angaben der Erzdiözese hingegen, dass Benedikt über mehrere solcher sogenannten Pektorale verfügte. Das nun gestohlene Stück wurde demnach seit Abschluss der jüngsten Renovierung von St. Oswald im Jahr 2020 in der Vitrine aufbewahrt, in der es an seiner goldfarbenen Kordel hing. Diese Kordel haben der oder die Diebe laut einem LKA-Sprecher nicht mitgenommen, sondern das an einem kleinen Karabiner eingehängte Kreuz offenbar daran abgenommen.

Am Dienstagnachmittag war die Kirche, in der Benedikt 1951 seine Primiz gefeiert hat und vor der seit 2007 eine Bronzebüste des Papstes steht, wieder frei zugänglich. Am Stadtplatz herrschte nach Beschreibungen aus Traunstein der übliche sommerliche Betrieb. Im Rathaus gleich neben St. Oswald zeigte sich Oberbürgermeister Christian Hümmer in einer ersten Reaktion "entsetzt" über den Diebstahl. Das Kreuz habe "für die Stadt und die Stadtkirche Traunstein einen hohen ideellen Wert". Er habe volles Vertrauen in die Arbeit der Polizei und hoffe, dass der oder die Täter schnell gefunden würden.

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